Cyberspionage

USA klagen erstmals chinesische Militärhacker an

Web
20.05.2014 08:41
Die USA haben erstmals Vertreter des chinesischen Staates wegen Wirtschaftsspionage im Internet angeklagt. US-Justizminister Eric Holder machte am Montag Vorwürfe gegen fünf Offiziere der chinesischen Volksbefreiungsarmee öffentlich, die mit Cyberattacken Handelsgeheimnisse von US-Unternehmen gestohlen haben sollen. Die Regierung in Peking reagierte mit scharfem Protest und legte die Zusammenarbeit mit Washington bei Cyberfragen auf Eis.

Die US-Regierung werde die "Untergrabung des fairen Wettbewerbs" durch Cyberspionage nicht tolerieren, sagte Holder bei einer Pressekonferenz. Die vor einem Bundesgericht in Pennsylvania erhobene Anklage richtet sich gegen fünf Hacker, die Teil einer Sondereinheit des chinesischen Militärs sein sollen. Die Verdächtigen sollen demnach zwischen 2006 und 2014 in die Computernetzwerke von fünf US-Unternehmen und einer Gewerkschaft eingedrungen sein. Dort hätten sie Industriegeheimnisse und vertrauliche Informationen über Unternehmensstrategien gestohlen, um chinesischen Firmen einen Wettbewerbsvorteil zu verschaffen.

Opfer der Cyberattacken waren den Angaben zufolge der Atomenergiekonzern Westinghouse, der US-Ableger des deutschen Photovoltaik-Konzerns SolarWorld, der Stahlriese US Steel, der Aluminiumhersteller Alcoa, das auf Metallproduktion spezialisierte Unternehmen Allegheny Technologies sowie die große Industriegewerkschaft USW. Das chinesische Vorgehen erfordere eine "aggressive Antwort", sagte Holder. Zum ersten Mal werde die US-Justiz daher Vertreter eines anderen Staates wegen Cyberspionage zur Verantwortung ziehen.

Einheit 61398
Allerdings ist es unwahrscheinlich, dass die fünf Hacker je auf einer Anklagebank in den USA sitzen werden. Die Verdächtigen gehören mutmaßlich zur Einheit 61398 der Volksbefreiungsarmee, die von einem unscheinbaren Hochhaus in einem Vorort von Shanghai aus die Cyberangriffe steuern soll. Laut einer im Februar vergangenen Jahres veröffentlichten Untersuchung der US-Sicherheitsfirma Mandiant soll die Spezialeinheit eine "ausgedehnte Cyberkampagne" gegen mehr als 140 Ziele in den Vereinigten Staaten führen.

Milliardenschäden durch Cyberspionage
Die Wirtschaftsspionage über das Internet verursacht in den USA hohe Schäden, der "Washington Post" zufolge reichen die Schätzungen über die jährlichen Einbußen von 24 bis 120 Milliarden Dollar (bis zu 87 Milliarden Euro). Ein Bericht des US-Kongresses aus dem Jahr 2012 bezeichnete China als den "bedrohlichsten Akteur im Cyberspace".

China weist Vorwürfe scharf zurück
Das chinesische Außenministerium wies die Vorwürfe als "unbegründet und absurd" zurück. Chinas Regierung und Militär seien "niemals" an Cyberdiebstahl von Handelsgeheimnissen beteiligt gewesen. Die Beschuldigungen basierten auf "absichtlich erfundenen Fakten" und "gefährden das Vertrauen und die Kooperation zwischen China und den USA", sagte ein Außenamtssprecher. Er rief die USA auf, "ihre Fehler sofort zu korrigieren und die Anklage zurückzunehmen".

China setzte demnach seine Beteiligung an einer bilateralen Arbeitsgruppe für Cyberfragen aus, die vergangenes Jahr bei einem Besuch von US-Außenminister John Kerry in Peking eingerichtet worden war. Vizeaußenminister Zheng Zeguang zitierte noch am Montagabend den US-Botschafter in Peking zu sich, um den chinesischen Protest gegen die Anklage in den USA zu übermitteln.

"Selbst Opfer der USA"
Das Außenministerium drehte zudem den Spieß um und beschuldigte die USA unter Hinweis auf die jüngsten Enthüllungen über US-Spionageaktivitäten des "weitreichenden und organisierten Cyberdiebstahls". Es beklagte amerikanische Abhöraktionen und Überwachung ausländischer Führer und Unternehmen. China sei "ein Opfer" der Schnüffeleien der USA.

Das Magazin "Der Spiegel" und die "New York Times" hatten im März unter Berufung auf Unterlagen von Edward Snowden berichtet, dass die NSA in China neben der Staatsführung auch den Netzwerkriesen Huawei ins Visier genommen habe. Die Firma ist einer der größten Konkurrenten des US-Konzerns Cisco.

Als Grund für die Ausforschung gab die NSA den Berichten zufolge in einem internen Papier an, dass "viele unserer Ziele über Huawei-Produkte kommunizieren" und der Geheimdienst auf dem Stand der Technik bleiben müsse. US-Präsident Barack Obama ließ die Vorwürfe zurückweisen und versicherte dem chinesischen Staatschef Xi Jinping bei einem Treffen Ende März, dass "die Vereinigten Staaten nicht spionieren, um sich einen wirtschaftlichen Vorteil zu verschaffen".

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