iPhone ohne Phone

iPod touch im Krone.at-Test

Elektronik
20.10.2007 18:07
Wie ein iPhone, nur eben ohne das „Phone“. So fühlt sich Apples neuer iPod touch an. Der ultradünne Multimedia-Player mit WLAN-Modul überzeugt mit revolutionären Killer-Features, die beim Großteil der Konkurrenz noch nicht einmal spruchreif sind. Im Krone.at-Test hielt der Touchscreen-iPod alle Versprechen, die „Papa“ Steve Jobs in seinen Lobpreisungen machte. Für den stolzen Fixpreis von 399,- Euro beim 16-Gigabyte-Modell sollte das aber auch außer Frage stehen.

Der iPod touch ist etwas höher als ein 5G-iPod-Video. Dafür beträgt die Höhe nur ein Drittel eines soeben durch die neuen iPod classic abgelöstes 60-GB-Modell. Nur zwei physisch vorhandene Tasten befinden sich am Gerät, der Rest wird über Apples revolutionären Touchscreen bedient. Man streichelt, wischt, ja beinahe liebkost den Haufen aus Aluminium, Kunststoff und Glas, wenn man sich durch MP3s, Videos oder Fotos navigiert.

Apple verspricht bis zu 20 Stunden Musik und zehn Stunden Videoleistung. Wir haben den Akku im Intensivtest in anderthalb Tagen leerbekommen, was die Apple-Zahlen ungefähr belegt. Im Mischbetrieb aus Audio, Video und Internet dürften es 11 bis 13 Stunden sein, die der Akku durchhält.

Musik
Im Vergleich zu herkömmlichen iPods fasziniert der iPod touch mit einer Reihe von Möglichkeiten Audiofiles aufzurufen: nach Songs, Interpreten, Wiedergabelisten oder Alben geordnet. Am beeindruckendsten kommt die Leistungsfähigkeit der Touchscreen-Software bei der Alben-Suchfunktion rüber. Im „Cover Flow“-Modus fächern sich die CD-Covers wie in einer Jukebox auf, sobald man den lagensensitiven iPod touch zur Seite kippt.

Was man aber bedenken sollte: Features wie Cover Flow kann man nur dann nutzen, wenn man sein MP3-Archiv mit iTunes verwaltet bzw. Musik aus dem iTunes-Store einkauft. Als kundenunfreundlichster Hersteller der Welt (man bedenke die drastische Preissenkung bei den iPhones nach wenigen Wochen zu Lasten der "Early Adopters" oder zum Beispiel Quicktime Pro, dessen gekaufter Product-Key durch jedes noch so kleine automatische Update seine Gültigkeit verliert) duldet Apple nunmal keine Third-Party-Software. In punkto Sound spielt der iPod touch in einer Liga mit dem iPod classic bzw. nano.

Foto
Im Test haben wir dem iPod touch ganze 1980 Fotos in einem Upload auf die Flashdisk geladen. Verblüffend: Es stellen sich selbst beim Scrollen durch alle (!) Fotos auf einmal kein Ruckeln oder andere Verzögerungen ein. Die Umstellung von Hoch- auf Breitformat (man kippt den iPod) ist allerdings etwas zu träge, wenn man sich schnell durch ein Album zappen möchte. Dafür beeindruckt die Zoom-Funktion: Mit zwei Fingern zieht man das Foto heran, kann es mit beliebig (und vor allem in flüssigen Bewegungen) über das Display rutschen lassen kann. Spreizt man die Finger über dem Display, wird es wieder kleiner.

Video
Das 3,5 Zoll große Breitbild-Display macht den iPod touch zum Videoplayer par excellence. Abgespielt werden allerdings nur .mov und MPEG-4-Dateien. Was schmerzt: Das Videoangebot im iTunes-Store ist momentan einfach zu dürftig. In den USA können sich Apple-Kunden ganze Staffeln von TV-Serien für durchwegs moderate Preise, die etwa auf dem Niveau der DVDs liegen, herunterladen. In Europa zieren sich die Lizenzverwalter. Über den iTunes-Wi-Fi-Store Österreich kann man übrigens keine Videos laden.

Internet
Durch das integrierte Wi-Fi-Modul bietet der iPod touch nicht nur Zugriff auf das Internet sondern auch auf den neu eingerichteten iTunes Wi-Fi-Store. Das Downloaden von Songs funktioniert recht flüssig, obwohl die Ladezeiten nicht kurz wie auf einem PC sind. Seinen iTunes Account muss man zuvor über den Safari-Browser aktivieren bzw. bei einer Erstanmeldung auf die iTunes-Software am PC oder Mac zurückgreifen. Beim Surfen mit Safari wird der eigens auf iPhone und iPod touch adaptierte Browser seinem Ruf gerecht. Nahezu alle Websites lassen sich komfortabel in einer Art Zoom-Modus betrachten. Es entstehen keine Auslesefehler, auch Webmail ist kein Problem. 

Einzig bei Plugins versagt Safari. WMV-Videos auf Websites sind nicht abspielbar, dasselbe gilt für DivX oder Real-Player-Files. Die virtuelle Tastatur auf dem iPod touch ist im Vergleich zu Smartphones und Touchscreen-PDAs mit Sicherheit eine der am besten umgesetzten, Menschen mit etwas kräftigeren Händen müssen dennoch etwas zu oft auf die Korrekturtaste tippen. Alles in allem sind die Internetfähigkeiten des iPod-Touch aber doch ziemlich unschlagbar.

Was noch fehlen würde, wären ein E-Mail-Client auf dem Desktop. In etwa so, wie der Direktzugang zu YouTube, der die beliebte Video-Sharing-Website zwar gekonnt auf den iPod-touch-Bildschirm liefert, allerdings sind auch hier die Caching-Zeiten etwas zu langsam. Getestet haben wir übrigens mit einer Chello-Classic-Internetverbindung in Wien und einem Apple Airport Extreme Router.

Fazit
Der iPod touch ist ein revolutionäres Gerät. So wie man ihn angekündigt hat. Punkt. Er beherrscht das, was er kann, weitaus besser als die Konkurrenz und rechtfertigt vor allem seine Features durch tatsächliche Einsatzmöglichkeiten. Die Wi-Fi-Funktion macht Sinn, weil der Safari-Browser ein Knüller ist und auch das mit dem iTunes-Store hervorragend klappt. Man muss sich nur mit seiner Brieftasche und etwaigen anderen Personen, die darauf Zugriff haben, einig werden. Und zwar möglichst bevor man einen iPod touch in der Hand hält. Er macht nämlich süchtig.

Christoph Andert

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