Lohnendes Ziel

Oberösterreich: 24 Stunden in Linz

Reisen & Urlaub
19.11.2017 10:45

Städtetrip in die oberösterreichische Landeshauptstadt im Herbst - warum nicht? Ein lohnendes Reiseziel.

Wohin in den Herbstferien? Heuer hatten wir durch schulautonome Tage erstmals zehn Tage im Herbst frei, herrlich und eigentlich sehr für eine Fernreise geeignet. New York, Malediven, Lissabon, aber dann schlussendlich (nur) Linz. In weniger als zwei Stunden sind wir da - durchaus ein Vorteil, wie auch mein Mann, der eigentlich weit weg wollte, zugeben muss.

10.45 Uhr: Wir treffen bei der voestalpine Stahlwelt ein. Die riesigen Werksanlagen des international erfolgreichen Stahlkonzerns erstrecken sich direkt an den Ufern der Donau und bilden sozusagen eine "Stadt in der Stadt". Um sich die Ausmaße ein bisschen zu verdeutlichen - im Areal verlaufen 90 Straßenkilometer und 160 Bahnkilometer; zum Vergleich: in Vorarlberg gibt es 130 Schienenkilometer. Hier hat man die seltene Möglichkeit, eine moderne Ausstellung mit einer Werksführung zu kombinieren. Etwa 75.000 Besucher kommen jährlich und nutzen dieses Angebot.

Wir beginnen im Museum, werfen einen faszinierenden Blick hinter die Kulissen. Mit unserer Führerin Sabine haben wir richtig Glück. Sie bringt uns die Abläufe locker näher, erklärt hochtechnische Vorgänge in einfachen, verständlichen Worten, weiß auf jede Frage eine Antwort. Besonders interessant ist natürlich, dass man auch einen Blick von einer Besucherkanzel zum Hochofen werfen kann. Gerade wird ein Abstich vorgenommen. Die Arbeiter in ihrer Hightech-Schutzkleidung sehen fast aus wie Außerirdische, was klar ist, wenn man sich diese unglaublichen Temperaturen vorstellt, unter denen die Schmelzer arbeiten müssen.

Jeder von uns hat irgendwo ein Stückchen von der voestalpine, z. B. im Auto oder auch in ganz einfachen Alltagsprodukten wie Einwegflaschen, die schließlich in einer Anlage geformt werden müssen. Der Konzern beschäftigt weltweit 50.000 Mitarbeiter, am Standort Linz sind es 11.000. Ein Besuch lohnt sich, erweitert die Allgemeinbildung.

15 Uhr: Können Sie sich unter einer Mural Harbor Tour etwas vorstellen? Im Linzer Hafen besteigen wir ein kleines Schiff, mit dem wir zuerst auf die offene Donau hinausfahren, den Wellengang spüren und dann in den ruhigeren Hafenbecken die besten Perspektiven der Kunstwerke genießen können. Leonhard kennt sich gut aus in der Szene, kann den besser Informierten unserer kleinen Gruppe ausführlich Auskunft geben. Wir sind unbelastet an diese Tour herangegangen, staunen nun über die beeindruckende Street Art, die den Linzer Hafen bunt hat werden lassen. Künstler aus unterschiedlichen Nationen haben hier eine faszinierende Freiluft-Galerie geschaffen. Nach etwa einer Stunde geht es dann zur Sache: Wir bekommen nun nicht nur den Aufbau eines Graffito veranschaulicht, sondern dürfen auch selbst sprayen. Ein sogenannter Crashkurs. Meine elfjährige Tochter Paulina findet das einfach nur cool; auch wenn ich Anglizismen selbst nicht als so "cool" einstufe, muss ich ihr in diesem Fall recht geben. Es macht einfach Spaß, hier ganz legal ein bisschen Kreativität auszuleben.

17 Uhr: Sehenswert ist der Hauptplatz, 220 m lang und 60 m breit, und somit der größte mittelalterliche Stadtplatz Österreichs, gesäumt von herrlichen Barockfassaden. Wir haben Hunger bekommen und gönnen uns in der Innenstadt beim Jindrak die berühmte Linzer Torte, werfen beim Überqueren der Nibelungenbrücke noch einen Blick auf die illuminierte Donau mit dem Lentos Kunstmuseum und dem Ars Electronica Center. Der Anblick ist schier sensationell, da hat der Direktor vom Tourismusverband, Georg Steiner, wahrlich nicht zu viel versprochen.

8 Uhr: Wir haben in Schloss Mühldorf ein bisschen außerhalb von Linz übernachtet. Nicht weil es in Linz nicht ausreichende Möglichkeiten gäbe, sondern weil ich das Schloss in so guter Erinnerung hatte, dass ich es meinem Mann unbedingt habe zeigen wollen. Das Frühstück ist ausgiebig und stärkt für den anschließenden Besuch im Ars Electronica Center, einer wahrlich außergewöhnlichen Museumsattraktion. Das "Museum der Zukunft" zeigt heute schon Technologien von morgen. Es gibt viel zum Anfassen, Ausprobieren und Erleben - besonders Kinder sind davon angetan. Die Zeit wird natürlich zu kurz, aber der Pöstlingberg wartet, bevor es wieder nach Hause geht.

"Linz verändert" ist das Motto für 2018. Im nächsten Jahr werden einige Jubiläen gefeiert, so zum Beispiel der 150. Todestag von Adalbert Stifter. Es wird wieder Höhenrausch-Führungen geben und auch der Besuch des Lentos Kunstmuseums, das eines der wichtigsten Museen für moderne Kunst in Österreich ist, muss auf später warten, wenn wir wiederkommen. Ich bereue es nicht, dass ich vergessen habe, rechtzeitig Flüge nach New York, auf die Malediven oder nach Lissabon zu buchen.

Andrea Thomas, Kronen Zeitung

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