Multiroom M5 & M7

Samsungs “smarte” Aktivlautsprecher im Praxistest

Elektronik
06.01.2015 08:00
Wer in den eigenen vier Wänden oder dem Geschäftslokal Musik nicht nur in einem, sondern in mehreren Zimmern hören möchte, musste bislang in vielen Fällen mühsam Kabel verlegen und diese von einem zentralen Mischpult aus bedienen. Intelligente Lautsprechersysteme bieten sich hier als unkomplizierte Lösung ohne Kabelsalat an und empfangen die gewünschten Klänge über WLAN. Wie zuverlässig das funktioniert und wo die Schwächen solcher Systeme liegen, hat krone.at am Beispiel der Samsung-Netzwerklautsprecher M5 und M7 getestet.

Smartphones und das Internet haben die Art, wie wir Musik hören, in den letzten Jahren drastisch verändert. Vorbei ist die Zeit, in der man sich eine CD anschaffte, um sie auf der heimischen Anlage zu hören. Immer öfter kommt die Musik vom Smartphone-Speicher, Streaming-Diensten und Online-Radios im Internet oder lokalen Musik-Servern im Heimnetzwerk. Um diese digitale Musik überall dort nutzen zu können, wo man sie gerne hören möchte, braucht es intelligente Abspielgeräte. Wurde der Markt für derlei Hi-Fi-Technik in den letzten Jahren noch vom Platzhirschen Sonos dominiert, drängt jetzt auch der südkoreanische Elektronikriese Samsung hinein.

Für den vernetzten Hi-Fi-Genuss haben die Südkoreaner eine ganze Reihe von Geräten im Angebot. Neben den netzwerkfähigen Lautsprechern M3M5 und M7 gibt's ein Nachrüst-Kit für alte Stereoanlagen und eine zentrale Steuerbox, bei der alle Fäden zusammenlaufen. Billig ist der Spaß nicht: Die Lautsprecher kosten zwischen 184 (M3) und 306 (M7) Euro pro Stück, die Steuerbox kostet 50 und das Nachrüst-Kit ziemlich stolze 300 Euro. Je nachdem, wie viele Räume man beschallen will, kommen so erhebliche Anschaffungskosten zusammen. krone.at hat am Beispiel der Lautsprecher M5 und M7 reingehört und überprüft, wie intuitiv sich Samsungs Netzwerkboxen nutzen lassen.

Aktuelle Funkausstattung: WLAN, Bluetooth, NFC
Zunächst zum Funktionsumfang: Der ist bei allen erwähnten Geräten beeindruckend. Die getesteten M5- und M7-Lautsprecher sowie das Nachrüst-Kit WAM270 verfügen über WLAN, Bluetooth und NFC. Wahlweise kann man sie also mit Musik aus dem Heimnetzwerk oder direkt vom Handy oder vom Laptop ansteuern. Die Verbindung mit Mobilgeräten über NFC und Bluetooth klappt reibungslos, funktioniert aber immer nur mit einem Lautsprecher gleichzeitig.

Die Lautsprecher – im Betrieb werden sie an der Unterseite spürbar warm - können im WLAN-Betrieb gruppiert werden, wodurch in verschiedenen Räumen die gleiche Musik abgespielt werden kann. Um die Konstruktion unabhängig vom heimischen Router zu machen und alles zentral zu steuern, gibt's den Multiroom-Hub, der am Router Anschluss findet und die in der Wohnung verteilten Lautsprecher über ein eigenes WLAN-Netz verbindet. Die Bedienung erfolgt über eine Handy-App, für den PC gibt es eine proprietäre Server-Software.

Reibungslose Inbetriebnahme, hübsche Optik
Die Inbetriebnahme der Netzwerkboxen und des Multiroom-Hubs klappte im Test reibungslos. Der Hub ist im Grunde nichts anderes als ein kleiner WLAN-Access-Point, der via RJ45-Kabel mit dem Router verbunden wird. Ein zweiter RJ45-Port am Multiroom-Hub dient als Switch und schleift ein anderes Netzwerkkabel zum Router durch, damit dort keine Ethernet-Ports verloren gehen. Die Inbetriebnahme der Lautsprecher ist narrensicher: Auspacken, auf Wunsch die mitgelieferten Standfüße für vertikalen Betrieb anschrauben, aufstellen, anstecken – und fertig. Ein Gewinde für die Wandmontage ist in die Lautsprecher integriert, entsprechende Montagelösungen müssen aber separat erworben werden.

Der Multiroom-Hub wird von den Boxen automatisch gesucht, die Verbindung selbsttätig hergestellt. Wer mag, kann die Verbindung auch über RJ45-Ports an den Boxen herstellen, in der Praxis wird das aber wohl selten geschehen. Die Verarbeitungsqualität der Boxen gefällt, die Klavierlack-Optik dürfte Staub und Fingerabdrücke aber auf Dauer magisch anziehen. Sind alle Geräte ins Heimnetzwerk eingegliedert, braucht es nur noch Samsungs Multiroom-App für das Smartphone. Unterstützt werden Android und iOS, Windows-Phone-Nutzer schauen durch die Finger.

App dient als zentrale Multiroom-Schaltstelle
Die App dient als zentrale Schaltstelle der Multiroom-Geräte. In ihr werden die Geräte angezeigt, gruppiert und mit Musik gefüttert. Wer mag, kann die Lautsprecher sogar als Surround-System für das TV-Gerät einstellen, das funktioniert aber nur mit bestimmten Samsung-Fernsehern. Wahlweise kann man die Musik aus dem lokalen Smartphone-Speicher, von Streamingdiensten – Spotify funktioniert, Google Music fehlt – oder Internet-Radiosendern abrufen.

Ein auf Windows 8 laufender DLNA-Server (XBMC) im Heimnetzwerk wurde erkannt, im Test jedoch unzureichend unterstützt. Der Zugriff auf die Datenbank erfolgte langsam, das Abspielen der Musik scheiterte meist. Das ist schade, weil der DLNA-Standard genau für netzwerkfähige Audio- und Videogeräte gedacht wäre und sicherstellen soll, dass diese problemlos und herstellerübergreifend harmonieren. Besser werden die Ergebnisse, wenn auf dem Medienserver im Heimnetzwerk Samsungs proprietäre Server-Anwendung installiert wird. Sie tut das Gleiche wie "normale" DLNA-Server, arbeitet aber reibungsloser mit der Handy-App und den Netzwerkboxen der Koreaner zusammen. DLNA-Geräte von Drittherstellern haben mit der Server-Applikation von Samsung wiederum weniger Freude.

Schwachpunkt: Zwang zur proprietären Software
Generell ist die Software der Schwachpunkt an Samsungs Multiroom-Audio-Bemühungen. Zunächst zur App: Gerade vom Smartphone-Weltmarktführer hätten wir uns eine etwas hübscher designte Multiroom-Audio-App gewünscht. Neben dem spartanischen Design trüben gelegentliche Abstürze, die mangelhafte DLNA-Unterstützung, ein nur rudimentärer Equalizer und die fehlende Möglichkeit, die Boxen für Dritthersteller-Apps zugänglich zu machen, den eigentlich vernünftigen Eindruck. Vor allem Letzteres nervt. Wer Musikstücke auf mehreren Multiroom-Lautsprechern abspielen will, muss dafür die Samsung-App nutzen und hat keine Alternativen.

Der vorinstallierte Musikplayer des Smartphones, YouTube oder externe Streaming-Apps können Samsungs Netzwerklautsprecher nicht ansteuern. Gut, über NFC und Bluetooth kann ein einzelnes Multiroom-Gerät auch ganz klassisch als Audioausgabegerät genutzt und mit jeder beliebigen App angesteuert werden, mehrere Lautsprecher gleichzeitig können so aber nicht verwendet werden. Da hilft es dem Nutzer auch wenig, dass Samsungs App mit ein paar netten Extras wie einer Weckfunktion kommt.

App: Schwächen bei Kompatibilität und Usability
Hinzu kommt, dass die schmucklose Player-Komponente der App Usability-Schwächen aufweist. Öffnet man beispielsweise ein ganzes Musikalbum, werden die einzelnen Stücke nicht in der vorgesehenen Reihenfolge, sondern alphabetisch dargestellt und abgespielt. Eine Möglichkeit, die Sortierreihenfolge zu ändern, haben wir nicht entdeckt. Gruppierte Lautsprecher können außerdem nicht global mit Equalizer- oder Lautstärke-Einstellungen versorgt werden, sondern müssen innerhalb der Lautsprechergruppe einzeln verwaltet werden. Weil Samsungs Netzwerklautsprecher sich nicht wirklich an den DLNA-Standard halten wollen, können sie zudem nicht mit Playern für den Desktop angesprochen werden.

Im Test konnten wir die Lautsprecher mit der gängigen Windows-Abspielsoftware Foobar2000 mit DLNA-Addon nicht ansteuern. Weil Samsungs PC-Anwendung nur als Server dient, aber keine Abspielfunktion bietet, können die Netzwerklautsprecher somit letzten Endes nur mit der mittelprächtigen Samsung-App in vollem Umfang genutzt werden. Das nervt insbesondere, wenn man zuvor DLNA-Kontrollsoftware wie "BubbleUPNP" oder 

Klang: Mächtige Bässe, geradlinige Mitten und Höhen
Aber wie klingen sie denn nun, diese intelligenten Lautsprecher? Eigentlich ganz gut, wie wir im Test herausgefunden haben. Schon die kleineren M5-Lautsprecher reichen, um einen 20-Quadratmeter-Raum mit hoher Lautstärke zu beschallen, die M7 legen noch ein ganzes Schäuferl drauf. Geschmackssache: Ab Werk klingen Samsungs Netzwerklautsprecher recht basslastig, was sich mit dem in die App integrierten Equalizer aber eindämmen lässt. Eine bauartbedingte Schwäche: Während der von den Aktivboxen erzeugte Bass mächtig, aber undifferenziert daherkommt und den Nutzer bei der Lautstärkeregelung schnell vorsichtig werden lässt, werden Mitten und Höhen recht geradlinig abgestrahlt.

Die Folge: Steht der Lautsprecher in Bodennähe oder in zu großer Höhe, rauschen Mitten und Höhen unter oder über dem Nutzer vorbei, ohne dass dessen Ohren sie effektiv wahrnehmen könnten. Der Bass kommt so noch stärker zur Geltung, da er sich im Gegensatz zu Mitten und Höhen nicht nur im Abstrahlbereich der Lautsprecher ausbreitet. Geschickte Platzierung schützt zwar vor dieser akustischen Schwäche, trotzdem würden wir uns von Lautsprechern dieser Preisklasse ausgewogeneren Klang mit klareren Mitten und Höhen wünschen. Wohlgemerkt: Hierbei handelt es sich um die Präferenzen des Testers, letztlich hängt klangliches Gefallen oder Nichtgefallen in einem hohen Maße von den Vorlieben des Hörers ab.

Fazit: Gute Hardware, schwache proprietäre Software
Samsungs Netzwerklautsprecher hinterlassen im Test einen gemischten Eindruck. Die Hardware an sich wusste gut zu gefallen. Die getesteten Geräte verfügen über alle gängigen Funkstandards und sind problemlos in Betrieb zu nehmen. Sie wissen optisch zu gefallen und klingen – etwas Nachjustierung am Equalizer vorausgesetzt – auch ganz gut. Das darf man angesichts des stolzen Preises aber auch erwarten. Während die Hardware überzeugt, schwächelt das ganze System allerdings bei der Software. Das liegt hauptsächlich daran, dass Samsung Nutzer seiner Multiroom-Audiolösung zur Verwendung der eigenen Software zwingt, gleichzeitig aber eine in vielen Belangen unausgegorene App zur Verfügung stellt. Die Optik ist altbacken, der Player-Teil nicht sehr nutzerfreundlich, die DLNA-Unterstützung mangelhaft, Alternativen fehlen dadurch völlig. Gäbe es eine praktikable Steuerungs-Anwendung für Windows, würde das die App-Problematik entschärfen, aber leider wurde für den Desktop nur eine Server-Applikation geschrieben.

Das heißt nicht, dass Samsungs Multiroom-Lautsprecher in der Praxis nicht überzeugen können. Wer mit dem auskommt, was ihm Samsung als Software anbietet, wird mit den Geräten durchaus glücklich werden. All jene, die sich nicht allein auf die Koreaner verlassen wollen, wenn es um ihre Netzwerklautsprecher geht, werden sich allerdings über kurz oder lang über die Softwareumgebung ärgern.

Der Multiroom-Hub ist zentraler Dreh- und Angelpunkt des Multiroom-Systems. (Bild: Samsung)
Der Multiroom-Hub ist zentraler Dreh- und Angelpunkt des Multiroom-Systems.
Samsungs M5-Netzwerkbox gibt sich im minimalistischen Design. (Bild: Samsung)
Samsungs M5-Netzwerkbox gibt sich im minimalistischen Design.
Mit einem mitgelieferten Ständer wird die M5-Box für den Vertikalbetrieb bereitgemacht. (Bild: Samsung)
Mit einem mitgelieferten Ständer wird die M5-Box für den Vertikalbetrieb bereitgemacht.
Macht ordentlich Krach, kostet aber auch 300 Euro: Samsungs M7-Netzwerkbox (Bild: Samsung)
Macht ordentlich Krach, kostet aber auch 300 Euro: Samsungs M7-Netzwerkbox
Auch die M7-Box lässt sich mittels Ständer in vertikaler Postition betreiben. (Bild: Samsung)
Auch die M7-Box lässt sich mittels Ständer in vertikaler Postition betreiben.
Holt TV-Geräte und bestehende Hi-Fi-Anlagen ins Multiroom-System: Samsungs Link-Mate (Bild: Samsung)
Holt TV-Geräte und bestehende Hi-Fi-Anlagen ins Multiroom-System: Samsungs Link-Mate
Der Link-Mate kann Audioquellen ins Netzwerk weiterleiten und Netzwerk-Streams über Cinch ausgeben. (Bild: Samsung)
Der Link-Mate kann Audioquellen ins Netzwerk weiterleiten und Netzwerk-Streams über Cinch ausgeben.
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