Ein angenehmes Bad ist für viele selbstverständlich – für schwerkranke Kinder bedeutet es oft eine unüberwindbare Hürde. Im MOMO Kinderpalliativzentrum in Wien wird aus dem Pflegebad jedoch ein Erlebnisraum voller Licht, Duft und Geborgenheit, der nicht nur für Entspannung sorgt, sondern auch Lebensfreude spendet.
Für gesunde Kinder gehört es zum Alltag, für schwerkranke ist es oft unerreichbar: ein wohltuendes, entspannendes Bad. Körperliche Einschränkungen, Schmerzen, Platzmangel oder das Fehlen geeigneter Hilfsmittel machen es vielen Familien unmöglich, ihren Kindern daheim ein sicheres und angenehmes Badeerlebnis zu ermöglichen. Im MOMO ZeitRaum, dem Tageshospiz des Kinderpalliativzentrums in Wien, ist das anders. Dort wird aus einem einfachen Bad ein ganzheitliches Erlebnis für Körper und Seele – liebevoll „Dschungelbad“ genannt.
Die pflegerische Leitung des MOMO-Teams, Sonja Himmelsbach DGKP, kennt die Bedeutung dieses besonderen Ortes: „Unsere Wanne ist viel mehr als ein Ort zur Körperpflege. Sie ist großzügig, höhenverstellbar, von allen Seiten zugänglich und mit einem Hebelifter unterfahrbar. Das ermöglicht sicheres Baden – selbst für Kinder und Jugendliche mit schwersten Einschränkungen.“ Doch nicht nur die Technik macht das MOMO Bad besonders.
Wohlfühlort für alle Sinne
Das Dschungelbad ist ein multisensorischer Raum, der gezielt auf die Bedürfnisse der Kinder abgestimmt wird. Sanftes Licht, individuell wählbare Musik, eine angenehme Raumtemperatur und eine abgestimmte Aromapflege sorgen für eine Atmosphäre, die beruhigt, entspannt und Trost spendet. Die Wirkung des warmen Wassers ist tiefgehend – körperlich wie emotional. „Die Muskulatur entspannt sich, Schmerzen lassen nach, die Atmung wird ruhiger. Manche Kinder schlafen ein, andere beginnen plötzlich wieder zu lächeln oder zeigen Lebensfreude“, erzählt Himmelsbach.
Manche Kinder schlafen ein, andere beginnen plötzlich wieder zu lächeln oder zeigen Lebensfreude.

Sonja Himmelsbach DGKP und Leitung MOMO Pflegeteam
Bild: Inge Prader
Auch Kinder, die sich kaum äußern können, kommunizieren im Dschungelbad – nonverbal, aber deutlich. Sie schauen umher, reagieren auf Geräusche und Licht oder entspannen sichtbar. Je nach Tagesverfassung und Wunsch der Kinder kann das Bad ganz unterschiedlich gestaltet werden: mal verspielt mit Lichteffekten und fröhlicher Musik, mal still mit sanften Düften und beruhigender Atmosphäre. „Wir besprechen im Vorfeld mit den Familien, was dem Kind guttut – manchmal wird sogar ein Bällebad daraus, wenn das Wasser gerade nicht passt“, berichtet die Pflegeexpertin.
Ein zentrales Element dieser Erlebnisqualität ist der gezielte Einsatz von ätherischen Ölen. „Düfte wirken direkt im limbischen System, also dort, wo unsere Gefühle verarbeitet werden“, führt die Leiterin des MOMO Pflegeteams aus. Je nach Bedarf und Empfindlichkeit kommen Mischungen zum Einsatz, die beruhigend, stärkend, tröstend oder anregend wirken. Die Anwendung erfolgt mit äußerster Sorgfalt, denn viele Kinder reagieren sensibel.
Nach dem Bad erfolgt eine sanfte Hautpflege oft in Kombination mit Aromapflege – etwa einem Bäuchleinöl, das die Verdauung unterstützt, kombiniert mit kreisenden Streichungen. „Wir arbeiten mit sehr niedrigen Dosierungen, alles wird individuell angepasst – an die Krankheitsbilder, die Reaktionen und Vorlieben des Kindes. Die Aromapflege ist für viele Kinder nicht nur angenehm, sondern therapeutisch wirksam“, so Himmelsbach. Und das alles geschieht in einem liebevollen, geschützten Rahmen – ohne klinischen Charakter.
Entspannung für Kinder und Eltern
Doch das MOMO Bad ist nicht nur für die jungen Patient:innen ein Geschenk, sondern auch für ihre Familien. Der Alltag mit einem schwerkranken Kind verlangt viel Kraft – körperlich wie emotional. In der liebevoll gestalteten Badelandschaft dürfen Eltern einen Teil der Verantwortung abgeben, wissen ihr Kind in sicheren Händen und erleben oft selbst einen Moment der Entspannung. „Manche nutzen die Zeit, um einfach da zu sitzen, andere baden gemeinsam mit ihr Kind – rückenschonend durch die Hilfsmittel und getragen von der Atmosphäre“, berichtet Himmelsbach.
Gerade für Eltern, deren Wohnverhältnisse ein Baden zu Hause unmöglich machen, ist das Angebot eine große Entlastung. Hier gibt es nicht nur eine behindertengerechte Toilette direkt nebenan, sondern auch eine höhenverstellbare Pflegeliege, Platz zum Abtrocknen, Eincremen und Anziehen – ganz ohne Stress. Und für viele Angehörige ist es berührend zu sehen, wie ihr Kind für einen Moment aufblüht, sich wohlfühlt – und einfach Kind sein darf.
Ein Ort ohne Druck und Stress
Was das Dschungelbad so besonders macht, ist nicht nur die Ausstattung, sondern vor allem der Grundgedanke, der dahintersteht. Es geht nicht um Zielerreichung, nicht um Therapie im klassischen Sinn. Es geht ums Hier und Jetzt. „Die Kinder dürfen einfach da sein – mit all ihren Bedürfnissen, in ihrem Tempo. Das allein ist oft schon heilsam“, betont Himmelsbach.
Damit dieses besondere Angebot weiterhin bestehen kann, ist das MOMO Kinderpalliativzentrum auf Spenden angewiesen – für Pflegeprodukte, Verbrauchsmaterialien, Wartung der Technik und nicht zuletzt für gut ausgebildetes Personal, das mit Kompetenz und Herz begleitet. Denn jedes Kind, das im Dschungelbad wieder aufatmen, lachen oder einfach entspannen kann, zeigt: Hier wird Lebensqualität geschenkt.
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