„Es ist ein Desaster“
Eurotunnel-Chaos macht Silvesterpläne zunichte
Chaos pur! Wegen Problemen mit der Oberleitung im Eurotunnel ist der Zugverkehr unter dem Ärmelkanal am Dienstag bis auf Weiteres eingestellt worden. Für viele Reisende brachen die Pläne für den Jahreswechsel zusammen.
Eine Familie aus Nigeria wollte etwa von London nach Paris fahren und hatte neben einer Bootsfahrt auf der Seine auch einen Ausflug nach Disneyland und Hotelübernachtungen für neun Personen gebucht und bereits bezahlt. „Um es kurz zu sagen, es ist ein Desaster“, zeigte sich Familienvater Charles Nduka-Eze gegenüber der britischen Nachrichtenagentur PA enttäuscht.
Die 33-jährige Ruby Sleigh wollte nach Brüssel fahren, um Silvester und den Jahreswechsel mit ihrem Freund zu verbringen, der in Deutschland lebt. „Ich habe mich schon lange darauf gefreut, deswegen war das super-frustrierend“, sagte Sleigh PA zufolge.
„Wir verlieren all unsere Airbnb-Buchungen, Museumsreservierungen und die Anzahlung für ein Restaurant“, schilderte eine Frau der französischen Zeitung „Le Parisien“ am Pariser Gare du Nord. „Alle Züge für morgen sind ausgebucht“, erklärte eine andere Frau dem „Parisien“ zufolge und fügte hinzu: „Wir bekommen nichts mehr vor dem 1. Januar!“
Weiterhin Problem mit Oberleitung
Der Grund: Ein Autozug war durch den Stromausfall liegengeblieben, hieß es in einer Mitteilung des Zug-Betreibers Eurostar. Daher sei der Tunnel gesperrt. Man habe keine andere Wahl gehabt, als alle Verbindungen auszusetzen. Später hieß es, der Betrieb werde nach einer teilweisen Öffnung des Tunnels wieder aufgenommen. Das Problem mit der Oberleitung bestehe aber weiterhin. In der Nacht soll sich der Verkehr wieder normalisieren. Der Verkehr werde allmählich wieder aufgenommen, derzeit führen Züge abwechselnd in beide Richtungen, erklärte am Dienstagabend der Eurotunnel-Betreiber Getlink.
Zugleich betonte das Bahnunternehmen, dass das Problem mit der Stromversorgung weiterhin bestehe und riet allen Fahrgästen „dringend“, ihre Reise zu verschieben. Es gebe enorme Verspätungen und kurzfristige Zugausfälle. Wer auf bereits gestrichene Verbindungen gebucht war, solle nicht anreisen. „Auch wenn die Ursache der Störung außerhalb unseres Einflussbereichs liegt, bedauern wir die heutigen Beeinträchtigungen sehr.“
Betroffene können laut Eurostar ihre Verbindungen kostenlos umbuchen, ihr Ticket gegen einen Gutschein eintauschen oder sich den Fahrpreis erstatten lassen. Gestrandeten Passagieren wurde die Erstattung von Übernachtungskosten und anderen Auslagen in Aussicht gestellt. Doch für viele dürfte das ein schwacher Trost sein.
Auch der Autozug-Betreiber Le Shuttle teilte mit, der Betrieb werde am Nachmittag schrittweise wieder aufgenommen. Zuvor war es auch an den Terminals auf beiden Seiten des Ärmelkanals zum Stillstand gekommen.
Hunderte stranden in London und Paris
Zunächst waren auf der Webseite noch etliche Verbindungen als geplant oder lediglich verspätet angezeigt worden. Später waren fast alle Züge gestrichen.
Eurostar betreibt Hochgeschwindigkeits-Personenzüge zwischen Paris, Brüssel, Amsterdam und London. Mit dem Le-Shuttle-Autozug können Autofahrer zwischen dem französischen Calais und dem englischen Folkestone durch den Eurotunnel reisen.
Auf Fotos waren Hunderten Menschen zu sehen, die sich im Wartebereich am Londoner Bahnhof St. Pancras in London aufhielten und vergeblich auf ihren Zug warteten. Der britische Bahnbetreiber LNER teilte laut PA mit, in St. Pancras gestrandete Fahrgäste könnten kostenlos wieder nach Hause fahren. Auch am Pariser Gare du Nord kamen ebenfalls viele Reisende nicht weiter.
Direkte Verbindungen nach Frankfurt und Genf geplant
Der rund 50,45 Kilometer lange Eurotunnel wurde 1994 in Betrieb genommen und verbindet Großbritannien mit dem europäischen Festland. Der nach Angaben von Eurostar längste Unterwassertunnel der Welt verläuft zwischen Calais in Nordfrankreich und Folkestone im Süden von Großbritannien. Er besteht aus drei separaten Tunnelröhren, je einer für jede Richtung und einem Service-Tunnel. Mit Autos kann der Tunnel nicht befahren werden.
Direktverbindungen nach Deutschland gibt es bisher nicht. Erst vor Kurzem hatte Eurostar aber angekündigt, sein Streckennetz auszuweiten und direkte Verbindungen von London nach Frankfurt und Genf anbieten zu wollen.
Das Unternehmen hat sich zum Ziel gesetzt, bis zum Ende des Jahrzehnts 30 Millionen Fahrgäste pro Jahr zu befördern und dafür eine ganze Flotte von Doppeldecker-Zügen vom französischen Hersteller Alstom bestellt. Die neuen, 200 Meter langen Züge haben eine Kapazität von 540 Sitzplätzen – 20 Prozent mehr als die bisherigen. Sie sollen von 2031 an in Betrieb genommen werden.











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