Die von US-Präsident Donald Trump (79) bekannt gegebene Waffenruhe zwischen dem Iran und Israel ist gemäß der Vereinbarung Dienstagfrüh in Kraft getreten. Dennoch beschoss der Iran im Anschluss die nordisraelische Küstenstadt Haifa – Teheran bestreitet dies jedoch. Offenbar gab es keine Verletzten. Der israelische Verteidigungsminister Israel Katz (69) kündigte Vergeltungsangriffe auf den Iran an. Dies ganz zum Unmut des US-Staatschefs ...
Nach den Berichten über den iranischen Raketenangriff auf Israel waren die Drohgebärden groß. „Teheran wird beben“, wetterte der rechtsextreme israelische Finanzminister Bezalel Smotrich in einem Post auf der Plattform X.
Trump ist davon allerdings alles andere als begeistert – er fordert Israel auf, keine weiteren Angriffe gegen den Iran zu unternehmen. „Israel. Werft diese Bomben nicht ab. Wenn Ihr das tut, ist das eine schwere Verletzung. Holt Eure Piloten jetzt nach Hause!“ schreibt Trump auf seiner Online-Plattform Truth Social. Andernfalls verstoße Israel gegen den von ihm vermittelten Waffenstillstand.
Iran: Waffenruhe ist Niederlage für Israel
Der Iran sieht in der Waffenruhe eine Niederlage für Israel: Teheran habe Israel dazu gezwungen, „seine Niederlage zu akzeptieren und seine Aggression einseitig einzustellen“, teilte der Nationale Sicherheitsrat des Iran am Dienstag mit. Die iranische Armee bleibe „in Alarmbereitschaft“ und sei bereit, auf „jede Aggression“ zu reagieren.
Trump hatte zuvor auf seiner Plattform Truth Social das Inkrafttreten der Waffenruhe bekannt gegeben: „Bitte verstoßen Sie nicht dagegen“, forderte er die Kriegsparteien auf.
Tote auf beiden Seiten
Kurz davor gab es durch Angriffswellen auf beiden Seiten noch Tote. Bei israelischen Attacken wurden in der nordiranischen Provinz Gilan den örtlichen Behörden zufolge mindestens neun Menschen getötet. Es seien Wohngebäude getroffen worden, schilderte der stellvertretende Provinzgouverneur der iranischen Nachrichtenagentur Tasnim.
Bei einem iranischen Raketenangriff auf den Süden Israels kamen wiederum mindestens vier Menschen ums Leben, teilte der israelische Rettungsdienst Magen David Adom (MDA) am Dienstag mit. Die Rakete traf demnach ein Wohnhaus in Beer Sheba.
Die israelische Regierung bestätigte die Waffenruhe mit dem Iran. Ministerpräsident Benjamin Netanyahu habe seinem Kabinett mitgeteilt, Israel habe alle Kriegsziele erreicht „und sogar weit darüber hinaus“, teilte Netanyahus Büro mit. Daher habe Israel dem Vorschlag Trumps für eine Waffenruhe mit dem Iran zugestimmt.
Israel öffnet Luftraum
Israel öffnete Dienstagfrüh seinen Luftraum wieder für ankommende Flüge. Dies teilt die Flughafenbehörde mit. Der Luftraum war wegen der iranischen Raketenangriffe geschlossen gewesen. Das israelische Militär hob auch den Luftalarm auf. Es teilte mit, dass die Bürger die Schutzräume verlassen können.
Die israelische Luftwaffe hatte nach Militärangaben noch in den vergangenen Stunden im Westen des Irans Raketenabschussrampen angegriffen und zerstört. Die Abschussrampen seien einsatzbereit für Angriffe auf israelisches Gebiet gewesen, hieß es in der Mitteilung. Die Gegenangriffe seien im Rahmen der letzten iranischen Raketenangriffswelle erfolgt.
Trump spricht von „Zwölftagekrieg“
US-Medienberichten zufolge kam die Vereinbarung der Waffenruhe auch dank der Vermittlung des Emirats Katar zustande. Katar unterhält sowohl zum Iran als auch zu den USA gute Beziehungen. Unter der Annahme, dass der Ablauf so funktionieren werde, wolle er Israel und dem Iran bereits jetzt gratulieren, dass sie den Mut und die Weisheit hätten, den Krieg zu beenden. Dieser werde künftig als „Zwölftagekrieg“ bekannt sein, schrieb er.
„Das ist ein Krieg, der noch Jahre hätte andauern können, und der den ganzen Nahen Osten hätte zerstören können, aber so kam es nicht – und wird es nicht kommen“, schrieb Trump auf Truth Social weiter. Die von Trump vorgeschlagene Bezeichnung „Zwölftagekrieg“ scheint sich an den „Sechstagekrieg“ von 1967 zwischen Israel, Ägypten, Jordanien und Syrien anzulehnen. Dieser endete damals mit einem überragenden Sieg Israels und der Eroberung Ost-Jerusalems, des Westjordanlandes, des Gazastreifens, der syrischen Golanhöhen und der ägyptischen Sinai-Halbinsel.
Waffenruhe wäre ein Erfolg für Trump
Falls die Waffenruhe wie von Trump beschrieben funktionieren sollte, wäre dies auch ein klarer Erfolg für den US-Präsidenten. Trump wollte verhindern, dass der Iran Atomwaffen entwickeln kann. Dabei setzte er zunächst auf Verhandlungen mit Teheran. Für den Fall eines Scheiterns drohte er mehrfach mit Angriffen auf den Iran – doch war klar, dass Trump eigentlich keinen Krieg wollte. Der Republikaner wollte die USA nicht erneut in einen Konflikt im Nahen Osten verwickeln und sich lieber auf seine innenpolitische und wirtschaftliche Agenda konzentrieren.
Zum Hintergrund
Israel hatte den Krieg gegen seinen Erzfeind Iran vor gut zehn Tagen begonnen und flog seither massive Luftangriffe gegen Ziele im ganzen Land. Israels erklärtes Ziel war es, Teherans Atomprogramm zu stoppen und die von Irans Waffenprogrammen ausgehende Gefahr zu neutralisieren. Teheran hat stets betont, dass sein Atomprogramm nur zivilen Zwecken diene, nicht der Entwicklung von Atomwaffen.
Die von Israels Angriffen massiv geschwächte Islamische Republik wollte vermutlich keine weitere Eskalation des Konflikts. Experten zufolge hätte ein großer Krieg das Fortdauern der iranischen Führung um Ayatollah Ali Khamenei selbst bedrohen können. Israel scheint seine Kriegsziele mit Blick auf das Atomprogramm als erfüllt anzusehen – und die Führung in Teheran kann sich mit der Waffenruhe an der Macht halten.
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