„Ruchlose Angriffe“

Selbst Irans Erzfeind entsetzt über Israel

Außenpolitik
13.06.2025 09:13

Ein israelischer Militärvertreter hat nach den nächtlichen Angriffen auf iranische Atom- und Militäranlagen, bei denen hochrangige Militärs und bekannte Atomwissenschaftler getötet worden waren, verkündet: „Wir sind im Krieg.“ Weltweit herrscht große Sorge über die jüngste Eskalation im Nahen Osten. Selbst Irans Erzfeind Saudi-Arabien ist entsetzt über die Luftangriffe, die Israel als „Präventivschlag“ bezeichnet.

Die Angriffe stellten eine klare Verletzung internationalen Rechts dar, hieß es in einer Mitteilung der saudischen Regierung. „Das Königreich verurteilt diese ruchlosen Angriffe und betont, dass die internationale Gemeinschaft und der Sicherheitsrat eine große Verantwortung tragen, diese Aggression umgehend zu stoppen“, stand in einer Mitteilung aus Riad zu lesen.

Auch Wohngebäude sollen bei dem israelischen Angriff getroffen worden sein.
Auch Wohngebäude sollen bei dem israelischen Angriff getroffen worden sein.(Bild: EPA/ABEDIN TAHERKENAREH)
Pakistaner verfolgen aufmerksam die Berichterstattung über den „Krieg“ im Iran.
Pakistaner verfolgen aufmerksam die Berichterstattung über den „Krieg“ im Iran.(Bild: AP/Muhammad Sajjad)
In Israel wurde der Ausnahmezustand ausgerufen. Die ersten iranischen Kampfdrohnen haben bereits ...
In Israel wurde der Ausnahmezustand ausgerufen. Die ersten iranischen Kampfdrohnen haben bereits gestartet. In diesem Bild sieht man ein israelischen Mädchen, das in einen Luftschutzbunker läuft.(Bild: AP/Ariel Schalit)

Die omanische Regierung bezeichnete die Angriffe laut der Nachrichtenagentur des Landes als „gefährliche und rücksichtslose Eskalation“, die eine eklatante Verletzung der UN-Charta und des Völkerrechts darstelle. Zudem drohe das israelische Vorgehen, diplomatische Bemühungen zunichtezumachen. Erst am Donnerstag hatte Omans Regierung eine sechste Runde von Gesprächen zwischen dem Iran und den USA über das Atomprogramm des Landes in der omanischen Hauptstadt Muskat für Sonntag angekündigt. Bisher hatten die Gespräche keinen Durchbruch gebracht.

Ähnlich reagierten Katar und die Vereinigten Arabischen Emirate (VAE), die den Angriff aufs Schärfste verurteilten. Katar sprach von einer „eklatanten Verletzung“ der Souveränität und Sicherheit des Irans. Die Vereinigten Emirate äußern ihre tiefe Besorgnis über die Auswirkungen auf die Sicherheit in der Region. 

Die schiitische Houthi-Miliz (hier im Bild Anhänger in der jemenitischen Hauptstadt Sanaa) droht ...
Die schiitische Houthi-Miliz (hier im Bild Anhänger in der jemenitischen Hauptstadt Sanaa) droht den beiden „Feinden“ USA und Israel.(Bild: EPA/YAHYA ARHAB)

Houthi-Rebellen: „Israel wird sich Finger verbrennen“
Die mit dem Iran verbündeten Houthi-Rebellen im Jemen haben die Angriffe Israels auf iranische Atomanlagen als „illegal und ungerechtfertigt“ kritisiert und mit Konsequenzen gedroht. Der Iran habe die Möglichkeiten, sich gegen die Verletzung seiner Souveränität zu wehren, hieß es in einer Mitteilung. Israel und seinen westlichen Verbündeten, vor allem den USA, drohte die Miliz mit Konsequenzen. „Wer Brände in der Region legt, wird sich die Finger verbrennen.“

China ist zutiefst besorgt
China zeigte sich zutiefst besorgt über die schwerwiegenden Folgen, die der israelische Angriff auf den Iran haben könnte. Die plötzliche Eskalation diene den Interessen keiner Partei, erklärt das Außenministerium in Peking. China fordere alle relevanten Parteien auf, in einer Art und Weise zu handeln, die zum Frieden und zur Stabilität in der Region beitrage. Die Volksrepublik sei bereit, in dem Konflikt eine konstruktive Rolle zu spielen und zur Deeskalation beizutragen.

Türkei: „Israel will Thema nicht mit Diplomatie lösen“
Auch das NATO-Land Türkei verurteilte den israelischen Angriff auf den Iran. Israel müsse sofort seine Aggression stoppen, die zu einem noch größeren Konflikt führen könne, erklärt das türkische Außenministerium. Der Angriff zeige, dass Israel das Thema nicht durch diplomatische Mittel lösen wolle. Die Türkei hat sich wiederholt kritisch zu Israel geäußert, insbesondere zur massiven Militäroffensive im Gazastreifen.

US-Präsident Donald Trump hofft laut einem Bericht des Senders Fox News trotz des israelischen Angriffs auf eine Rückkehr zu Atomverhandlungen. „Der Iran darf keine Atombombe haben, und wir hoffen, an den Verhandlungstisch zurückzukehren. Wir werden sehen“, sagte Trump demnach in einem Telefoninterview. Im Falle iranischer Vergeltungsschläge seien die USA jedoch bereit, sich und Israel zu verteidigen.

USA „vorab informiert, aber an Angriffen nicht beteiligt“
Er sei vorab über den israelischen Angriff informiert worden, sagte Trump laut Fox News weiter, die USA seien aber nicht in den Angriff einbezogen gewesen. Trump hatte den Iran in den vergangenen Monaten mehrfach gewarnt, dass es ohne eine Einigung im Atomstreit zu einem Militäreinsatz kommen könnte.

UN-Generalsekretär fordert von beiden Seiten Zurückhaltung
UN-Generalsekretär António Guterres hat besorgt und kritisch auf die israelischen Angriffe auf den Iran reagiert. „Der Generalsekretär verurteilt jegliche militärische Eskalation im Nahen Osten“, teilte ein Sprecher des Portugiesen mit. Guterres sei besonders beunruhigt über Israels Angriffe auf iranische Atomanlagen, die sich während laufender Gespräche über das Programm zwischen dem Iran und den USA ereigneten. „Der Generalsekretär fordert beide Seiten auf, äußerste Zurückhaltung zu üben und unter allen Umständen eine Eskalation des Konflikts zu vermeiden – eine Entwicklung, die sich die Region kaum leisten kann“, so der Sprecher. 

NATO-Generalsekretär: „Einseitige Aktion Israels“
NATO-Generalsekretär Mark Rutte appellierte an die Verbündeten der Militärallianz, auf eine Deeskalation im Nahen Osten hinzuwirken. „Dies war eine einseitige Aktion Israels“, sagt Rutte in Stockholm auf einer gemeinsamen Pressekonferenz mit dem schwedischen Ministerpräsidenten Ulf Kristersson. „Daher halte ich es für entscheidend, dass viele Verbündete, einschließlich der Vereinigten Staaten, während wir hier sprechen, an einer Deeskalation arbeiten.“

Auch der britische Premierminister Keir Starmer rief alle Parteien zur Deeskalation auf. Man müsse dringend einen Schritt zurücktreten und die Spannungen abbauen, sagte Starmer. Er forderte Zurückhaltung und eine Rückkehr zu diplomatischen Bemühungen, denn „eine Eskalation hilft niemandem in der Region“. Der deutsche Bundeskanzler Friedrich Merz und Frankreichs Außenminister Jean-Noël Barrot äußerten sich in ähnlichen Worten.

Zypern bietet Hilfe bei Evakuierungen an
Zypern bot indes Hilfe bei möglichen Evakuierungen aus dem Nahen Osten an. Ein entsprechender Mechanismus sei aktiviert worden, teilte ein Regierungssprecher mit. Präsident Nikos Christodoulides habe für Freitag eine Sitzung des Nationalen Sicherheitsrates einberufen. Die Mittelmeerinsel, die zur EU gehört, liegt rund 400 Kilometer von der israelischen Küste entfernt.

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