Religionslehrer Paul Nitsche hat den Amoklauf in Graz hautnah miterlebt. Mit dem Schützen hatte er eigenen Aussagen zufolge sogar Sichtkontakt. Nun versucht er, den Schülern über das Trauma hinwegzuhelfen – und stellt sich schon jetzt auf unangenehme Fragen ein.
Der evangelische Religionslehrer Paul Nitsche war alleine in einem Klassenzimmer des BORG Dreierschützengasse, als am Dienstag der Horror begann: „Die Tür war offen, ich hatte zu viel Angst, sie zu schließen“, schildert er die Momente, als er erste Schüsse wahrnahm.
Als er auf den Gang hinaustrat, hat Nitsche „den Typen gesehen, wie er versucht hat, ein Türschloss aufzuschießen. Dann bin ich davongelaufen. Ich hab am Boden Leute liegen sehen, das macht schon was mit einem“, erinnert er sich.
Wie kann Gott das zulassen?
Nitsche wirkt ruhig und gefasst, als er sich am Morgen danach vor der Grazer List-Halle den Fragen der Medien stellt – „als Betroffener, als Seelsorger, nicht als offizieller Sprecher der Schule“, wie er betont. Wie viele Mitglieder des Lehrpersonals ist er gekommen, um den Schülerinnen und Schülern „einen Raum zum Reden“ bieten zu können.
Doch auch er muss zugeben, dass er keine Ahnung hat, wie Schüler und Lehrer all das Erlebte verarbeiten sollen: „Ich, wir erleben das alle zum ersten Mal. Wir müssen jetzt Schritt für Schritt gehen“, sagt er. Und als Religionslehrer ahnt er bereits, welche Frage ihm von vielen gestellt werden wird: Wie kann Gott so etwas zulassen? Seine Antwort: „Ich kann nur hoffen, dass wir jetzt auch Gottes Segen besonders erleben.“
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