Israel: „Selfie-Jacht“

Thunberg auf Weg nach Gaza von Behörden gestoppt

Ausland
09.06.2025 07:53

Nach tagelanger Fahrt auf dem Weg in den Gazastreifen haben Israels Behörden das Segelschiff der Menschenrechtsgruppe „Freedom Flotilla“ gestoppt. Aktivistin Greta Thunberg, die sich an Bord befand, spricht von einer Entführung. Israels Außenministerium erklärte, alle Passagiere des – abschätzig als „Selfie-Jacht“ bezeichneten – Bootes seien sicher und unversehrt.

Das Schiff werde zur israelischen Küste gebracht, die Passagiere sollten in ihre Heimatländer zurückkehren, teilte das Israels Außenministerium am Montag auf X mit. „Die Show ist vorbei“, wurde in einem anderen Post erklärt. Zuvor hatte das Bündnis Freedom Flotilla Coalition mitgeteilt, die israelische Armee sei an Bord des Schiffes Madleen gegangen.

Das israelische Außenministerium zeigt in einem Video auf X, wie man die Aktivisten mit Sandwiches und Wasser versorgt:

Israel weist auf „geringfügige“ Ladung hin
Das israelische Außenministerium teilte weiter mit, die Aktivisten hätten versucht, eine mediale Provokation zu inszenieren, mit dem einzigen Zweck, öffentliche Aufmerksamkeit zu erregen. Ihre Ladung sei so geringfügig gewesen, dass sie nicht einmal einer Lkw-Lieferung mit Hilfsgütern entspreche. „Es gibt Wege, Hilfe in den Gazastreifen zu bringen – ohne Instagram-Selfies“, hieß es in der Stellungnahme.

Dieses Bild von Thunberg wurde von den israelischen Behörden veröffentlicht, nachdem die Jacht Madleen abgefangen worden war.
Dieses Bild von Thunberg wurde von den israelischen Behörden veröffentlicht, nachdem die Jacht Madleen abgefangen worden war.(Bild: x.com/IsraelMFA)

Thunberg dagegen erklärte in einem Video, dass auf X grassiert, sie sei „in internationalen Gewässern abgefangen und entführt“ worden. Sie forderte Druck auf die schwedische Regierung, damit sie und die anderen „so früh wie möglich freigelassen werden“.

Israels Verteidigungsminister droht
Der israelische Verteidigungsminister Israel Katz hatte die Armee am Sonntag angewiesen, die Ankunft des Schiffes zu verhindern. „Der Staat Israel wird niemandem erlauben, die Seeblockade des Gazastreifens zu durchbrechen“, verkündete Katz. Israel hatte Aktivisten auch in früheren Fällen schon die Genehmigung verweigert, mit ihren Schiffen an der Küste des abgeschotteten Gazastreifens anzulegen.

Das Video mit einer kurzen Stellungnahme von Thunberg:

Tagelange Fahrt durchs östliche Mittelmeer
Thunberg war mit elf weiteren Aktivistinnen und Aktivisten am 1. Juni von Sizilien aus in See gestochen, um mit dem Schiff des Bündnisses Freedom Flotilla Coalition dringend benötigte Hilfsgüter wie Babynahrung und medizinische Güter nach Gaza zu bringen. Zugleich wollten sie mit der Aktion internationale Aufmerksamkeit auf die humanitäre Notlage in dem dicht besiedelten Küstengebiet mit rund zwei Millionen Bewohnern richten. Nach ihrer tagelangen Fahrt durch das östliche Mittelmeer wollten sie planmäßig eigentlich am Montagmorgen an der Küste Gazas eintreffen.

Das Segelboot Madleen beim Ablegen in Sizilien
Das Segelboot Madleen beim Ablegen in Sizilien (Bild: EPA/ORIETTA SCARDINO)

Thunberg ist mit ihrem rigorosen Kampf für mehr Klimaschutz weltbekannt geworden. Die mittlerweile 22-jährige Schwedin setzt sich seit längerem aber auch – und inzwischen vor allem – für die Belange der palästinensischen Bevölkerung ein. Ihr Credo: Ohne soziale Gerechtigkeit könne es auch keine Klimagerechtigkeit geben.

Israel wirft sie dabei immer wieder vor, einen Völkermord an den Palästinensern zu begehen. Kritiker halten ihr dagegen vor, bei ihren Anschuldigungen das Hamas-Massaker vom 7. Oktober 2023 außer Acht zu lassen, das den Gaza-Krieg ausgelöst hat.

Israel lockerte Blockade zuletzt etwas
Israel hat die Lieferung von Nahrungsmitteln, Medikamenten und anderen lebenswichtigen Gütern in den Gazastreifen im Zuge des Krieges gegen die islamistische Hamas fast drei Monate lang unterbunden, die Blockade zuletzt aber etwas gelockert. Die Regierung von Ministerpräsident Benjamin Netanyahu will die Hamas nach eigenen Angaben unter Druck setzen, damit sie die von ihr festgehaltenen Geiseln freilässt.

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