2,5-Sterne-App

Facebook Home: Android-Kaperfahrt im Alltagstest

Web
19.04.2013 09:06
Mit Facebook Home haben Benutzer von Android-Smartphones jetzt die Gelegenheit, das weltgrößte soziale Netzwerk nicht nur als App oder Website zu nutzen, sondern ihr Smartphone gewissermaßen in ein Facebook-Phone zu verwandeln. Die Anwendung ersetzt die Standardoberfläche und rückt das soziale Netzwerk und seine Anstupser, Status-Updates und Chronikeinträge in den Mittelpunkt des Telefons. Wie gut Facebooks gewagte Android-Kaperfahrt in der Praxis klappt, klärt unser großer krone.at-Test zu Home.

Wer sich für Facebook Home interessiert, dem wird schon bei der Installation der neuen App klar: So richtig massentauglich ist sie momentan offenbar noch nicht. Das äußert sich nicht nur darin, dass es die Anwendung momentan nur für eine Handvoll Smartphones – Samsungs Galaxy S3 und Note 2 sowie HTCs One, One X und One X+ - gibt, sondern auch darin, dass die Durchschnittsbewertung im Google Play Store, welche die Nutzer vergeben, die es schon testen konnten, derweil bei knapp über zwei Sternen liegt. Ziemlich bescheiden für die App eines Milliardenkonzerns.

Erster Start, sehr ungewohntes Nutzererlebnis
Wer sich von den schlechten Bewertungen nicht beirren lässt und – wenn er denn eines der unterstützten Smartphones sein Eigen nennt – die Installation wagt, dem offenbart sich beim ersten Starten der Anwendung eine neue Welt. Ob das gut oder schlecht ist, liegt im Auge des Betrachters. Der krone.at-Tester, der Facebook als App kennt und schätzt, aber nicht exzessiv nutzt, hatte jedenfalls zunächst einmal Probleme, sich zurechtzufinden.

Klar, Facebook Home hat eine hübsche Optik. Wo vorher Sperr- und Homescreen waren, wandern jetzt langsam Facebook-Updates und Fotos von Bekanntschaften über das Display, die durch Antippen binnen kürzester Zeit geliked oder kommentiert werden können. Für langweilige Aufzugfahrten oder die Wartezeit an der Supermarktkassa eine nette Sache. Ein Doppelklick auf einen der durchlaufenden Facebook-Einträge reicht, um ein "Gefällt mir" zu vergeben.

Facebook-Dienste schnell verfügbar
Im unteren Bereich des Bildschirms lächelt den Facebook-Home-Nutzer das eigene Profilbild an, um das drei verschiedene Icons angeordnet sind. Links der Facebook-Messenger, rechts die zuletzt geöffnete Anwendung, oben die App-Übersicht. Zieht man das Bild mit dem Finger auf eines dieser Icons, so öffnet sich der entsprechende Bereich.

Wer die Software zum ersten Mal verwendet, der wird sich fragen, wo seine Widgets hin verschwunden sind, wo die obere Statusleiste ist, warum er am Homescreen plötzlich keine Telefon-, SMS- oder Kontaktbuch-App mehr vorfindet und wieso die App sofort nach Drücken der Entsperrtaste aufpoppt und keine Anstalten macht, das Telefon gegen unerwünschte Eingaben in der Hosentasche zu schützen.

Home vereinfacht Facebook und verkompliziert Android
Um ehrlich zu sein: Wir haben uns diese Fragen auch nach längerer Nutzung noch immer gestellt. So hübsch die Optik und so nett die grinsenden Facebook-Freunde am Startbildschirm auch sind, Facebook Home macht vieles, das vorher einfach war, unnötig kompliziert. Dass der Facebook-Chat mit bunten Profilbildern von Freunden jetzt immer gleich darüber informiert, wenn jemand eine Nachricht schickt, ist nett. Dass die normale Android-Statusleiste standardmäßig ausgeblendet ist und man deshalb auf das E-Mail-Benachrichtigungssymbol, die Batterieanzeige und andere Errungenschaften der Benutzerfreundlichkeit verzichten muss, nicht.

Facebook Home soll die Facebook-Freunde "zum Herzstück" des Handys machen, hat das soziale Netzwerk im Vorfeld des Starts der App versprochen – und dieses Versprechen wurde gehalten. Dass man deshalb aber auf Dinge wie die Batterieanzeige verzichten muss, die zu einem Mobiltelefon nun einmal dazu gehören, zeugt davon, dass der Gedanke nicht ganz zu Ende gedacht wurde.

Gut versteckte Einstellungsrubrik rettet manches
Der Fairness halber muss erwähnt werden, dass Facebook Home eine Einstellungsfunktion hat, in der sich manches retten lässt. Auf Android-Smartphones mit Buttons auf dem Display ist diese über die drei kleinen Punkte unten rechts zugänglich. Auf unserem Testgerät, dem Galaxy Note 2, fehlen diese Softwaretasten, wodurch man nur durch Probieren in die Einstellungen gelangt. Tipp: Jene Taste, die auch das Kontextmenü öffnet, sollte zum Aufrufen der Einstellungen dienen.

Dort kann dann auch endlich der Datenverbrauch – Facebook Home lädt im Hintergrund ständig die Statusupdates und Fotos von Freunden herunter, die Auswirkungen auf die Laufzeit müssen Langzeittests klären – eingestellt werden, wobei "hoch", "niedrig" und "mittel" zur Auswahl stehen. Die geliebte Statusleiste, über welche die Batterieanzeige und die E-Mail-Benachrichtigungen zu sehen sind, lässt sich wieder in den Vordergrund rücken. Und Facebook Home lässt sich deaktivieren – was manch frustrierter Nutzer wahrscheinlich auch gleich tun wird, wenn er es in die Einstellungen geschafft hat.

Facebook wird besser, viel anderes schlechter
Klar hat Facebook Home Vorteile. Es ist zum Beispiel hübsch gemacht, erlaubt den pfeilschnellen Zugang zum Facebook-Nachrichtenfeed und erlaubt auch sehr schnelles Status-Updaten oder Fotos-Uploaden. Für Facebook-Junkies ist das toll. Für Personen, für die Facebook eine nützliche App unter vielen ist, überwiegen aber die Nachteile.

Facebook Home ist nicht wirklich intuitiv nutzbar, es verdrängt zahlreiche liebgewonnene und praktische Dinge wie Wetter-Widgets, Shortcuts, um sofort ins Telefonbuch zu gelangen oder die SMS-App zu öffnen, und überdeckt in der Standardvariante sogar die Android-Statusleiste, was das Ablesen des Akkuzustands oder von Benachrichtigungen über neue E-Mails oder SMS-Nachrichten unnötig erschwert.

Fazit: Nur für kompromissbereite Facebook-Junkies
Facebook hat sein Versprechen gehalten. Facebook Home macht es für Social-Network-Junkies besonders einfach, bei den Status-Updates ihrer Freunde am Puls der Zeit zu bleiben. Das Drücken des Entsperrknopfes reicht, und schon ist Klatsch und Tratsch des Web 2.0 greifbar. Die Benutzung von Facebook und seinen Diensten vereinfacht Facebook Home. Leider erschwert es gleichzeitig die Nutzung zahlreicher anderer Funktionen eines Smartphones.

Wer keine bedingungslose Liebe zu Facebook aufzubringen vermag, wird sich nach kurzer Probezeit deshalb fragen: Wieso einen super nutzbaren Mini-Computer, mit dem man auf Facebook und all seine Dienste zugreifen kann, in einen umständlich zu bedienenden Hosentaschenrechner verwandeln, bei dem zwar Facebook toll funktioniert, viel anderes aber dafür irgendwie stiefmütterlich behandelt wird?

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