Sieg vor Gericht

Gema will Vertrag statt Sperre von YouTube-Videos

Web
23.04.2012 10:23
Die deutsche Musik-Verwertungsgesellschaft Gema will trotz ihres Erfolgs vor Gericht keine weiteren Musiktitel auf YouTube sperren lassen. "Wir wollen YouTube nicht verklagen, wir wollen einen Vertrag", sagte Gema-Chef Harald Heker dem "Spiegel".

Ein Hamburger Gericht hatte am Freitag das Urheberrecht im Internet gestärkt und die weltgrößte Videoplattform verpflichtet, einige Musikclips zu sperren, an denen die Gema Urheberrechte geltend macht (siehe Infobox). "Dieses Verfahren ist ganz bewusst ein Musterverfahren. Die Titel waren zufällig gewählt. Unsere Hoffnung ist, dass YouTube mit uns jetzt wieder ernsthaft verhandelt."

Entweder müsse YouTube den Urheberrechtsschutz gewährleisten oder "einen sauberen Vertrag" schließen, sagte Heker weiter. "Wenn YouTube diese Schutzmaßnahmen treffen kann, ist das die eine Möglichkeit. Wenn das nicht geht, wäre eine Einigung mit uns als Gema wohl die notwendige Konsequenz." Ein Sprecher der YouTube-Mutter Google hatte bereits am Freitag gesagt, er hoffe nun auf eine neue Vereinbarung. "Wir laden die Gema ein, nun endlich an den Verhandlungstisch zurückzukehren und im Sinne der gesamten Musikindustrie eine Lösung zu finden."

YouTube muss Archiv nicht durchforsten
Die Richter hatten YouTube auch vorgeschrieben, wie die Plattform künftig handeln muss, um Rechtsverstöße zu verhindern. Die Online-Abspielstation muss Videos erst löschen, wenn die Rechteinhaber sie auf Urheberrechtsverstöße hinweisen. Sein riesiges Archiv muss YouTube nicht nach geschützten Titeln durchsuchen. Deshalb wertete die Videoplattform die Entscheidung als Erfolg für sich. Die Gema hatte in ihrer Klage von YouTube verlangt, zwölf urheberrechtlich geschützte Musikvideos zu sperren und auch künftig nicht mehr zugänglich zu machen, weil die Google-Konzerntochter dafür aus ihrer Sicht keine Lizenzrechte besitzt.

Streit um Zahlungsmodalitäten
Bei dem Streit geht es aber noch um viel mehr als um die Sperrung von ein paar Videos. Es treten zwei Industrien gegeneinander an, die um ihre Geschäfte kämpfen: Auf der einen Seite die Musikindustrie mit Branchengrößen wie Sony und Universal, deren Umsätze seit Jahren stark schwinden. Plattenlabels machen dafür Internetdienste wie die mittlerweile geschlossene Plattform MegaUpload und Tauschbörsen verantwortlich. Die Musikkonzerne hoffen, sich einen Teil der Umsatzverluste bei YouTube wiederzuholen. Dazu ersann die Gema, die etwa bei Radio- und Fernsehstationen bei jedem abgespielten Lied die Hand aufhält, bereits ein Bezahlmodell extra für Video- und Musikseiten. Neben einem pauschalen Anteil an den Werbeerlösen wollte die Gema auch für jedes angeklickte Video einen Obolus. Die Google-Tochter sträubte sich bisher dagegen. Seitdem versuchen die Musikkonzerne, ihre Clips von der deutschen YouTube-Seite zu verbannen.

Vertrag 2009 ausgelaufen
Das ist aber gar nicht so einfach: Pro Minute werden mehr als 60 Stunden Videomaterial auf YouTube hochgeladen - eine effektive Vorabkontrolle sei hier kaum möglich, argumentiert der US-Konzern. Google stelle lediglich eine technische Plattform zur Verfügung und sei nicht dafür verantwortlich, was die Nutzer dort einstellten. Eigentlich waren sich auch YouTube und die Gema bereits einig, allerdings lief der Vertrag 2009 aus. Danach zog die Gema vor Gericht.

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