„Seid betrogen worden“

Kiew sichert russischen Deserteuren Schutz zu

Ausland
07.10.2022 12:22

Aufrufe zum Sturz Wladimir Putins und zur Fahnenflucht sind bereits mehrmals an russische Armeeangehörige oder Regierungsmitglieder ergangen. Nun hat die Ukraine Soldaten, die im Land kämpfen, Schutz zugesichert, sollten sie aufgeben.

Die Ukraine garantiere „Leben, Sicherheit und Gerechtigkeit für alle, die sofort den Kampf verweigern“, sagte Verteidigungsminister Oleksij Resnikow in einem am Freitag veröffentlichten Video in russischer Sprache. „Ihr könnt noch immer Russland vor einer Tragödie und die russische Armee vor Demütigung bewahren.“

Die Ukraine werde dafür sorgen, dass die russischen Befehlshaber, die „kriminelle Befehle erteilt“ hätten, vor ein Tribunal gestellt würden, sagte Resnikow. „Ihr seid getäuscht und betrogen worden“, betonte der Verteidigungsminister. Es sei für die Befehlshaber einfacher, „euch zu erzählen, dass ihr im Kampf gegen imaginäre NATO-Horden heroisch gestorben seid“. Zwar lieferten NATO-Länder der Ukraine Waffen, doch seien es „ukrainische Soldaten, die euch mit diesen Waffen schlagen“.

Verteidigungsminister Olexij Resnikow (Bild: APA/AFP/TT NEWS AGENCY/Christine OLSSON)
Verteidigungsminister Olexij Resnikow

Die ukrainische Armee nutzt nach Ansicht britischer Militärexperten inzwischen in großen Teilen von der russischen Invasionsarmee erbeutete Fahrzeuge. Mehr als die Hälfte der im Einsatz befindlichen ukrainischen Panzer stammen aus den Beständen Moskaus, hieß es in dem täglichen Geheimdienst-Update des britischen Verteidigungsministeriums zum Ukraine-Krieg am Freitag. „Die Ukraine hat seit der Invasion wahrscheinlich mindestens 440 Kampfpanzer und etwa 650 gepanzerte Fahrzeuge erbeutet.“

Die Regierung von Wolodymyr Selenskyj versichert russischen Deserteuren ihre Sicherheit. (Bild: AP)
Die Regierung von Wolodymyr Selenskyj versichert russischen Deserteuren ihre Sicherheit.

Erfolgreiche ukrainische Gegenoffensive
Auch große Gebiete konnte die ukrainische Armee im Zuge der seit Wochen laufenden Gegenoffensiven aus der Hand russischer Truppen zurückerobern. Präsident Wolodymyr Selenskyj meldete am Donnerstagabend den Rückzug Tausender russischer Soldaten nach dem Zusammenbruch der Frontlinie zunächst im Nordosten, dann seit Wochenbeginn auch im Süden. In seiner täglichen Videoansprache sagte er, ukrainische Streitkräfte hätten mehr als 500 Quadratkilometer und Dutzende Ortschaften im Gebiet um Cherson zurückerobert. Diese Angaben konnten nicht unabhängig überprüft werden.

Unterdessen wurden beim Beschuss von Wohngebäuden in der Stadt Saporischschja ukrainischen Angaben zufolge mindestens elf Menschen getötet. Weitere 21 Bewohner seien nach den russischen Angriffen am Donnerstag teils schwer verletzt aus den Trümmern gerettet worden, teilte der ukrainische Zivilschutz am Freitag mit. Auf Fotos ist zu sehen, wie Rettungskräfte im Schutt graben, um Vermisste zu finden. Von den Raketen getroffen wurden den Angaben zufolge zwei mehrstöckige Häuser. Das Gebiet Saporischschja ist eines von vier Gebieten, das neben Cherson, Donezk und Luhansk vor rund einer Woche offiziell von Russland annektiert wurde. Bisher halten russische Truppen rund 70 Prozent der Region besetzt - allerdings nicht die Gebietshauptstadt Saporischschja selbst.

Cherson: Bus mit Zivilisten beschossen
Die russische Nachrichtenagentur TASS berichtete von mindestens fünf Toten in dem von Russland kontrollierten Teil der südlichen ukrainischen Region Cherson beim Beschuss eines Busses durch ukrainische Streitkräfte. Der Angriff habe stattgefunden, als ein Bus mit Zivilisten über eine Brücke in der Nähe des Dorfes Darivka fuhr, teilt die von Russland eingesetzte Regionalbehörde mit. Videos von der staatlichen Nachrichtenagentur Swesda, die durch die russischen Streitkräfte geteilt wurden, zeigten das ausgebrannte Wrack eines Busses und einen schwer beschädigten Lieferwagen dahinter.

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