Pommers Feierabend

So kommt die SPÖ auf 100.000 Teilnehmer

Pommer am Abend
02.05.2022 15:20

Einen schönen Montagabend.

Ich habe an dieser Stelle schon über meine Rechenschwäche berichtet, für die ich mich nicht schäme. Jeder Mensch hat ein Talent, die einen können Beethovens Sonate Nr. 29 mit einer Leichtigkeit auf dem Klavier spielen, die mir bei „Hänschen klein“ fehlt, andere wiederum verstehen die Reissner-Nordström-Metrik nach der ersten Erklärung, können die Bundeshymne rülpsen oder Billardkugeln schlucken. Jeder kann etwas, und jeder kann etwas nicht. Silvester Stallone zum Beispiel. Er schauspielt, singt und malt. Ich bin sicher, auch er wird ein Talent haben, das wir nicht kennen, vielleicht Kochen, Häkeln oder Kugelstoßen. Niemand kann nichts. Ich kann jedenfalls nicht rechnen und malen ebenso wenig. Ich bin beim Zeichnen auf dem Stand eines Kleinkindes: Häuser so groß wie Blumen, Sonne mit manischer Phase, Menschen ohne Gelenke und zu großen Händen - Sie kennen das von Ihrem Nachwuchs, von den Bildern, die Sie so unglaublich schön finden, die es aber seltsamerweise nie an die Wände schaffen. Beim Rechnen bin ich ebenso begabungsbenachteiligt. Früher hieß es von unseren Lehrern immer: „Du wirst später nicht immer einen Taschenrechner bei dir haben.“ Nun ja, den mobilen Endgeräten sei Dank, sie haben sich alle geirrt.

Nun bin ich froh, dass ich mit dieser Zahlenschwäche nicht alleine bin. Auch die Sozialdemokratische Partei Österreichs, die in Wien immerhin den Finanzstadtrat stellt, hat Schwierigkeiten mit dem Einmaleins und mit Ziffern. So passiert gestern beim traditionellen Mai-Aufmarsch auf dem Wiener Rathausplatz mit der berühmten Bühnenszene. Wiens Bürgermeister Michael Ludwig, ganz Charmeur, hielt SPÖ-Chefin Pamela Rendi-Wagner während ihrer Rede den Regenschirm. Das ist für eine Partei, bei der das Donnerwetter gerne von den eigenen Genossen ausgeht, eine Errungenschaft. Das Publikum applaudierte - wie viele es am Ende auch waren. Und hier kommen wir zur Zahlenschwäche. Die SPÖ spricht von 100.000 Teilnehmern, also von so vielen Menschen, wie in Klagenfurt leben. Die Polizei wiederum zählte nur 2000 Personen, das ist die Einwohnerzahl von Schönkirchen-Reyersdorf in Niederösterreich. Das ist schon eine beachtliche Diskrepanz, der Unterschied Klagenfurt zu Schönkirchen-Reyersdorf macht nach Adam Riese, ich habe es ohne Taschenrechner geschafft, eben 98.000 Personen.

Möglich ist natürlich, dass sich die Genossen auf kleinstem Raum ganz eng zusammengestellt haben, so wie bei dieser Zirkusnummer, bei der 21 Clowns in ein Smart-Auto steigen. Oder es wird jeder gezählt, der an diesem Tag wie auch immer den Rathausplatz gequert hat. Ich kann mir gut vorstellen, wie das bei den Roten erfasst wird: „So, Christian, wenn ich jetzt die Müllabfuhr, die Touristen, die Mitarbeiter des Stadtgartenamts, den Ringverkehr bis zur Sperre, die Bimfahrgäste aus der Umgebung, die Kanalräumer darunter und die elfköpfige Crew der Raumstation ISS darüber zu den Teilnehmern dazurechne, komme ich auf genau 100.000 Personen.“ Vielleicht wurde auch einfach die Zählweise des ehemaligen US-Präsidenten Donald Trump übernommen, der bei seiner Amtseinführung im Jahr 2017 unter ähnlichen Doppelbildern litt wie die SPÖ gestern. So oder so: Ganz Klagenfurt pilgerte gestern nicht zu den Sozialdemokraten. Wer den Führungsanspruch stellt, sollte eins und eins zusammenzählen können.

Ich wünsche einen schönen Feierabend, so Sie einen haben.

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