Einen schönen Donnerstagabend.
Bevor die Serie mit Daniel Craig so bierernst wurde, war James Bond immer eine große Freude. Lustige Spielzeuge, coole Autos und Bösewichte, die in Österreich unter die Beschäftigungspflicht nach dem Behinderteneinstellungsgesetz fallen: viele Einäugige, zusammengewachsene Finger, Metallgebiss, drei Brustwarzen, entstelltes Gesicht. Wären sie nicht alle geisteskrank und würden die Weltherrschaft an sich reißen, Massenvernichtungswaffen zünden oder Großmächte gegeneinander ausspielen wollen, könnte ich mir gut vorstellen, dass sie bei Barbara Stöckl im ORF-Studio über ihren harten Weg zurück ins Leben erzählen. Duschen Sie einmal wie Dr. No mit zwei Händen aus Metall, also ich würde die Geschichte hören wollen. Beim ersten Film war James Bond 32 Jahre alt, und es war eine gute Idee, die Schauspieler regelmäßig zu ersetzen, denn sonst wäre der MI6-Geheimagent heute 92. Seine größten Gegner würden nicht mehr Medienmogule oder Kernwaffenliebhaber sein, sondern Rheuma, Inkontinenz und Prostatakrebs. Sean Connery hat ja leider nicht so lange gelebt. Jedenfalls sucht Hollywood wieder einen neuen James-Bond-Darsteller, und ich werfe jetzt einfach einmal den Namen Sebastian Kurz in die Runde. Geben wir ihm doch die Lizenz zum Töten, was kann schon schiefgehen?
Die vergangenen Tage haben jedenfalls gezeigt, dass im Ex-Ex-Kanzler verdeckte Talente schlummern. Auch „Heute“ ernannte ihn schon zum „00Kurz“, was hoffentlich für 007 steht und nicht für die Raumnummer, es ist ja jeder so empfindlich geworden. Jedenfalls hat Kurz, wie es sich für einen guten Spion gehört, seine Lauscher überall, mit seinen technischen Spielzeugen konnte er heimlich ein Telefonat mit dem späteren „Kronzeugen“ Thomas Schmid aufnehmen. Eine Bombe, nennt es sein Anwalt. Geheime Missionen, Wanzen, Bomben, Millionäre. Legen Sie geistig die James-Bond-Titelmelodie über die Zeilen, wenn Sie sie lesen. Das Gespräch wirkt im Transkript wie eine normale Unterhaltung zweier Menschen, die nichts zu verbergen haben.
Leicht übertriebene Zusammenfassung:
Kurz: „Hallo, Thomas, lass uns bitte über fingierte Aufträge und Inserate reden, von denen ich nichts weiß.“
Schmid: „Die bauen sich ihre eigenen Geschichten zusammen.“
Kurz: „Ich könnt jeden Tag irgendwie explodieren.“
Bombe fertig.
Bei einem Bond-Casting vor Chefredakteuren soll Sebastian Kurz laut „Morgenjournal“ das Transkript mit verteilten Rollen vorgetragen haben wie auf einer Kleinkunstbühne - was heftig dementiert wird, aber die Hintergründe sind wie bei „Moonraker“: streng geheim. „Martini, geschüttelt, nicht gerührt“, war gestern, bald heißt es: „Schelling-Wein, gespritzt, nicht pur.“ Aber im Ernst: Da haben wir ihn wieder, den Versuch einer Message Control, Aktion und Reaktion, Ablenkungen, perfekt getimte Postings, das richtige Tonband zum richtigen Zeitpunkt, jeder Schritt choreografiert, geschickt wird um die Wahrheit herumgetanzt, wie bei Bond eine Menge Bummbumm und flotte Sprüche. Haben wir das wirklich vermisst? Am Ende werden wir erfahren, wer in der Geschichte der Bösewicht ist. Blöd, dass sie im echten Leben keine Augenklappen tragen.
Ich wünsche einen schönen Feierabend, so Sie einen haben.
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