Pommers Feierabend

„Wir stehen nicht kurz vor dem Weltuntergang“

Pommer am Abend
01.02.2022 14:19

Einen schönen Dienstagabend.

Das Lobau-Camp, das sich gar nicht in der Lobau befindet, wurde also heute geräumt. Die Stadt wünschte sich vorab eine friedliche Lösung, polizeilich organisiert wurde diese offenbar von Hollywood-Schauspieler Chris Hemsworth, der ja in Wien dreht und sich mit Tschingbum auskennt. Eine friedliche Polizeiarmada kam angerast, es kam zur friedlichen Stürmung, friedlichen Festnahmen und friedlichen Pfefferspraybesprühungen. Sprengstoff-Drohnen kamen nicht zum Einsatz, was ich gesehen habe, auch keine Wasserstoffbombe. Friedlich eben.

Am Ende gibt es in der Causa keine Gewinner, beide Seiten haben sich nicht gerade mit Ruhm bekleckert. Mit Klagsdrohungen an Kinder setzte sich die Stadt schnell selbst schachmatt. Wie Wien bis 2040 mit ihrem vor Kurzem präsentierten Paketchen klimaneutral werden soll, steht auch in den Sternen - was blöd ist, weil wir die eines Tages durch den Smog nicht mehr sehen werden. Bürgermeister Michael Ludwig ist 2040 dann 78 Jahre alt. Ich werde ihn in einem knallharten Interview mit seinen Versprechungen von heute konfrontieren. Auf Bewegtbild werden wir beim Gespräch verzichten, wenn es recht ist, weil wir uns dann sowieso nicht mehr rühren können. Der Bewegungsmelder am Redaktionsklo erfasst mich ja jetzt schon nicht mehr.

Die Protestierenden wollten immer Hainburg sein, waren aber Disneyland. Sie bauten eine Spaßpyramide, eine Sauna, es gab Kinderbetreuung, vielleicht war auch Céline Dion für einen Auftritt angefragt, wer weiß das schon. Der Lobautunnel ist Geschichte, die Aktivisten hätten so gut wie jede Baustelle besetzen können, aber Stadtstraße bringt mehr PR als die Umfahrung in Rainbach in Oberösterreich, die von einem grünen Landesrat und der grünen Ministerin durchgepeitscht worden ist. Die anwesenden Demonstranten waren heute jedenfalls sichtlich überfordert: An Bäume ketten hatte ja keinen Sinn, weil es dort keine gibt, also gruben sie sich aus Verzweiflung in die Erde. Am besten mit dem Kopf voran in den Sand, dann reicht es später vielleicht zum Klimabeauftragten der Stadt Wien. Besonders lieb dieser Aufruf heute: Wer wegen der gesperrten Öffis nicht zur Demo gegen die Räumung kommen kann, soll ein Taxi nehmen. Mit dem Auto zum Straßenprotest.

„Wir stehen nicht kurz vor dem Weltuntergang“, hat Michael Ludwig im Jänner über die Klimasituation gesagt. Die Liste der Wetterkatastrophen 2020 mit einer Schadenssumme von mehr als einer Milliarde Dollar umfasst 50 Ereignisse. Überschwemmungen, Zyklone, Hurrikans, Waldbrände, Hochwasser, Dürre usw. Eine Autobahn in Wien weniger wird das nicht verhindern können. Eine mehr aber auch nicht.

Ich wünsche einen schönen Feierabend, so Sie einen haben.

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