Online-Streaming

So viel CO2 verursacht unser Serienkonsum

Web
30.10.2019 11:51

Vor nicht allzu langer Zeit stand vor dem Kinoabend zu Hause der Besuch der Videothek. Heute braucht es nur ein paar Klicks, um sich Filme und Serien auf den Bildschirm zu holen. Doch der Komfort des Streamings geht zu Lasten der Umwelt.

34 Prozent des globalen Datenverkehrs entstehen inzwischen durch das Streamen von Videos bei Anbietern wie Netflix und Amazon Prime. Und neue Streamingdienste kommen hinzu: Am 1. November startet Apple TV+, kurz darauf Disney+ und im Mai HBO Max. An zweiter Stelle kommt Online-Pornografie. Das bleibt nicht ohne Folgen für die Umwelt: Die Server, auf denen die Video-Dateien liegen, brauchen immer mehr Kapazitäten und verschlingen dementsprechend mehr Energie.

Eine halbe Stunde Streaming verursacht laut Berechnungen des französischen Think Tanks The Shift Project Emissionen, die 1,6 Kilogramm Kohlendioxid entsprechen - etwa so viel wie bei einer Autofahrt von 6,28 Kilometern. Streaming war demnach im vergangenen Jahr für einen Ausstoß von Treibhausgasen verantwortlich, der genauso hoch war wie der Spaniens. Diese Menge werde sich in den nächsten sechs Jahren voraussichtlich verdoppeln, schätzt The Shift Project.

Höhere Auflösung, größere Dateien
„Digitale Videos kommen in sehr großen Dateien, und die werden mit jeder neuen Generation von Videos mit höherer Auflösung immer noch größer“, sagt Gary Cook von der Umweltschutzorganisation Greenpeace. Die Bildschirme werden ständig größer, die Auflösung und die Dateigrößen dementsprechend auch. Das bedeute einen wachsenden Energieverbrauch, sagt Cook.


Bildschirme mit 4K-Auflösung brauchen laut der Umweltschutzorganisation Natural Resources Defense Council etwa 30 Prozent mehr Strom als solche mit HD-Qualität. Vergangenes Jahr kamen die ersten 8K-Monitore auf den Markt.

„Ressourcenverschwendung auf allen Ebenen“
Um schnelles Streaming ohne Stocken zu garantieren, „werden die Anlagen auf allen Ebenen überdimensioniert“, sagt Laurent Lefevre vom französischen Forschungsinstitut Inria. „Die Folge ist eine Verschwendung von Ressourcen auf allen Ebenen.“

Die Anbieter bemühen sich in erster Linie um technische Lösungen, um die Umweltbelastung reduzieren - wie etwa eine klimafreundlichere Kühlung der Rechenzentren oder Codierungen, die die Datenmengen verringern. Experten bezweifeln jedoch, dass sich der ökologische Fußabdruck des Streamings dadurch begrenzen lässt. „Denn technologische Verbesserungen schaffen neue Nutzungsmöglichkeiten“, sagt Maxime Efoui-Hess von The Shift Project.

Das kann jeder Einzelne tun
Die Konsumenten müssten Druck auf die Anbieter ausüben, ihre Rechenzentren mit erneuerbaren Energien zu betreiben, fordert Cook von Greenpeace. Forscher Lefevre appelliert an jeden Einzelnen, sein Nutzungsverhalten zu ändern: Am schädlichsten sei es, Filme auf dem Smartphone über eine mobile Datenverbindung zu streamen. Sparsamer ist es demnach, Videos in niedrigerer Auflösung im WLAN anzusehen. Auch die Autoplay-Funktion abzuschalten hilft, weil dadurch Mediendateien nicht mehr automatisch abgespielt werden.

Klimabewussten Streamingsfans hilft der „Carbonalyser“, eine Browsererweiterung, die The Shift Project entwickelt hat. Der zeigt an, wie viel CO2-Emissionen die Internetnutzung verursacht und rechnet aus, wie vielen Autokilometern sie entspricht.

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