Depression

Wenn die Seele krank wird

Gesund
28.12.2018 06:00

Die Depression zählt zu den häufigsten psychischen Leiden. Mit richtiger Therapie ist sie aber gut in den Griff zu bekommen. Eine Abgrenzung zu ähnlichen Krankheitsbildern ist jedoch nicht immer leicht.

Oft wird eine Depression mit Burn-out gleichgesetzt. Das ist jedoch nicht richtig, auch wenn sie in vielen Fällen als Begleitung oder Folge des Ausgebranntseins auftritt. Zu den Grundsymptomen - und dabei ähneln sich beide Beschwerdebilder - gehören laut internationaler Klassifizierung der Krankheiten (ICD-10) eine niedergeschlagene Stimmung, Interessenverlust, Freud- oder Antriebslosigkeit sowie Energiemangel mit erhöhter Ermüdbarkeit. Zusätzlich können auch Konzentrations- und Aufmerksamkeitsstörungen, vermindertes Selbstwertgefühl oder Selbstvertrauen, negative Zukunftsperspektiven, Appetitlosigkeit, Schlafstörungen bis hin zu Suizidgedanken auftreten.

Diagnose oft nicht leicht
Die Abgrenzung zwischen einer „depressiven Verstimmung“ und einer behandlungsbedürftigen Depression fällt nicht immer leicht. Dabei wäre bei Letzterer eine frühzeitige Therapie hilfreich, um den Betroffenen einen sehr großen, oft unerträglichen Leidensdruck zu ersparen. „Nicht bei jedem, der verstimmt oder traurig ist, liegt automatisch eine Depression vor. Der Zeitfaktor ist in der Psychiatrie ganz besonders wichtig“, erklärt Univ.-Prof. Dr. Christian Simhandl, Psychiater und Psychotherapeut, Sigmund Freud Privatuniversität Wien. Eine depressive Verstimmung dauert laut dem Experten nur wenige Tage an. Erst wenn die geschilderten Symptome mehr als zwei Wochen bestehen bleiben, spricht man von einer Depression. Ein weiteres Kriterium: Der Zustand entspringt nicht nur einer Reaktion (etwa Kränkung, Enttäuschung) und verschwindet auch nicht einfach durch eine Veränderung. Selbst bei kurzfristiger Besserung kehren die Symptome sofort wieder zurück.

Durch entsprechende Anamnese bzw. Blutuntersuchung - die Schilddrüsen- und Stoffwechsellage sollte mitabgeklärt und andere Probleme wie Eisenmangel oder Infekte ausgeschlossen werden - lässt sich die Erkrankung bereits beim Allgemeinmediziner feststellen und die Behandlung starten. Bei komplexen Fällen, beständigen Suizidgedanken oder therapieresistenten Patienten ist die Hinzuziehung eines Facharztes für Psychiatrie ratsam.

Richtige Therapie finden
Depressionen sind in vielen Fällen heilbar oder können mit Psychotherapien und Medikamenten zumindest erfolgreich gemindert werden. Wird die Diagnose gestellt, folgt in der Regel eine Behandlung mit antidepressiven Medikamenten. Entsprechende Arzneien gibt es viele, dabei ist jedoch einiges zu beachten. „Patiententypen lassen sich den einzelnen Wirkstoffklassen nicht so einfach zuordnen, auch wenn das immer wieder versucht wird“, so Prof. Simhandl. Dabei wäre etwa zu berücksichtigen, ob der Betroffene innerlich unruhig, angespannt und unter Druck ist oder eine Antriebsstörung im Vordergrund steht. Die Dauer der Behandlung richtet sich danach, wie intensiv und häufig die Erkrankung auftritt. „Die WHO empfiehlt, die erste schwere depressive Episode für ein ganzes Jahr zu therapieren. Bei wiederkehrenden Ereignissen sollte man in Richtung Stimmungsstabilisatoren zur Verhinderung von Rückfällen überlegen. Noch mehr als bei der akuten Depression kann hierfür auch Psychotherapie hilfreich sein“, so der Experte.

Unerwünschte Effekte
Treten Nebenwirkungen wie Müdigkeit, Mundtrockenheit, Magenbeschwerden, Libidoverlust etc. auf, die nicht innerhalb weniger Tage verschwinden, beziehungsweise zeigt sich nach etwa zwei Wochen keine Besserung, ist die Therapie zu ändern. „Bei Kombinationen der Antidepressiva sollte man besonders vorsichtig sein. Fast alle dieser Arzneien werden in der Leber abgebaut und können sich gegenseitig und andere Medikamente beeinflussen“, erläutert Prof. Simhandl.

Daten & Fakten

  • Ca. 20 Prozent der Bevölkerung erleben irgendwann in ihrem Leben eine depressive Episode.
  • Frauen haben ein doppelt so hohes Risiko wie Männer.
  • Europaweit werden 50 Prozent der schweren Depressionen nicht behandelt.

Selbsthilfegruppe

  • Gemeinsam Angst-Depressionen-Selbsthilfe: www.angst-depression-selbsthilfe.at
  • Leben mit Depression und Angst: www.shg-depression.at

Regina Modl, Kronen Zeitung

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