Zudem verursacht die Brutalität im Klassenzimmer enormen volkswirtschaftlichen Schaden, Zukunftsprobleme, die in die Millionen gehen. "Das Geld, das hier eingespart wird, müssen wir später für medizinische Behandlungen, Psychotherapien, Spitalsaufenthalte, (Dauer-)Krankenstände, Frühpensionen für die Opfer sowie für die Gefängnisaufenthalte der Täter aufbringen. Zumal aggressive Schüler eine vierfach erhöhte Kriminalitätsrate im Erwachsenenalter aufweisen", so der Alarmruf der erfahrenen Ärztin Dr. Christa Lopatka.
"Stoppt die Image-Schwächung der Lehrer"
Seit 20 Jahren befasst sich die Psychotherapeutin mit sexuellem Missbrauch und Mobbing. Die Medizinerin stellt klar: "Für die Betroffenen ist später nichts mehr so, wie es einmal war. Gewalt-Mobbing unter Kindern ist echter Psychoterror mit dem Ziel, Mitschüler an die unterste Stelle der Hackordnung zu bringen – und aus der Klassengemeinschaft hinauszuekeln." Eine logische Forderung von Dr. Lopatka: "Stoppt die Image-Schwächung der Lehrer! Kein Pädagoge sollte mit den Gewaltproblemen allein gelassen werden." Dazu gehört auch die Schulung von Lehrern als Präventivprofis.
Experten diskutierten Vorbeugungsmaßnahmen
Eine von vielen Ideen, die beim "Kongress gegen die Gewalt" in Graz Zustimmung fand. "Das Hauptziel dieser Tagung war die Vernetzung verschiedenster Organisationen. Mehr als 200 Teilnehmer aus 120 unterschiedlichen Behörden, Organisationen und Institutionen suchten Lösungsansätze für die Basis", so Günther Ebenschweiger, Leiter des "Zentrums für Kriminalprävention". Das heißt: Ein Kongressziel war die Erarbeitung fundierter Vorbeugungs-Tipps und Hilfestellungen für Lehrer, Bürgermeister, Polizisten, Sozialarbeiter, Erzieher, Ärzte etc.
Innenministerin Fekter setzt auf Konsequenzen für Täter
Um die ausufernde Brutalität unter Jugendlichen und den Gewalt-Missbrauch innerhalb der Familien einzudämmen (513 Anzeigen von sexuellem Missbrauch Minderjähriger im Vorjahr!), unterstützte auch Innenministerin Maria Fekter den Präventionskongress und setzt für die Zukunft auf die Vernetzung: "Damit Vorbeugung erfolgreich ist, muss eine breite Öffentlichkeit mit vielen Partnern erreicht werden." Gleichzeitig betonte die Ministerin, dass Jugendliche durchaus Konsequenzen aus ihrem kriminellen Verhalten ziehen müssen. "Entschuldigung beim Opfer, Wiedergutmachung von verursachten Schäden oder gemeinnützige Arbeit sind für mich vertretbar. Das sind Schritte, um die Grenze zwischen Recht und Unrecht deutlich zu machen", konkretisierte Fekter ihre klare Forderung.
Mehr zum Präventionskongress findest du in der Infobox.
Von Christoph Matzl und Manfred Niederl, Kronen Zeitung
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