Geiseldrama vorbei

Entführte Sahara-Touristen wieder zuhause

Ausland
30.09.2008 15:37
Nach zehn Tagen in der Hand von Entführern sind die Wüsten-Geiseln am Dienstag früh sicher aus Ägypten nach Deutschland und Italien zurückgekehrt. Der Sonderflug der Lufthansa wurde am Flughafen Berlin-Tegel von Vertretern der deutschen Bundesregierung empfangen. Außenminister Frank-Walter Steinmeier zeigte sich erleichtert über das glückliche Ende der Geiselnahme. Die Rückkehrer erhielten aber keine Gelegenheit, sich zu den Geschehnissen zu äußern. Ihre Reisegefährten aus Italien und Ägypten berichteten, die 19-köpfige Gruppe sei am Sonntagabend sehr plötzlich und ohne Blutvergießen in der Wüste freigelassen worden.

Dies widerspricht Berichten aus Ägypten, wonach die Geiseln von sudanesischen und ägyptischen Truppen befreit wurden und die mehrere Geiselnehmer bei Feuergefechten ums Leben kamen. Das deutsche Auswärtige Amt und das deutsche Innenministerium äußerten sich nicht zu Details der Befreiung. Es hieß lediglich, die an Ort und Stelle bereitstehenden deutschen Spezialkräfte der GSG9 und der Bundeswehr seien nicht gebraucht worden.

Am 19. September entführt
Die Reisegruppe - fünf Deutsche, eine in Deutschland lebende Rumänin, fünf Italiener und acht Ägypter - war am 19. September in einem entlegenen Wüstengebiet im Südwesten Ägyptens verschleppt worden. Nach Aussagen ägyptischer und italienischer Ex-Geiseln wurde die Gruppe im Verlauf der Entführung immer wieder verlegt und schließlich im Grenzgebiet von Sudan und Tschad versteckt. Am Sonntagabend habe man sie freigelassen und ihnen ein einziges Auto zur Verfügung gestellt, in das sich alle 19 Personen der Gruppe zwängten. Nach mehreren Stunden Fahrt sei man auf ägyptische Truppen gestoßen.

Sechs Millionen Euro Lösegeld gefordert
Die Geiselnehemr hatten von Deutschland ägyptischen Angaben zufolge ein Lösegeld in Höhe von sechs Millionen Euro gefordert. Dies soll laut dem ägyptischen Tourismusminister Suhair Garana jedoch nicht gezahlt worden sein. Die Behörden hatten von der Entführung erfahren, nachdem der zusammen mit den Touristen verschleppte Inhaber des ägyptischen Reiseveranstalters Aegyptus seine deutsche Ehefrau per Satellitentelefon angerufen hatte.

Bei den freigekommenen deutschen Geiseln handelt es sich nach Angaben des Auswärtigen Amts um eine 60-jährige Frau und einen 56-jährigen Mann aus Hessen, eine 69-jährige Frau und einen 37-jährigen Mann aus Baden-Württemberg sowie um einen 65 Jahre alten Mann aus Berlin. Auch eine Rumänin, die in Baden-Württemberg lebt, kam mit zurück nach Deutschland. Ein Sprecher des rumänischen Außenministeriums sagte: "Es geht ihr gut." Alle Rückkehrer machten einen gesundheitlich stabilen Eindruck. Eine der Frauen hatte ihren Kopf mit einem roten Tuch verhüllt.

"Sie haben uns mit Gewehren angegriffen"
Auch die italienischen Ex-Geiseln kamen am frühen Dienstag zurück in ihre Heimat. Zum Hergang ihrer Entführung sagte der italienische Tourist Walter Barotto dem Sender Sky TG24: "Sie haben uns mit Gewehren angegriffen. (...) Sie haben uns alles genommen. Sie zwangen uns mit vorgehaltener Waffe, uns hinzuknien, und dann verschleppten sie uns."

Die befreite Geisel Giovanna Quaglia sagte: "In den ersten Tagen verhielten wir - ich meine vor allem uns Frauen - uns möglichst unauffällig und trugen einen Schleier. Das taten wir von uns aus, es schien uns einfach angemessen. Aber ich muss sagen, dass wir keinerlei physische Gewalt erlitten haben."

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