Rosa-blaue Welt

Mode und Spielzeug folgen oft Klischees

Leben
24.10.2017 07:06

Ein Dinosaurier auf einem Pullover für Mädchen? Eine rosa Dampflok in der Fahrzeuggarage eines Buben? Für viele Konsumenten undenkbar. Doch die Welt von Kindermode- und -spielzeug ist ohnehin meist streng zweigeteilt: Pink auf der einen Seite, blau auf der anderen.

Glitzer und Rüschen zieren Mädchenkleider und verwandeln deren Trägerinnen in Elfen, Feen oder Prinzessinnen. Bubenpullover sind mit Autos oder Dinosauriern bedruckt. Kinderkleidung ist normalerweise streng in Kategorien eingeteilt. Doch nicht überall: Die Kaufhauskette John Lewis bricht mit Geschlechterklischeen, die Kleidungskategorien "Mädchen" und "Buben" wurden kürzlich abgeschafft. "Wir wollen nicht länger Geschlechtsstereotypen befeuern", zitieren britische Medien Kindermode-Chefin Caroline Bettis. Der Stil der Kleidung hat sich natürlich kaum geändert, online können die Kunden nach wie vor nach Buben- oder Mädchensachen filtern. Aber: Kinder und Eltern sollten selbst entscheiden können, was der Nachwuchs am liebsten anziehen möchte.

Geschlechtertrennung deutlich zugenommen
Der Trend zeigt jedoch in eine andere Richtung: "Die Geschlechtertrennung hat in den letzten Jahren sogar deutlich zugenommen, sowohl bei Kleidungsstücken als auch bei Spielwaren", sagt Stefan Hirschauer vom Arbeitsbereich Soziologische Theorie und Gender Studies an der Uni Mainz.

Er beobachtet bei diesem Thema ein "Re-Gendering" - ein erneutes Vergeschlechtlichen von Dingen, die ihr Geschlecht eigentlich schon verloren hatten. Dies sei gegenläufig zur allgemeinen Entwicklung, wonach die klassische Rollenverteilung in der Gesellschaft sich seit Jahrzehnten immer mehr auflöse - etwa im Beruf und bei der Kindererziehung. Diese Entwicklung rufe bei vielen Menschen allerdings auch Unsicherheit und nostalgische Bedürfnisse hervor. Aus wirtschaftlicher Sicht sei eine Unterscheidung der Produkte nach Geschlechtern auf jeden Fall sinnvoll.

Nachfrage bestimmt Markt
Handel und Industrie betonen vor allem, dass letztlich die Nachfrage den Markt bestimme. Kindersachen würden oft auch von Tanten, Onkeln oder Großeltern gekauft - "die denken da vielleicht eher traditionell", meint zum Beispiel Jürgen Dax, Hauptgeschäftsführer des Handelsverbands Textil in Deutschland. Spielzeuge und deren Verpackungen würden aber nach wie vor zielgruppenorientiert gestaltet, so Willy Fischel, Geschäftsführer des deutschen Bundesverbands des Spielwaren-Einzelhandels. "Eine Dampflok in rosa wäre vielleicht kreativ, wirtschaftlich aber nicht darstellbar, wenn sie keiner kauft."

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(Bild: kmm)



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