Olympia 2016

Strom-Doping: Läufer tricksen mit Elektrokopfhörer

Elektronik
04.08.2016 12:50

Die olympischen Sommerspiele in Brasilien stehen unmittelbar bevor und die Athleten bereiten sich selbst jetzt noch intensiv auf die Bewerbe vor. Manch einer greift sogar zu technischen Hilfsmitteln: Wie jetzt bekannt wurde, nutzen einige Läufer beim Training einen Elektrokopfhörer, der ihre Gehirne mit leichten Stromstößen manipuliert und so bessere Leistungen ermöglichen soll. Der Hersteller ist vom legalen Strom-Doping überzeugt.

Fünf Läufer und Läuferinnen aus Sierra Leone, den USA und Trinidad-Tobago trainieren für Olympia mit den Strom-Kopfhörern des Start-ups Halo Neuroscience, berichtet das Technikmagazin "Technology Review". Während ihres Trainings erhalten die Athleten leichte Stromstöße in den motorischen Cortex ihres Gehirns, der für die Koordination von Bewegungen zuständig ist.

Dadurch sollen sie mehr Leistung abrufen können, als ohne die Spezialkopfhörer möglich wäre. Vor allem beim Start sollen die Kopfhörer den Läufern auf die Sprünge helfen. Im Fachjargon nennt sich diese Methode der Leistungssteigerung transkranielle Gleichstromstimulation. Sie sorgt dafür, dass Neuronen im Hirn mit höherer oder geringerer Wahrscheinlichkeit aktiviert werden.

Technologie hilft bei motorischen Problemen
Zu der Technologie gab es bereits einige Studien, die ihr unter anderem das Potenzial zusprechen, die Hirnleistung zu erhöhen und Patienten mit motorischen Problemen - etwa nach einem Schlaganfall - zu helfen. Wissenschaftliche Beweise, dass transkranielle Gleichstromstimulation auch die Leistung von Sportlern steigert, fehlen allerdings.

"Ich halte es für unwahrscheinlich, dass wir derzeit genug wissen, um es mit Erfolg für derartige Sachen einzusetzen", sagt die britische Neurowissenschaftlerin Charlotte Stagg dem Magazin. Zudem warnt die Expertin vor bisher nicht bekannten Nachteilen der Technologie. Im Laborumfeld sei die Technologie bereits erforscht, das Training von Leistungssportlern sei aber wesentlich komplexer.

"Unsere Ergebnisse sind Beweis genug"
Die Macher der Strom-Kopfhörer sehen das naturgemäß anders. "Für uns sind unsere Ergebnisse Beweis genug", sagt Dan Chao von Halo Neuroscience. Er räumt aber ein, dass die genutzte Technologie wissenschaftlich noch nicht hinreichend erforscht ist und will von seiner Firma gesammelte Daten für eine tiefergehende wissenschaftliche Überprüfung vorlegen.

Doping-Jägern der Olympia-Veranstalter muss er seine Elektrokopfhörer indes nicht vorlegen. Weil es sich nicht um ein für den medizinischen Bereich gedachtes Gerät handelt, brauchen sie auch keine Genehmigung von der US-Medizinbehörde und fallen dem Bericht zufolge auch nicht unter die Olympia-Regeln gegen Doping.

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