Vor Nazis geflüchtet

Chemie-Nobelpreisträger Walter Kohn gestorben

Wissenschaft
22.04.2016 10:26

Der aus Wien stammende Physiker und Chemie-Nobelpreisträger Walter Kohn ist nach Angaben der University of California am 19. April im Alter von 93 Jahren in Santa Barbara (Kalifornien) gestorben. Der 1939 mit einem Kindertransport vor den Nazis aus Österreich geflüchtete jüdische Wissenschaftler war 1998 für die Entwicklung der Dichtefunktionaltheorie mit dem Nobelpreis ausgezeichnet worden.

Kohn wurde am 9. März 1923 als Sohn des Inhabers des Postkartenverlags Brüder Kohn in Wien geboren. Er besuchte fünf Jahre lang das Akademische Gymnasium, bevor er im April 1938 ins Jüdische Gymnasium "umgeschult" wurde. Dort weckten zwei Lehrer seine Leidenschaft für Physik und Mathematik - zuvor war noch Latein sein Lieblingsfach gewesen.

1939 - drei Wochen vor Ausbruch des Zweiten Weltkriegs - gelang Kohn gemeinsam mit seiner Schwester Minna mit einem sogenannten Kindertransport die Flucht nach Großbritannien, von wo aus er als "Enemy Alien" nach Kanada gebracht wurde. Zwei Jahre später kämpfte er für Kanada mit den Alliierten.

Wissenschaftliche Karriere in Kanada gestartet
Seine wissenschaftliche Karriere startete Kohn 1945 an der University of Toronto, wo er zunächst seinen Bachelor in Mathematik und Physik machte und später einen Masterabschluss in Angewandter Mathematik anschloss. Das Chemie-Gebäude, wo auch militärische Forschung betrieben wurde, durfte der spätere Chemie-Nobelpreisträger aufgrund seiner damals deutschen Staatsbürgerschaft nicht betreten.

Das Doktorat in Theoretischer Physik absolvierte Kohn bereits in Harvard. Seine weitere wissenschaftliche Laufbahn führte ihn unter anderem an die Carnegie Mellon University in Pittsburgh, nach Kopenhagen, Paris, San Diego und schließlich nach Santa Barbara, wo er von 1979 bis 1984 der erste Direktor des Institute for Theoretical Physics an der University of California at Santa Barbara war. An dieser Hochschule war er auch nach seiner Emeritierung 1979 als Research Professor tätig Zuletzt forschte er in den Bereichen erneuerbare Energie, Solarkraft, Klimaerwärmung und Makuladegeneration.

War seit 1957 amerikanischer Staatsbürger
Kohn war seit 1957 amerikanischer Staatsbürger. Er engagierte sich unter anderem für zahlreiche jüdische Projekte wie etwa die Etablierung eines Programms für jüdische Studien an der University of California und trat im Rahmen der Pugwash-Bewegung gegen die Vereinnahmung wissenschaftlicher Erkenntnisse für militärische Zwecke und Atomwaffen ein.

In Österreich wurde Khon u.a. mit dem Großen Silbernen Ehrenzeichen (2009) ausgezeichnet, ein Ehrendoktor der Universität Wien folgte 2012. Im Jahr zuvor war Kohn zudem Ehrenmitglied der Österreichischen Akademie der Wissenschaften (ÖAW) geworden.

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