Hito Steyerl im MAK

Angewandte Kritik als Wucht der Entschleunigung

Kultur
24.06.2025 18:00

Das Museum für Angewandte Kunst (MAK) widmet der deutschen Künstlerin und Filmemacherin Hito Steyerl die erste Einzelausstellung in Wien. In zwei Arbeiten thematisiert Steyerl gesellschaftliche sowie politische Konflikte und ihre Verwobenheit mit technologischen Entwicklungen.

Die Wucht in den Arbeiten von Hito Steyerl entfaltet sich langsam. Sie braucht Zeit und Offenheit. Und diese Wucht speist sich aus dem Kontrast, aus der Gleichzeitigkeit von Gegensätzen. Das Museum Angewandter Kunst (MAK) widmet der deutschen Filmemacherin und Autorin die erste Einzelausstellung in Wien - eine Präsentation, die „erschreckende Aktualität hat“, wie Generaldirektorin Lilli Hollein es beim Pressegespräch formulierte.

„Die Menschheit ist die Kugel bei einem Ohr hinein und beim anderen herausgeflogen“ hat Hito ...
„Die Menschheit ist die Kugel bei einem Ohr hinein und beim anderen herausgeflogen“ hat Hito Steyerl ihre Schau im MAK mit einem Karl Kraus-Zitat betitelt(Bild: MAK/Leon Kahane)

Es sind zwei Video-Installationen, die noch bis Jänner zu sehen sind. In beiden geht es um das Aufeinanderprallen von zwei Welten: Digitalisierung und künstliche Intelligenz auf der einen Seite, Flucht und Naturkatastrophen auf der anderen.

„Die Menschheit ist die Kugel bei einem Ohr hinein und beim anderen herausgeflogen“: Der Titel der Schau bezieht sich auf ein Zitat von Karl Kraus. Die Langatmigkeit darin ist durchaus beabsichtigt, dieser Satz will, wie die Werke von Hito Steyerl, Gegenwart entschleunigen, sie besser greifbar machen.

In „Hell Yeah We Fuck Die“ aus 2016 nimmt Hito Steyerl die meistverwendeten Worte der Musikcharts der 2010er-Jahre als Ausgangspunkt für den Blick in eine Welt zwischen Gewalt und Automatisierung. Ein Video zeigt Roboter, die darauf trainiert werden, Menschen aus Katastrophengebieten zu retten – mit roher körperlicher Gewalt.

Angewandte Gesellschaftskritik
Die Grenzen zwischen Dokumentation und Fiction sprengt der Film „Mechanical Kurds“. Steyerl hat dafür kurdische Geflüchtete begleitet, die in einem Flüchtlingslager von internationalen Firmen rekrutiert wurden, um militärische Bilder für KI-Modelle zu bearbeiten – ohne die Projekte dahinter zu kennen.
Wie Steyerl den Kampf um Überleben in ärmlichen Verhältnissen hier auf eine Hightech-Welt prallen lässt: anschaulicher, ja angewandter kann Gegenwartskritik nicht sein.

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