Das Museum für angewandte Kunst (MAK) widmet sich dem Thema Wasser aus ganz unterschiedlichen Blickwinkeln. Die sehenswerte Schau „Water Pressure“ will bis 7. September mit Projekten aus Architektur, Kunst und Design für den Umgang mit der kostbaren Ressource sensibilisieren.
Verdorrte Felder, Trinkwasserknappheit und Überschwemmungen – das Element Wasser ist aktuell ein viel diskutiertes Thema. Es beschäftigt uns in seiner Knappheit und im Überfluss. Haben wir zu viel davon, wird es kritisch – mit zu wenig Wasser ist auch kein Leben möglich. Das Museum für angewandte Kunst (MAK) widmet dem lebenswichtigen Element jetzt eine vielschichtige Ausstellung. Die für Wien adaptierte Schau, die im Museum für Kunst und Gewerbe in Hamburg ihren Ausgangspunkt hatte, will die flüssige Ressource „mit Kunst diskutieren und mit Design Lösungen aufzeigen“, wie Direktorin Lilli Hollein zur Eröffnung erklärte.
Vom japanischen Wellen-Holzschnitt bis zu Weihwasser aus Lourdes, vom Nebelkollektor aus Marokko bis zu Kläranlagen und Müllbarrieren für Flüsse: die Fülle der gezeigten Objekte ist lang und abwechslungsreich. Die von Jane Withers und Marlies Wirth maßgeblich kuratierte Schau „Water Pressure. Gestaltung für die Zukunft“ nähert sich der Fülle an Aspekten mit einem groben Themenraster und ordnet die zahlreichen Wassergebinde und Projekte.
Kristallisierter Schweiß und fotografierte Tränen
Die „Water Stories“ versammeln vielschichtige Wasser-Bezüge aus verschiedenen Kulturen – von diversen Wandbrunnen über Wassergläser und Kanister bis zu japanischen Wasserdrachen. In „Bodily Waters“ wird der Wassergehalt im menschlichen Körper sichtbar – etwa in den hochpoetischen Arbeiten aus kristallisiertem Schweiß oder Mikrofotografien von menschlichen Tränen. Hier kann man sich aber auch mit kreativen Abwasserkonzepten und innovativen Sanitärlösungen beschäftigen.
Die Kostbarkeit von trinkbarem Süßwasser veranschaulichen unter dem Motto „Thirsty Cities“ zahlreiche Wandgrafiken sowie praktische Beispiele von Wasser-Management und -Aufbereitungssystemen. „Invisible Water“ befasst sich mit dem Umgang von Landwirtschaft und Industrie mit der Ressource Wasser, „Ecosystems“ mit alternativen Lösungen, die nicht auf Raubbau, sondern auf den natürlichen Wasserkreislauf setzen. Ins Staunen über den menschlichen Erfindergeist versetzt die über viele Meter führende Chronologie „Wasser im Wandel der Zeiten“, die vom Beginn der Zivilisation bis in die prognostizierte Zukunft führt.
Vom sakralen Ritual zur Müllbarriere
Versinken möchte man beim Betrachten in die spielerische Installation des niederländischen Design-Kollektivs Dutch Invertuals, das in „Flow“ einzelne Wassertropfen auf eine Reise über verschiedene, mit Wolle bespannte Bahnen aus zwei Metern Höhe Richtung Boden schickt. Man fiebert richtiggehend mit den kleinen Tropfen mit, die auf der großen Spirale kullern, sich sammeln, stehen bleiben, einander aber auch wieder Schwung geben. Es ist eine prekäre Reise ohne Happy End: Wer durchkommt, verdampft auf einer heißen Kochplatte.
In der unfassbare Bandbreite des Themas steckt auf der ersten Blick eine gewisse Beliebigkeit. So werden die einzelnen Aspekte vom religiösen Wasserritualen über den menschlichen Körper bis hin zu innovativen Architektur-Projekten immer nur gestreift. Im MAK wird das zur Stärke der Schau, denn die ausgewählten Objekte von „Water Pressure“ besitzen allesamt die Strahlkraft, auch für sich bestehen zu können. Hier wird ein brennendes gesellschaftliches Thema in seiner Vielfalt mit Fakten aufbereiten und geschickt mit Poesie durchsetzt.
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