Ab Juli

Miet-Hammer nach Auslaufen des Wohnkostendeckels

Burgenland
20.06.2025 19:00

Mit dem Auslaufen des Wohnkostendeckels per 30. Juni steigen die Mieten für über 16.000 Haushalte teils drastisch. Die Entlastung von gestern wird zur Belastung von morgen und viele fühlen sich von der Politik im Stich gelassen.

Die gute Nachricht kam vor zweieinhalb Jahren: Die Mieten steigen nicht weiter, trotz Zinsen-Hoch. Das Land Burgenland spannte gemeinsam mit den gemeinnützigen Bauvereinigungen einen Wohnkostendeckel über die leidgeprüften Haushalte. Ein Modell, das in Österreich einzigartig war. Heute, mit dem bevorstehenden Auslaufen per 30. Juni, bleibt vielen das Lächeln im Gesicht stecken und der Atem beim Blick auf die neue Vorschreibung.

Bis zu 300 Euro im Monat mehr
Die Mieten steigen ab 1. Juli teils kräftig. Von bis zu 300 Euro monatlich ist die Rede. Mehr als 16.000 Mieter erhalten in diesen Tagen Schreiben ihrer Genossenschaften. Die Erleichterung von damals weicht nun der Sorge, für manche sogar der Existenzangst. „Wir haben ein starkes, sozial wirksames Modell geschaffen“, betont Wohnbaulandesrat Heinrich Dorner (SPÖ). Rund 16.300 Haushalte seien entlastet worden, insgesamt 34 Millionen Euro hätten die Menschen sich durch den Deckel erspart.

Die Maßnahme entstand in direkter Reaktion auf die steigenden Bau- und Finanzierungskosten infolge des Ukraine-Kriegs. Dorner spricht von einem Schulterschluss mit den gemeinnützigen Bauträgern, vom sozialen Schutzschirm für die Burgenländer und davon, dass das Land damit auch „die Hausaufgaben des Bundes“ erledigt habe, während von der damaligen Bundesregierung aus ÖVP und Grünen „nur halbherzige Maßnahmen“ kamen. Doch die Wirkung war temporär.

Um Lösungen bemüht
Der Deckel verschob die tatsächlichen Kosten. Jetzt, nach zweieinhalb Jahren, holt sie die Realität ein. Die ausgelassenen Steigerungen sind nicht verschwunden, sie wurden nur gestundet. Nun schlagen sie zu Buche. „Die Vorschreibungen werden angepasst“, bestätigt Alfred Kollar, Obmann der gemeinnützigen Bauvereinigungen. Er betont zugleich: Man bemühe sich um sozial verträgliche Lösungen. In besonderen Härtefällen sollen individuelle Modelle helfen. Zudem verweist man auf die Möglichkeit der Wohnbeihilfe – ein Notanker, aber kein Rettungsboot für alle.

Während die Politik den Erfolg des Deckels betont, äußern viele Mieter Kritik. Die Maßnahme habe kurzfristig geholfen – langfristig aber nur die Preisentwicklung verzögert. Die Strukturprobleme im gemeinnützigen Wohnbau bleiben und jetzt treffe es die Mieter „doppelt und dreifach“ – gestundete Beiträge plus steigende Betriebskosten plus Teuerung im Alltag.

Andererseits ist auch das Lohnniveau in den letzten Jahren um 20 Prozent gestiegen. Es sei jetzt leichter, die Kosten zu stemmen, als noch vor drei Jahren.

Land verweist auf Bundesverantwortung
Dorner fordert nun Nachbesserungen auf Bundesebene. Die jüngst präsentierte Mietpreisbremse gehe an der Realität vieler Burgenländer vorbei – insbesondere bei Objekten, die nicht ausfinanziert seien. Auch Kollar schlägt in dieselbe Kerbe: „Das aktuelle Modell nützt unseren Mietern kaum.“ Der Appell ist deutlich: Der Bund müsse handeln, und zwar mit einem Fokus auf jene, die auch im gemeinnützigen Sektor nun zu kämpfen beginnen. Wohnen sei ein Grundrecht, keine Glückssache, heißt es aus dem Burgenland. 

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