Klassik-Ereignis

Fest für Gustav Mahler in seiner zweiten Heimat

Kultur
25.05.2025 11:07

Amsterdam war ein wichtiger Platz für den großen österreichischen Komponisten. Mit der Aufführung aller seiner Symphonien, seiner Lieder und dem „Lied von der Erde“ innerhalb von zehn Tagen erinnerte man im berühmten Konzerthaus der Stadt, dem Concertgebouw, eindrucksvoll daran.

„Leider bin ich ein eingefleischter Wiener“, schrieb Gustav Mahler 1910 aus New York, wo er als Dirigent gefeiert wurde.1907 war er im Unfrieden als Wiener Hofoperndirektor abgetreten und reiste im Dezember nach New York. In Wien hatte er studiert, seine Alma gefunden, nach Wien kam er zum Sterben.

Eine Abordnung des Concertgebouw, des Amsterdamer Konzerthauses, kam am 22. Mai 1911 zum Begräbnis auf den Grinzinger Friedhof. Auch in Vertretung des verhinderten Willem Mengelberg, berühmter Langzeit-Chefdirigent des Concertgebouw Orchesters.

Marina Mahler lauschte als Ehrengast in Amsterdam der Musik ihres Großvaters.
Marina Mahler lauschte als Ehrengast in Amsterdam der Musik ihres Großvaters. (Bild: Concertgebouw Amsterdam/Eduardus Lee)
Gustav Mahler liebte bei seinen fünf Besuchen in Amsterdam die Ausflüge ans nahe Meer besonders.
Gustav Mahler liebte bei seinen fünf Besuchen in Amsterdam die Ausflüge ans nahe Meer besonders. (Bild: Mahlerfest 2025/© Hendrik de Booy-Stadsarchief Amsterdam)
Gustav Mahler sitzt 1909 im Concertgebouw in Amsterdam Modell für den Fotografen.
Gustav Mahler sitzt 1909 im Concertgebouw in Amsterdam Modell für den Fotografen. (Bild: Mahlerfest 2025/W.A. van Leer - Nederlands Muziek Instituut)

„Für jeden Künstler ist es eine große Sache, zu seinen Lebzeiten akzeptiert zu werden. Mahler war als Dirigent weltweit bekannt. Aber die Reaktionen auf seine Musik waren sehr unterschiedlich. Als aber Mengelberg seine Dritte Symphonie hörte, war er so begeistert, dass er Mahler nach Amsterdam einlud. Das war der Beginn einer Freundschaft, die bis zu Mahlers Tod bestand. Amsterdam wurde Mahlers zweite Heimat“, erzählt Marina Mahler, die Enkelin des Komponisten, im Gespräch mit der „Krone“.

Die Pandemie verschob es auf heuer: Es wurde ein Riesenerfolg mit 23 ausverkauften Konzerten, gespielt von sechs Spitzen-Orchestern unter sieben Dirigenten und von 56.000 Menschen besucht.

Wann es das nächste Mahler-Festival geben wird, kann Concertgebouw-Direktor Simon Reinink noch nicht sagen. Fest steht für ihn aber, „dass Mahler uns weiterhin inspiriert, und die Begeisterung zeigt, dass es definitiv ein Publikum dafür gibt“. Zu erleben war das eindrucksvoll im Vondelpark, wohin die Konzerte live übertragen und gestürmt wurden.

Ein ganz besonderes Erlebnis waren ebenso die spannenden Führungen zu den Mahler-Schauplätzen in Amsterdam, die Herman Rieken, langjähriger Schlagwerker im Concertgebouw Orchester, gab.

Auch die Wiener Philharmoniker hätte man gerne dabeigehabt, doch waren die mit dem neuen „Tannhäuser“ an der Wiener Staatsoper beschäftigt.

Weltspitze war jedenfalls auch so garantiert, wenn etwa Kirill Petrenko mit seinen phänomenalen Berliner Philharmonikern durch eine überirdisch musizierte Neunte stürmt, fegt, schwelgt. Dabei die ganze Tektonik des Riesenwerks bis ins kleinste Detail durchmisst, um im Adagio den großen Abgesang an die Welt anzustimmen. Dann ist man knappe zwei Stunden gebannt, betroffen, berührt, wie es eher selten passiert.

Der junge Finne Klaus Mäkelä am Pult Concertgebouw Orchesters, dessen Chefdirigent er ab der Saison 2027/28 wird.
Der junge Finne Klaus Mäkelä am Pult Concertgebouw Orchesters, dessen Chefdirigent er ab der Saison 2027/28 wird. (Bild: Concertgebouw Amsterdam/Eduardus Lee)

Klaus Mäkelä erwies sich an der Spitze des großartigen Concertgebouw Orchesters als grandioser Dompteur der Massen in Mahlers Achter, der „Symphonie der Tausend“, mit ihren tollen Chören und ausgezeichneten Solisten. Darunter übrigens auch die junge Wienerin Miriam Kutrowatz, die als Mater gloriosa von der Empore ihren Sopran leuchten ließ. Das ergab einen wahrlich herzergreifenden Musik-Rausch, der im Überwältigungs-Hymnus mit Goethes Worten aus dem „Faust“ gipfelt: „Alles Vergängliche ist nur ein Gleichnis“ und „Das Unbeschreibliche, hier wird’s getan“.

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