Mordversuch mit Messer

„Weihnachtsmann“ beteuert Unschuld nach Bluttat

Wien
30.09.2024 14:16

Ende Juli kam es in Wien-Alsergrund im Obdachlosen-Milieu zu einer gewaltsamen Auseinandersetzung, die für einen Beteiligten lebensgefährlich endete. Aufgrund seines Aussehens wurde der Mann von den Zeugen als „Weihnachtsmann“ identifiziert – der Verdächtige bestreitet die Tat. „Er wollte nur einem Freund helfen“ und hätte das Messer „nur aus Fiakertradition“ eingesteckt.

Ein nächtliches Trinkgelage im Sigmund-Freud-Park in Wien endetet für einen 54-Jährigen lebensgefährlich. Im Zuge einer Messerstecherei, bei der das Opfer in der Nacht auf den 30. Juli schwer verletzt wurde, bestreitet der Tatverdächtige die Tat. Die Staatsanwaltschaft ermittelt nun gegen ihn wegen versuchten Mordes – laut seiner Rechtsvertreterin Anita Schattner „wollte er nur einem Freund helfen“.

Messerstecherei nach Feier in Park
Der Tatverdächtige hatte sich offenbar mit einem Freund vor der Votivkirche getroffen, beide wären stark alkoholisiert gewesen. Zu späterer Stunde sollen die beiden mit einer Gruppe junger Frauen und Burschen zu Musik getanzt haben, die Stimmung soll zuerst ausgelassen gewesen sein. 

Bis sich das Blatt wendete: Dabei kam es zu einer Auseinandersetzung zwischen dem Freund des 59-Jährigen und dem 54-Jährigen, der später lebensgefährlich verletzt wurde. Dabei soll das Opfer den Trinkkumpanen des Tatverdächtigen zuerst attackiert haben, daraufhin eilte der Tatverdächtige seinem Freund zur Hilfe und dürfte den 54-jährigen per Kopfstoß in ein Gebüsch geschubst haben. 

Darauf eskalierte die Situation vollends, wie die junge Zeugengruppe gegenüber der Polizei den Tathergang schilderte. „Ich denke, das Opfer hat zuerst hingeschlagen“, erzählt ein Zivildiener, der in dem Park vor der Votivkirche zuerst mit seinen Freunden feierte.

Vier Stichwunden im Brustbereich
Der „Weihnachtsmann“ – wie ihn die Zeugengruppe aufgrund seines Aussehens beschrieb – dürfte dann sein Messer gezückt und auf den 54-Jährigen eingestochen haben. Ein 23-jähriger Elektriker erinnerte sich, er „habe das ins Gebüsch geschubste Opfer noch hindern wollen, wieder auf den Kontrahenten loszugehen“. Das sei ihm nicht gelungen, dieser sei „ziemlich aggressiv“ gewesen. Dann sei es zu den Stichverletzungen gekommen. Der 54-Jährige wurde mindestens viermal im Brustbereich getroffen. 

Eine junge Ärztin, die zufälligerweise in der Nähe war, leistete sofort Erste Hilfe. Die Behörden lobten die gelungene Rettungskette, denn der schwerverletzte Mann konnte sofort in ein nahegelegenes Spital gebracht werden und überlebte dank einer Not-Operation.

„Wollte nur Freund helfen“
Der Tatverdächtige beteuert seine Unschuld. Er wollte lediglich „seinem Freund helfen“, doch während der gewaltsamen Auseinandersetzung hätten ihn seine Kräfte verlassen. Aus diesem Grund habe er sein Klappmesser gezückt und „in einem reflexartigem Ablauf“ zugestochen, weil sich sein Gegner von der Waffe nicht habe einschüchtern lassen. Bei der Vernehmung zeigt sich der 59-Jährige reumütig. „Ich habe in dem Moment nicht gedacht“, wie er gegenüber der Polizei ausgesagt haben soll.

Auf die Frage, weshalb er überhaupt ein Messer bei sich hatte, verwies der Mann auf seinen langjährigen Beruf als Fiaker. Dieser müsse immer ein Messer einstecken haben, das sei „eine Fiakertradition“. Wenn ein Pferd stürze und sich dabei ins Geschirr verwickle, müsse man es nämlich rasch davon lösen. Dazu brauche es ein Messer. Obwohl er zuletzt keiner geregelten Beschäftigung mehr nachging, „fühle ich mich noch immer ein wenig als Fiaker“, bemerkte der 59-Jährige.

Porträt von Kronen Zeitung
Kronen Zeitung
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