Erste Eindrücke

Dotcoms Mega Anfang vom Ende des Urheberrechts?

Web
21.01.2013 11:29
Im Zuge einer spektakulär inszenierten Pressekonferenz (siehe Video), die mehr an den Auftritt eines Popstars als an die sonst in der IT-Branche üblichen Veranstaltungen erinnerte, hat Kim Dotcom seinen neuen Filehosting-Dienst "Mega" vorgestellt. Seit Samstag ist die Website nun online – und hat bereits über eine Million Nutzer. krone.at hat sich den MegaUpload-Nachfolger genauer angeschaut.

Während der Start-Pressekonferenz zu Mega sah es beinahe so aus, als würde das Projekt noch während seiner Geburt wieder das Zeitliche segnen. Nach dem Auftritt einer neuseeländischen Maori-Volkstanzgruppe kreiste plötzlich ein FBI-Hubschrauber über dem Anwesen, Uniformierte seilten sich von der Fassade der Dotcom-Villa ab und stürmten die Veranstaltung. 

Dotcoms Leibgarde aus hübschen Frauen brachte sich in Position, um den Internetmillionär vor dem Zugriff der Behörden zu schützen – und dann gab Dotcom endlich Entwarnung. Alles nur Show und Teil der riesigen Party zum Start seines neuen Filehosting-Dienstes, zwei Tage vor Kim Dotcoms 40. Geburtstag.

Mega könnte Ende des Urheberrechts einläuten
Doch rechtfertigt der neue Dienst tatsächlich einen solchen Trubel, oder ist es nur eine Website unter vielen? Der Technik-Blog "Gizmodo" schließt sich Dotcoms Freude über den neuen Dienst an. Mega habe das Zeug dazu, das Ende des Urheberrechts einzuläuten, wird dort attestiert. 

Und nebenbei könnte die neue Website des gebürtigen Deutschen auch noch Cloud-Speicherdienste wie Dropbox in Bedrängnis bringen: Wer sich bei Mega anmeldet, erhält nämlich 50 Gigabyte kostenlosen Online-Speicher. Weit mehr als die zwei Gigabyte bei Dropbox und genug, um nicht nur Dokumente, sondern auch Fotos und Videos online zu sichern.

Dotcom: Mega ist "juristisch wasserfest"
Mega sei möglicherweise der privateste und unangreifbarste Online-Speicherdienst aller Zeiten, so der Blog. Kim Dotcom hat aus der MegaUpload-Affäre gelernt und größten Wert darauf gelegt, dass sein neuer Dienst "juristisch wasserfest" ist, wie Dotcom es gegenüber dem Nachrichtenmagazin "Der Spiegel" formuliert. Man habe die Angriffspunkte der MegaUpload-Anklage genau analysiert und darauf geachtet, kein zweites Mal in Konflikt mit dem Gesetz zu geraten.

So kommt es, dass der Benutzer von Mega bereits bei der Anmeldung in den Nutzungsbedingungen darauf hingewiesen wird, dass Mega nicht für den Austausch urheberrechtlich geschützter Werke genutzt werden darf. Die Betreiber der Plattform behalten sich vor, bei Verstößen gegen das Gesetz mit den Behörden zusammenzuarbeiten und die IP-Adressen der User aufzuzeichnen.

Dateien mit 617-stelligem Zahlencode verschlüsselt
Tatsächlich könnten die Betreiber des Dienstes wegen der Verschlüsselung aller auf Mega gespeicherten Daten gar nicht wissen, welche Files auf ihren Servern gelagert werden, hieß es bereits im Vorfeld des Mega-Starts. Mittlerweile gibt es Details zu dieser Verschlüsselung, durch die nur der Besitzer des Links und des richtigen Codes Zugang zu auf Mega gelagerten Files erhält. Um die Codes auszutauschen, will Mega eine "Secure Messaging"-Funktion einführen.

Laut "Ars Technica" arbeitet Mega mit dem Verschlüsselungsstandard RSA-2048. Das bedeutet, dass die Dateien durch einen 617 Stellen langen Zahlencode gesichert werden, der kaum zu entschlüsseln ist. Die Verschlüsselung geschieht dabei bereits auf dem Computer des Benutzers. Um den Dienst möglichst problemlos nutzen zu können, empfehlen die Betreiber von Mega derzeit die Nutzung von Google Chrome. Die Unterstützung weiterer Browser soll folgen.

Preisniveau: Vier Terabyte Online-Speicher für 30 Euro
Bemerkenswert ist das Preisniveau des neuen Filehosting-Dienstes. Wer mit 50 Gigabyte Online-Speicherplatz und Beschränkungen bei den Downloads das Auslangen findet, der braucht gar nichts für die Nutzung von Mega bezahlen. Für zehn Euro im Monat bietet Mega Pro-Benutzern 500 Gigabyte Online-Speicher und ein Terabyte Download-Kapazität an.

Die teurere Pro-II-Mitgliedschaft kostet 20 Euro und enthält zwei Terabyte Online-Speicher und vier Terabyte Downloadvolumen, das teuerste Pro-III-Abonnement schlägt monatlich mit 30 Euro zu Buche und kommt mit vier Terabyte Speicherplatz und acht Gigabyte Download-Volumen. Im Vergleich zu vielen anderen Cloud-Speicherdiensten ist der Preis pro Gigabyte bei Mega geradezu ein Schnäppchen.

Ein Grund für das niedrige Preisniveau könnte sein, dass Dotcom erst wieder Nutzer auf seine Plattform locken muss. Nach der Beschlagnahmung der MegaUpload-Server durch das FBI hatten plötzlich unzählige MegaUpload-User keinen Zugriff mehr auf ihre zuvor auf den Servern gesicherten Daten. Sollten die Behörden gegen Mega vorgehen, bestünde auch bei diesem Dienst die Gefahr, dass die dort gesicherten Daten nicht mehr zugänglich wären.

Server-Belastungsprobe: Eine Million User in nur 24 Stunden
"Ich hätte auch gewisse Ängste", sagt Dotcom zu "Ars Technica". Doch wenn Mega erst einige Monate online sei, werde sich die Skepsis legen, ist er überzeugt. Die Internetgemeinde jedenfalls ist hoch interessiert am neuen Projekt des Kim Dotcom. 

Innerhalb der ersten 24 Stunden sollen sich über eine Million Menschen bei Mega registriert haben, allein in der ersten Stunde waren es laut Dotcom 100.000. Der große Andrang ist auch der Grund, warum die Seite am Tag ihrer Geburt für viele User stundenlang nicht erreichbar war. Man arbeite bereits daran, die Kapazitäten zu erhöhen, um dem Ansturm gerecht zu werden, so die Betreiber.

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