Hierzulande gehen immer mehr Firmen den Bach runter. Betroffen sind vor allem der Handel, die Bauwirtschaft sowie der Bereich Beherbergung und Gastronomie. Besonderer Wermutstropfen: Besserung ist keine in Sicht.
Die Zahl der Insolvenzanträge stieg 2023 im Vorjahresvergleich um 13 Prozent, wie die Gläubigerschützer am Mittwoch mitteilten. Betroffen sind 5401 Unternehmen, das entspricht 15 Firmenpleiten pro Tag und so vielen Fällen wie zuletzt vor zehn Jahren, berichtet der Kreditschutzverband KSV1870. Auch die vorläufigen Passiva seien nicht zuletzt wegen der Pleite der Signa Holding GmbH massiv gestiegen, hieß es.
Konkret erhöhten sich laut Schätzungen des KSV1870 die vorläufigen Passiva um 286 Prozent auf rund 8,53 Milliarden Euro. Diese Entwicklung ist auf die bisher größte Firmenpleite der österreichischen Wirtschaftsgeschichte zurückzuführen - die Insolvenz der Signa Holding. Hier stehen rund fünf Milliarden Euro an Verbindlichkeiten zu Buche. Aber auch ohne der Signa Holding würden die geschätzten Passiva mit 3,26 Milliarden Euro um rund die Hälfte über dem Vorjahresniveau liegen, so der Kreditschutzverband.
Hohe Energiekosten setzen allen zu
Besonders betroffen von den Insolvenzen sind demnach der Handel, die Bauwirtschaft sowie der Bereich Beherbergung und Gastronomie. Der Handel inklusive Instandhaltung und Reparatur von Kraftfahrzeugen überschritt nach Berechnungen des KSV1870 mit exakt 1003 Pleiten (plus 17 Prozent) erstmals seit Jahren die Tausendergrenze; besonderes Sorgenkind hier der Einzelhandel. Die Hauptgründe sehen die Kreditschützer dafür in den hohen Energiekosten, den häufig nicht eingetretenen Nachholeffekten aus Pandemiezeiten sowie der aktuell sinkenden Kaufkraft von Privatpersonen.
Hohe Baukosten, stark gestiegene Zinsen
Der Anstieg der Insolvenzen in der Bauwirtschaft um 21 Prozent auf 936 Fälle seien nicht zuletzt auf die hohen Baukosten und stark gestiegenen Zinsen zurückzuführen, hieß es. Vor allem akuter Personalmangel und geändertes Konsumverhalten hätten im Bereich Beherbergung und Gastronomie für einen Anstieg der Anzahl der Insolvenzen um 19 Prozent auf 709 Fälle gesorgt.
Den stärksten Zuwachs bei der Zahl der Pleiten verzeichneten das Burgenland (+26 Prozent), Kärnten (+23 Prozent) und Vorarlberg (+21 Prozent). Es folgten die Steiermark (+17 Prozent), Wien (+13 Prozent), Oberösterreich (+12 Prozent), Niederösterreich (+10 Prozent), Salzburg (+7 Prozent) und Tirol (+5 Prozent).
Trübe Zukunftsaussichten
Der Blick in die Zukunft stimmt die Kreditschützer nicht positiver. Sie erwarten im kommenden Jahr zwischen 5800 und 6000 Firmenpleiten.
Die Privatkonkurse nahmen laut den Schätzungen heuer gegenüber dem Vorjahr um 9,5 Prozent zu, es wurden 8956 Regulierungsverfahren eröffnet. Das vorläufige Schuldenausmaß fiel jedoch mit vorläufigen Passiva in Höhe von 895 Millionen Euro um ein Prozent niedriger aus. Damit sank die durchschnittliche Schuldenhöhe um 11.000 Euro auf 100.000 Euro pro Schuldner.
Besonders hoch war der Anstieg den Berechnungen zufolge in Vorarlberg (+36,2 Prozent). Mit Abstand folgten Kärnten (+17,9 Prozent), Burgenland (+14,5 Prozent), Salzburg (+12,4 Prozent), Oberösterreich (+11,9 Prozent), Wien (+10,6 Prozent), Tirol (+5,6 Prozent) und Niederösterreich (+2,6 Prozent). Einzig in der Steiermark wurde ein leichtes Minus von 0,1 Prozent verbucht.
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