Bewohner in Angst

Nach Zugunglück droht Umweltkatastrophe in Ohio

Ausland
16.02.2023 10:16

Nach der Entgleisung eines mit hochgiftigen Chemikalien beladenen Güterzugs im US-Bundesstaat Ohio droht nun womöglich eine verheerende Umweltkatastrophe für die Region rund um die 5000-Seelen-Gemeinde East Palestine. Tagelang brannten die Waggons, auch die „kontrollierte“ Sprengung durch die Behörden beförderte gefährliche Gase in die Umwelt. Ein dunkler Rauchpilz war weithin zu sehen. Mittlerweile dürfen die in Sicherheit gebrachten Bewohner in ihre Häuser zurückkehren. Doch diese berichten von Haut- und Atemwegsreizungen sowie zahlreichen toten Tieren. Die Angst ist groß.

Rund 50 Waggons des Güterzuges, die teils mit dem krebserregenden Vinylchlorid und anderen Chemikalien beladen waren, waren am 3. Februar in dem Ort East Palestine im Osten von Ohio entgleist. Mehrere der Tankwagen gerieten in Brand. Um eine Explosion zu verhindern, entschieden zuständige Behörden vor Ort, das Vinylchlorid abzulassen. Diese Freisetzung sei die Quelle der beängstigenden schwarzen Schwaden in der Luft gewesen, die durch die sozialen Medien gegangen seien, berichtete der US-Senator für Ohio, J. D. Vance, in einer Mitteilung auf Twitter. Sie seien aber inzwischen verschwunden.

„Komplexe Umweltkatastrophe“
Nun seien weiter Fragen etwa nach der Sicherheit für die Bewohner offen. „Es handelt sich um eine komplexe Umweltkatastrophe mit Auswirkungen, die kurzfristig nur schwer abzuschätzen sind“, so Vance. Anwohner von East Palestine, die über Trinkwasserbrunnen verfügen, können laut dem Gesundheitsamt in Ohio einen Test auf Kontamination anfordern. „Wir müssen wissen, wie hoch die Grundwasserkontamination ist, und private Brunnentests liefern uns diese Informationen“, erläuterte Vance.

„Vier Wasserläufe auf einer Länge von 7,5 Meilen sind kontaminiert“, sagte die Direktorin des Ohio Department of Natural Resources, Mary Mertz, am Dienstag laut einem CNN-Bericht. „Wir haben auf der Grundlage unserer Probenahme und Modellierung etwa 3500 tote Fische in diesem Gebiet, in diesen Bächen, Nebenflüssen und Wasserstraßen geschätzt“, sagte Mertz bei einer Pressekonferenz. Keine der zwölf betroffenen Arten sei gefährdet oder bedroht, aber es sei trotzdem ein Verlust für die Tierwelt.

Umweltbehörde beruhigt: Keine akute Gefahr
Auch die US-Umweltbehörde EPA (Environmental Protection Agency) teilte mit, dass staatliche und lokale Behörden im gesamten Ohio River Proben nehmen, „um sicherzustellen, dass die Trinkwasserentnahmestellen nicht betroffen sind“. Gleichzeitig versucht man, die lokale Bevölkerung zu beruhigen. Es bestehe keine akute Lebensgefahr. Doch Umweltschützer warnen, dass durch das Verbrennen von Vinylchlorid Chlorwasserstoff und Phosgen freigesetzt worden seien. Letzteres diente im Ersten Weltkrieg als chemischer Kampfstoff. In Ohio wird nun befürchtet, dass sich diese Substanzen im Grundwasser und im Boden festgesetzt haben.

Zwar ist noch nicht ganz klar, wie es zu dem Zugunglück gekommen ist, allerdings sind mittlerweile Aufnahmen aus einer Überwachungskamera in der Nähe der Zugstrecke aufgetaucht, die funkensprühende Achsen zeigen, während die Waggons vorbeifahren (siehe Tweet oben). Die Aufnahmen entstanden rund 30 Kilometer vor dem Entgleisungsort. Die US-Verkehrsbehörde NTSB berichtete vor wenigen Tagen über Warnmeldungen, die der Lokführer wenige Augenblicke vor dem Unfall erhalten habe. Dabei habe es sich um Probleme mit einer Waggonachse gehandelt. In weiterer Folge sei eine Notbremsung eingeleitet worden.

Zug war nicht als Gefahrenguttransport gekennzeichnet
Es gibt aber bereits jetzt heftige Kritik an offenbar zu laschen Sicherheitsvorkehrungen. So soll der Zug nicht mit elektronischen pneumatischen Bremsen ausgerüstet gewesen sein. Diese hätten womöglich das Unglück ein wenig abmildern können. Die unter der Präsidentschaft von Barack Obama vorgeschriebenen Bremsen wurden unter Ex-Präsident Donald Trump wieder abgeschafft.

Laut dem Gouverneur von Ohio, Mike DeWine, war der Zug nicht einmal als Gefahrenguttransport gekennzeichnet. „Das ist absurd“, zeigte sich DeWine am Dienstag bei einer Pressekonferenz entsetzt.

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