Palmen, Strand & Meer

Sansibar: Nachhaltiger Tourismus keine Floskel

Reisen & Urlaub
03.01.2023 08:30

Sansibar steht für Strand, Palmen, Sonne und Meer. Die letzten Jahrzehnte haben aber ihre Spuren hinterlassen. Wie sozial- und umweltverträglicher Tourismus nachhaltig funktionieren kann, zeigt die TUI Care Foundation mit ihren Projekten weltweit. Dabei wandert der Müll auf der Insel in die Hotels zurück ...

Urlaub im Paradies lässt schon der Name erahnen. Die Insel Sansibar – eigentlich ein Insel-Archipel – im Indischen Ozean klingt nach einem exotischen Reiseziel. Gerne wird hier ausgiebig Badeurlaub genossen, nachdem man sich in einem der Nationalparks in Tansania, zu dem die Inselgruppe gehört, von der Tierwelt hat beeindrucken lassen. Verheißungsvoll lockt Sansibar seit den 1980ern stetig immer mehr Touristen an. Hier auf der Insel warten kilometerlange Strände mit feinem Sand so weiß wie Milch, ein türkisblauer Ozean, der als einer der besten Schnorchelreviere Ostafrikas gilt und Gewürze in unglaublicher Vielfalt. Der Gewürzhandel war es auch, der Sansibar im 19. Jahrhundert Aufschwung verschaffte.

Das beherbergt aber auch den dunklen Teil der Insel-Geschichte: Nachdem im 17. Jahrhundert die Araber aus dem Oman die portugiesischen Besatzer vertrieben hatten, baute der Sultan von Oman nach und nach eine reges Geschäft mit den Schätzen der Insel wie Zimt, Kardamom, Zitronengras, Kurkuma oder Ingwer auf, ebenso wurde der Sklavenhandel ausgebaut. Stone Town, die „steinerne Stadt“, Hinterlassenschaft aus dieser Zeit und mittlerweile Weltkulturerbe, lässt den Glanz der damaligen Epoche als Handelsmetropole mit Palästen im arabisch-viktorianischen Stil aber nur noch zart erahnen. An vielen Häusern aus Korallensteinen nagt der Zahn der Zeit. Noch immer aber prachtvoll sind die teils mächtigen und kunstvoll geschnitzten Holztüren, die einiges über die kulturellen Wurzeln Sansibars erzählen.

Neben dem Gewürzhandel ist der Tourismus in den letzten Jahrzehnten zu einem großen Devisenbringer Sansibars geworden. War die Insel in den frühen 1980ern ein Geheimtipp mit gerade einmal rund 19.000 Besuchern jährlich, urlauben mittlerweile über eine halbe Million Gäste (Stand 2019) hier. Mit ca. 27% trägt der Tourismus zum Bruttoinlandsprodukt bei und ist damit ein unverzichtbarer Wirtschaftsfaktor für die Einheimischen. „No tourism, no life“, bringt es Heri, unser Guide, auf den Punkt.

Auch wenn von Massentourismus noch keine Rede sein kann, hat der Boom auch seine Schattenseiten. 230 Tonnen an Müll werden mittlerweile täglich produziert. Ein Großteil davon fällt auf den Tourismus zurück. Ein starkes Bevölkerungswachstum trägt sein Übriges dazu bei. Eine geregelte Abfallwirtschaft existiert höchstens auf dem Papier. Es gibt zwar mittlerweile eine Mülldeponie, aber nur eine Handvoll Müllfahrzeuge. Außerdem ist die Abholung kostenpflichtig, was die meisten der über 1,5 Mio. Einheimischen noch immer dazu veranlasst, den Müll illegal zu entsorgen. Wer die Pfade der gereinigten Hotel-Strände verlässt, dem entgehen die angeschwemmten Plastik- und Glasflaschen nicht.

Das sonst so gemütliche „Pole pole!“ – übersetzt quasi „nur keine Hektik“ – könnte den Sansibarern zum Verhängnis werden. Auch die Reiseveranstalter wissen um das Problem. Schließlich ist das wichtigste Gut für beide Seiten eine intakte Umwelt. Ökologische und soziale Nachhaltigkeit rücken auch im Tourismus immer mehr in den  Vordergrund. Dem hat sich auch die unabhängige TUI Care Foundation verschrieben. Die vom Tourismuskonzern unterstützte unabhängige Stiftung will die Kraft des Tourismus auch nutzen, um das Leben der Menschen in den Urlaubsdestinationen zu verbessern. Zahlreiche Projekte werden gefördert, die jungen Menschen Zukunftsperspektiven eröffnen, Umwelt erhalten sowie nachhaltige Entwicklung und Wohlstand in Destinationen auf der ganzen Welt befördern sollen.

Vom Müllberg zur Kreislaufwirtschaft
In Sansibar hat man sich des Müllproblems angenommen. Und arbeitet auch hier mit Partnern vor Ort zusammen: Anneloes Roelandschap und Suleiman Ali Mohammed gründeten 2010 in einem Hotelkeller „Chako“, eine Upcycling-Produktion, die Müll nicht nur aufbereitet, sondern diesen quasi in die Hotels zurückbringt. Allerdings in dekorativer Form. Unter anderem werden aus alten Glasflaschen, die in den Hotels gesammelt wurden – 1,5 Tonnen davon waren es letztes Jahr – Lampen, Trinkgläser, Vasen, Schalen und vieles mehr. Für die Inneneinrichtung der Hotels oder für die Touristen, die sich gerne mit solchen Souvenirs eindecken.

Mittlerweile ist ein kleines Unternehmen daraus geworden, das 50 Mitarbeitern einen Job gibt. Hauptaugenmerk sind dabei auch benachteiligte junge Frauen. „Ich bekomme hier eine Ausbildung und kann zum Familieneinkommen beitragen“, freut sich die 22-jährige Salma, während sie an einem Deckel für eine recycelte Flasche schnitzt. Auch mit den Plastikabfällen arbeitet „Chako“ an Up- und Recycling-Programmen und hat gerade gemeinsam mit der TUI Care Foundation neue Maschinen angeschafft, um die Wiederverwertung – nach einer Corona-Pause – in Gang zu bringen. Urlaubsgäste sind herzlich eingeladen, sich selbst an Produkten zu versuchen oder Chako zu besuchen.

Wie viele Plastikflaschen in nur einer Stunde gesammelt werden können, zeigt Suzanne Degeling, Gründerin vom Kawa Training Center, auf. Sie bietet mit ihrer Akademie Jugendlichen eine Ausbildung im Tourismus-Bereich an. Seit 2015 wird sie dabei von der TUI Care Foundation unterstützt. Junge Einheimische finden nach einer Lehre einen Job in den Hotels oder als Fremdenführer und sollen ebenso vom Tourismus-Boom profitieren. Im Erdgeschoß hat sie ein Café mit ihren Schützlingen eröffnet, und ein Fahrradverleih um die Ecke bietet Touren an. Immer mehr Mädchen zieht es auch an die Akademie, das ist auf der moslemisch geprägten Insel keine Selbstverständlichkeit und vor allem dem Engagement von Gründerin Suzanne zu verdanken. Ihre Schüler gehen jeden Tag in der Früh einen kleinen Strandabschnitt ab und finden zwischen 500 und 700 Flaschen, bevor es zum Unterricht geht ...

Diana Krulei, Kronen Zeitung

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