Kein Zweifel: Nicht nur die Kölner Intermot, auch die Eicma in Mailand hat schon bessere Zeiten gesehen. Es fehlen zum Beispiel Harley-Davidson, Husqvarna, KTM und BMW. Die Stimmung ist dennoch positiver als in Köln. Auch die Zahl der echten Neuheiten ist beachtlich.
Honda bringt die Transalp zurück. Auf der Eicma ist die Mittelklasse-Reiseenduro als XL750 Transalp zu sehen. Sie wird vom Zweizylinder-Reihenmotor der in Köln präsentierten Honda Hornet angetrieben; die Leistung beträgt ebenfalls 92 PS. Voll-LED, 5-Zoll-TFT-Display mit Konnektivität, selbstrückstellende Blinker, verschiedene Fahrmodi, wählbare Traktionskontrolle und einige andere Details zeigen, dass Honda an die neue Transalp hohe Ansprüche stellt.
Die neue Honda CL500 ist inspiriert von den Honda CLs der 1960er- und 1970er-Jahre. Sie kombiniert Retro-Charme mit aktueller Technologie. Der Paralleltwin entstammt der CB500-Familie; in der CL500 leistet das Triebwerk 47 PS. Dank kurzer Übersetzung soll die CL500 quicklebendig sein. Stahlrahmen, 19 Zoll-Vorderrad, zwei Federbeine hinten, Gabelfaltenbälge und seitliche Tankpads sind Kennzeichen des Halbliter-Retrobikes.
Die Honda CMX1100T Rebel ist im Bobber-Stil gehalten; sie ist die Touringversion der Basis-Rebel. Angetrieben wird sie vom gleichen Zweizylinder-Twin mit 1084 ccm Hubraum und 87 PS Leistung sowie 98 Nm Drehmoment. Als Besonderheit liefert Honda die große Rebel - es gibt auch eine 500er-Version - auf Wunsch auch mit einem Doppelkupplungsgetriebe aus, das automatisch die Gänge wechseln kann. Es erhöht nicht nur den Komfort, sondern auch das Gewicht, und zwar von 233 auf 248 Kilogramm. Als T-Version verfügt die 1100er-Rebel über eine Halbverkleidung, einen Windschild und ein Seitenkoffer-Set mit insgesamt 35 Liter Volumen.
Honda startet Elektro-Offensive
Als erstes von mindestens zehn bis 2025 geplanten Elektro-Zweirädern präsentiert Honda in Mailand den EM1 e, ein Elektro-Moped. Es richtet sich an die jüngste Zielgruppe und ist für den urbanen Einsatz gedacht. Der Energievorrat soll für 40 Kilometer Strecke reichen, der Akku ist herausnehmbar; er soll zu Hause wieder aufgeladen werden können.
Scrambler mal drei bei Ducati
Bei Ducati hat man für die kommende Saison die drei Scrambler-Versionen Icon, Full Throttle und Nightshift vorbereitet. Sie weisen ein neu konstruiertes Fahrwerk auf, sind um vier Kilogramm leichter und bringen eine Reihe technischer Neuerungen mit. So gibt es künftig ein Ride-by-Wire-Drosselklappenmanagement, Basis sowohl für die Einführung einer Traktionskontrolle, der zwei Fahrmodi „Road“ und „Wet“ und auch für die Installation eines Quickshifters zum kupplungslosen Gangwechsel. Neu ist die Installation eines Kurven-ABS. Ebenfalls neu für die Srambler-Familie ist die Ausrüstung mit einem 4,3 Zoll großen Farb-TFT-Display im Cockpit. Es ist für die zusätzliche Ausrüstung mit dem Ducati Multimediasystem vorgesehen.
Stilistisch bedeutsam ist der neue Stahltank; seine Flanken können von den Kunden individuell gestaltet werden. Die Version Icon repräsentiert den puristischen Gedanken der Ducati Scrambler, die Full Throttle mit ihrer Flattrack-Optik gibt sich betont sportlich und die Nightshift weist eine Reihe klassischer Elemente auf. Der luft-/ölgekühlte Zweizylindermotor bleibt in Hubraum (803 ccm) und Leistung (73 PS) unverändert. Alle Versionen sind ab März zusätzlich auch mit 48 PS Leistung für die Führerscheinklasse A2 erhältlich.
Strom, aber nicht Elektro bei Suzuki
Suzuki zeigt in Mailand die Reiseenduro V-Strom 800 DE; sie ersetzt die bisherige V-Strom 650 und orientiert sich stark an der noch jungen V-Strom 1050. Der Antrieb erfolgt durch einen neu entwickelten flüssigkeitsgekühlten Zweizylinder-Reihenmotor mit 776 Kubikzentimetern Hubraum und einer 270-Grad-Zündfolge; die Leistung beträgt 84 PS, das maximale Drehmoment wird mit 78 Nm angegeben. Bemerkenswert ist die Ausrüstung des Triebwerks mit gleich zwei Ausgleichswellen.
Eine Reihe elektronischer Fahrhilfen zeigt, dass Suzuki die V-Strom 800 DE im technisch anspruchsvollen Wettbewerbsfeld platzieren will. So finden sich eine mehrfach einstellbare Traktionskontrolle, ein Quickshifter, diverse Fahrmodi und ein Fahrwerk mit langen Federwegen von 22 Zentimetern; die Sitzhöhe ist mit 85,5 Zentimetern noch moderat ausgefallen, das fahrfertige Gewicht von 230 Kilogramm liegt ebenfalls im üblichen Rahmen. Serienmäßig kommt die Mittelklasse-Reiseenduro mit einem 5 Zoll-TFT-Display, Voll-LED-Beleuchtung, einer Dreischeiben-Bremsanlage sowie mit Speichenrädern.
Vom gleichen Motor mit hier 83 PS Leistung (Verbrauch 4,2 l/100 km) wird die ebenfalls neue Suzuki GSX-8S angetrieben; bei ihr handelt es sich um ein Nakedbike. Es hat drei Fahrmodi, einen bidirektionalen Quickshifter und eine dreifach einstellbare Traktionskontrolle. Die fahrfertig 202 Kilogramm leichte neue Suzuki ist ab Frühsommer 2023 erhältlich.
Yamaha bringt Adaptivtempomat - mit Sonderfunktion
Yamaha präsentiert als erster japanischer Hersteller ein Motorrad mit adaptiver Geschwindigkeitsregelung. Bei der Tracer 9 GT+ ist das ACC-System mit der elektronischen Federung verbunden, um das Fahrwerk auch bei Geschwindigkeitsänderungen absolut stabil zu halten. Erstmals bei einem Motorrad arbeitet bei dieser Yamaha das Kombibremssystem mit Radar-Unterstützung, wobei auch die Daten des Sechsachsensensors verwertet werden. Sollte das System erkennen, dass die vom Fahrer ins System eingeleitete Bremskraft nicht ausreicht, um eine Kollision zu verhindern, verstärkt es automatisch den Bremsdruck an Vorder- und Hinterrad.
Neu an der Tracer 9 GT+ ist zudem ein 7 Zoll-TFT-Display. Es bietet drei Darstellungsmodi. Konnektivität ist selbstverständlich. Mit Smartphone-Hilfe lässt sich ein Vollbild-Navigationssystem von Garmin realisieren. Zudem verfügt die Tracer 9 GT als erste Yamaha über einen Quickshifter der dritten Generation; dabei kann beim Gangwechsel der Tempomat aktiviert bleiben. Weitere Verbesserungen gibt es bei den semiaktiven Fahrwerkskomponenten, den wählbaren Fahrmodi und bei den Lenkerschaltern. Erstmals bei einem japanischen Hersteller sind sie hinterleuchtet.
Auch die Touring-Modelle Tracer 7 und Tracer 7 GT hat Yamaha für 2023 überarbeitet. Beide erhalten TFT-Displays. Zudem gibt es neue Multifunktions-Lenkerschalter. Die Telegabel ist nun überarbeitet, die vorderen Bremsscheiben werden größer. Bei der Tracer 7 GT erstrecken sich die Verbesserungen auch auf eine neue, deutliche größere Scheibe, die Komfortsitzbank und den nun serienmäßigen Gepäckträger.
Ebenfalls modellgepflegt stellt sich das Dreirad-Motorrad Niken GT dar: Es wird nun vom Motor der aktuellen MT-09 mit 890 Kubikzentimetern Hubraum angetrieben und ist deshalb durchzugsstärker und leistungsfähiger. Bei der Niken GT erstrecken sich die Änderung zum bisherigen Modell auf Elektronik, Fahrwerk und Ergonomie. Die neue Ausführung, die wie bisher über eine Neigungsmechanik verfügt, soll bereits ab Februar verfügbar sein. (Ulf Böhringer/SPX)
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