800-Volt-SUV

BYD Sealion 7: China-Premium zum Superpreis?

Motor
21.08.2025 07:36

Ist es frech, was BYD da macht? Na ja, als größter E-Auto-Hersteller der Welt braucht sich Build Your Dreams nicht zu verstecken. Schon gar nicht mit einem SUV, das mit Premium-Auftritt zum Schnäppchenpreis Konkurrenten wie den Audi Q6 e-tron angreift. Aber: Geht sich das aus?

Die Chinesen aus Shenzen bauen nicht nur namensgerecht Träume, sondern auch Marktanteile in Österreich. Mit 2,4 Prozent im Zeitraum Jänner bis Mai 2025 schlagen sie sogar Mazda, Kia, Citroen und Tesla. Österreich ist BYDs verhältnismäßig stärkster Europa-Markt, wobei der Export insgesamt noch überschaubar ist: 90 Prozent der BYDs bleiben in China.

Das Design des BYD Sealion 7 ist gefällig.
Das Design des BYD Sealion 7 ist gefällig.(Bild: Stephan Schätzl)

Dort sind die Anforderungen an ein Auto andere. Digitale Spielereien sind wichtiger als bestechendes Fahrverhalten oder reibungslose, logische Bedienung. Und warum sollte ein automatisierter Fahrassistent über 120 km/h verwendbar sein, wenn die meisten Kunden oft schon froh sind, wenn sie in verstopften Megacitys über 60 km/h kommen (Näheres zur Bedienung im Video-Fahrbericht oben).

Dabei ist der Sealion 7 (wofür die 7 steht, bleibt ein Rätsel) vom Antrieb her richtig sportlich. Das hier beschriebene Topmodell kommt mit zwei E-Motoren auf mächtige 390 kW/530 PS, Allradantrieb und einen Standardsprintwert von 4,5 Sekunden – dieser ist am Heck beim Modellschriftzug nachzulesen. Nicht schlecht für 2450 kg Eigengewicht.

Typisch BYD: Der Modellschriftzug verweist auf den Beschleunigungswert von 0 auf 100 km/h.
Typisch BYD: Der Modellschriftzug verweist auf den Beschleunigungswert von 0 auf 100 km/h.(Bild: Stephan Schätzl)

Warum der Sealion 7 nicht wirklich sportlich ist
Von einem sportlichen SUV zu sprechen, wäre dennoch übertrieben, dazu ist die Lenkung zu gefühllos und das Fahrwerk zu unausgegoren, obwohl es sogar über frequenzselektive Dämpfer verfügt. Tendenziell unkomfortabel, aber trotzdem nicht sportlich hart, kann man sagen.

Dazu kommt, dass das Auto eher nicht für hohe Geschwindigkeiten ausgelegt ist, obwohl es 215 km/h läuft. Schnell fahren ist richtig anstrengend, weil der Sealion nicht gern geradeaus fährt. Man muss sich sehr konzentrieren, weil der Geradeauslauf auf der Autobahn wirklich schlecht ist. Die Lenkung stellt nicht gut zur Mitte zurück, ist um die Mittellage schwammig.

In den Kofferraum passen 530 bis 1789 Liter.
In den Kofferraum passen 530 bis 1789 Liter.(Bild: Stephan Schätzl)
(Bild: Stephan Schätzl)
(Bild: Stephan Schätzl)
(Bild: Stephan Schätzl)
(Bild: Stephan Schätzl)

Premium im Innenraum
Komfort wird im Innenraum großgeschrieben. Das Ambiente hat Premiumcharakter, die Materialien sind erstklassig, ein Handy wird drahtlos mit bis zu 50 Watt geladen. 15,6 Zoll misst der Touchscreen, der BYD-typisch elektrisch drehbar ist (was faktisch nichts bringt). Am Bediensystem merkt man, dass die Entwicklung bei den Chinesen schnell voranschreitet. Trotzdem hofft man auf weitere Over-the-Air-Updates. Features wie die Laderoutenplanung sind sogar schon beim Kleinstwagen BYD Dolphin Surf weiter. Einziges Manko im Innenraum: die labberige Türschnalle.

Die Platzverhältnisse auf der Rückbank sind opulent, was nicht nur auf 2,93 m Radstand und 4,83 m Länge zurückzuführen ist, sondern auch auf gute Raumausnutzung. Apropos: In den Kofferraum passen 520 bis 1789 Liter. Man muss jedoch mit der Zuladung aufpassen: nur 395 kg, inklusive Fahrer.

(Bild: Stephan Schätzl)
(Bild: Stephan Schätzl)
(Bild: Stephan Schätzl)
(Bild: Stephan Schätzl)
(Bild: Stephan Schätzl)
(Bild: Stephan Schätzl)
(Bild: Stephan Schätzl)
(Bild: Stephan Schätzl)

(Fast-)Vollausstattung für alle
Es gibt nur zwei Ausstattungsstufen. Mit zwei Motoren (Excellence AWD) ist alles an Bord, was BYD hergibt (abgesehen von Anhängerkupplung etc.), von der Wärmepumpe bis zu Sitzlüftung. Mit Comfort RWD muss man lediglich auf das Head-up-Display, die Nappaledersitze (stattdessen Kunstleder) und die 21-Zoll-Räder verzichten. Schwerer wiegt der Unterschied im Antrieb: nur ein Motor (230 kW/ 313 PS), Heckantrieb, kleinerer Akku (82,5 kWh) und nur150 kW Ladeleistung, womit 10 bis 80 Prozent 32 Minuten dauert.

Starker Antrieb, große Batterie
Die beiden Motoren im Topmodell bedienen sich aus einem 91,3 kWh großen LFP-Akku, der dank 800 statt 400 Volt mit bis zu 230 kW lädt. 10 bis 80 Prozent soll in 24 Minuten machbar sein. Als Reichweite gibt BYD 502 km an. Mit dem kleineren Akku und einem Motor sind es 482 km. Wechselstrom nehmen beide Varianten mit bis zu 11 kW auf.

Mit einem Durchschnittsverbrauch laut Anzeige von 22,8 kWh/100 km ergab sich im Testwagen eine rechnerische Gesamtreichweite von 400 Kilometern.

Die Preise
Der Hecktriebler kostet nur 48.000 Euro, mitsamt der ganzen Ausstattung. Der Allradler kostet 7000 Euro mehr, also 55.000 Euro, und hat dafür den deutlich besseren Antrieb, die große Batterie mit besserer Ladeleistung, größere Räder, Ledersitze und ein Head-up-Display. Der Rest der Ausstattung ist bei beiden gleich. 

Fahrzit
Es ist beim Fahren wie beim Bediensystem: Es kommt auf die Abstimmung an, auf die Feinheiten (Einzelheiten siehe Video-Fahrbericht). Und was das betrifft, hinken die Chinesen den deutschen Konzernen wirklich hinterher. Klar, dafür kosten sie weniger. 

Abgesehen davon ist der BYD Sealion 7 ein wirklich tolles Auto. Schön gestaltet, gut verarbeitet, im Innenraum hochwertig und sogar wohnlich. Es ist alles eine Frage der Prioritäten, und die muss jeder für sich selber setzen. Vielleicht ändern sich Details irgendwann per Update. Und vielleicht sollte man darauf auch noch warten.

Warum?
Viel Auto fürs Geld
Top ausgestattet
Premiumartig im Innenraum

Warum nicht?
Schwächen im Detail

Oder vielleicht …
… Audi Q6 e-tron, Tesla Model Y, Polestar 3

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