Namensmauer eingeweiht

Pogrom-Gedenkfeier mit mahnenden Worten

Wien
09.11.2021 20:06

Präsident Alexander Van der Bellen war wegen Quarantäne verhindert. Die Kranzniederlegung am Gedenktag zu den Pogromen am 9. November 1938 im Deutschen Reich, dem Österreich damals angehörte, fand durch Nationalratspräsident Wolfgang Sobotka statt. Und es gab die Einweihung eines lange erkämpften Mahnmals.

Ostarrichipark, 9. Bezirk in Wien. Einweihung der Shoah-Namens-Mauer. Eingraviert: 64.440 Namen. Jüdische Opfer des Nationalsozialismus. Ein beeindruckendes wie bedrückendes Mahnmal. Zu verdanken dem Holocaust-Überlebenden Kurt Tutter, der ebenfalls anwesend ist. So wie Politiker, Vertreter der jüdischen Gemeinde. Tutter hat 20 Jahre lang für das Denkmal gekämpft. Bundeskanzler Alexander Schallenberg lobt Vorgänger Sebastian Kurz, der 2018 den Beschluss des Projekts realisierte. Alle Parteien seien eins: Ein gutes Zeichen für ein „neues Österreich“.

Das alte Österreich, das sich so lange seiner Verantwortung entzog, vergisst er nicht. Bringt eindringliche Schicksale, die hinter den Namen stehen. Der älteste Ermordete ist Abraham Mühlendorf, geboren 1843. Getötet 1944 an seinem 101. Geburtstag in Theresienstadt. Das jüngste Opfer: Samuel Sussmann. Geboren 1944. In Auschwitz. Ermordet gleich nach der Geburt durch Lagerarzt Josef Mengele vor den Augen der Mutter.

Man müsse wachsam sein, teilt der Bundespräsident via Social Media mit. Es gehe um Österreichs Verantwortung im dunkelsten Kapitel der Geschichte, sagt Nationalratspräsident Sobotka. Er war letzte Woche zu Besuch bei seinem Amtskollegen Richard Ferrand in Paris. Ein zentrales Thema war der aufkeimende Antisemitismus. Sobotka: „Wer sich der Geschichte nicht stellt, den stellt die Geschichte.“ Kanzler Schallenberg warnt: „Geschichte kann sich wiederholen.“

SPÖ mahnt zu „Wachsamkeit im Kampf gegen Antisemitismus“
Seitens der SPÖ mahnen Parteichefin Pamela Rendi-Wagner und Bundesgeschäftsführer Christian Deutsch deshalb zu „Wachsamkeit im Kampf gegen Rechtsextremismus und Antisemitismus“. „Wir müssen aus der Geschichte lernen und die richtigen Konsequenzen ziehen“, plädiert Rendi-Wagner für eine „lebendige Gedenkkultur“.

FPÖ: „Kein Platz für Antisemitismus in Österreich“
FPÖ-Chef Herbert Kickl bekräftigt anlässlich des Pogromgedenkens die Forderung, die „Spaltung der Gesellschaft in Gute und Böse durch eine freiheitsberaubende und schikanöse Corona-Politik“ raschest zu überwinden. „Für Antisemitismus darf es in Österreich keinen Platz geben. Jedweder Form von Antisemitismus muss daher rasch und entschieden entgegengetreten werden“, betont er in einer Aussendung.

NEOS: „Tagtäglich um die Demokratie kümmern“
„Gerade in der aktuellen Zeit muss jeder Form der Spaltung unserer Gesellschaft mit offenem Dialog entgegnet werden“, merkt NEOS-Chefin Beate Meinl-Reisinger an. „Tagtäglich“ gelte es, sich gemeinsam um die Demokratie zu kümmern. Der Pogromnacht ging „ein vergiftetes gesellschaftliches Klima der Intoleranz und des Hasses voran, welches schließlich in unvorstellbarer Gewalt gipfelte. Wir dürfen es nie wieder so weit kommen lassen“, so Meinl-Reisinger.

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