Fluch der Schönheit

Ratajkowski: Wurde schon als Teenager sexualisiert

Adabei
07.10.2021 11:04

Sie gilt als wunderschön und supersexy - doch dass ihr Aussehen auch ein Fluch sein kann, darüber hat Emily Ratajkowski nun ganz offen in ihrer Essay-Sammlung „My Body“ geschrieben. Darin arbeitet die 30-Jährige ihre Kindheit und Jugend auf, die nicht nur sexualisiert, sondern auch von Schönheitsidealen geprägt war.

Sie sei schon als Neugeborenes für ihre Schönheit bewundert worden, schildert Emily Ratajkowski in ihrer neuen Essay-Sammlung, die am Wochenende auf den Markt kommt. Ihre Mutter habe stets mit Stolz erzählt, dass der Arzt, der bei der Geburt dabei gewesen sei, über ihre hübsche Tochter geschwärmt habe. „Am nächsten Tag brachte er seine Kinder ins Spital, um dich zu sehen“, habe ihre Mama geschwärmt. „Du warst so ein schönes Baby.“

Zu Gott gebetet, dass er sie „zur Schönsten“ macht
Ihre gesamte Kindheit und Jugend sei von ihrem Aussehen dominiert worden, weiß Ratajkowski, die zuletzt davon gesprochen hatte, dass Musiker Robin Thicke sie während des Musikvideo-Drehs zu „Blurred Lines“ begrapscht habe, zu berichten. Vor allem für ihre Mutter sei Schönheit wichtig gewesen. „Ich habe versucht, herauszufinden, wo ich laut meiner Eltern in der Welt der Schönheit hingehöre“, schildert die Model-Beauty. „Es schien ihnen beiden wichtig zu sein, besonders meiner Mutter, dass ihre Tochter als schön empfunden wird.“ Nachts habe sie gebetet, dass Gott sie „zur Schönsten“ machen möge, so Ratajkowski.

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Es schien ihnen beiden wichtig zu sein, besonders meiner Mutter, dass ihre Tochter als schön empfunden wird.

Emily Ratajkowski

Schon im zarten Alter von zwölf habe sie stets die männliche Aufmerksamkeit auf ihrer Seite gehabt - ganz zum Stolz ihrer Mutter. Diese habe dann geschwärmt: „Ich werde nie den Blick auf seinem Gesicht vergessen, als du an ihm vorbeigegangen bist!“ Mit 13 habe man sie von einer Tanzveranstaltung nach Hause geschickt, weil Begleitpersonen ihr Outfit „zu sexy“ gefunden hätten.

„Ich war ein Kind, aber gleichzeitig irgendwie schon eine Expertin darin, männliches Verlangen zu erkennen, obwohl ich noch nicht ganz verstand, was ich damit anfangen sollte“, schreibt Ratajkowski.

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Ich war ein Kind, aber gleichzeitig irgendwie schon eine Expertin darin, männliches Verlangen zu erkennen, obwohl ich noch nicht ganz verstand, was ich damit anfangen sollte.

Emily Ratajkowski

Schon als junges Model sexualisiert
Schon früh sei sie von einem Modelscout entdeckt worden - während sie in der Schlange an einer Supermarktkassa gestanden habe, erzählt die heute 30-Jährige. Zum ersten Modelshooting sei sie bereits in der Unterstufe geladen worden. Als sie in der Highschool war, habe ein Casting-Direktor auf eines ihrer Fotos gezeigt, auf dem sie die Lippen halb geöffnet hatte. „Nun, das ist der Blick. So wissen wir, dass dieses Mädchen gef***t wird“, habe er daraufhin gesagt.

„Mein Gesicht fühlte sich heiß an. Ist das etwas, auf das man stolz sein kann?“, erinnert sich Ratajkowski an diesen Moment zurück. Doch obwohl sie sich mit Aufnahmen dieser Art unwohl gefühlt habe, hätte ihre Mutter eines ihrer sexy Foto zu Hause aufgehängt - gut platziert, dass es auch jeder Besucher sehen konnte. „Jeder, der reinkam, wurde sofort von meinem Schmollmund, nackten Beinen und verwuscheltem Haar begrüßt.“ Sie habe sich für dieses Bild „geschämt“, erklärt die Beauty heute.

Nur wenig Mitspracherecht am eigenen Körper
Anfänglich habe sie die Vorfälle auf die leichte Schulter genommen. Sie habe sich selbst einfach gesagt, sie sei ein Sexsymbol und es sei befreiend und ermächtigend, die eigene Sexualität zur Schau zu stellen. Doch nach zahlreichen Vorfällen - etwa einem sexuellen Missbrauch bei einem Fotoshooting - habe sie erkannt, dass sie nur wenig Mitspracherecht über ihren eigenen Körper habe, so Ratajkowski weiter.

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Es war mir nie in den Sinn gekommen, dass die Frauen, die ihre Macht durch Schönheit erlangten, den Männern zu Dank verpflichtet waren, deren Begierde ihnen diese Macht überhaupt gab.

Emily Ratajkowski

„Es war mir nie in den Sinn gekommen, dass die Frauen, die ihre Macht durch Schönheit erlangten, den Männern zu Dank verpflichtet waren, deren Begierde ihnen diese Macht überhaupt gab“, schreibt sie. „Diese Männer hatten die Kontrolle, nicht die Frauen, die die Welt liebte.“ Und weiter: „Der Realität der Dynamik ins Auge zu sehen, hätte bedeutet, zuzugeben, wie begrenzt meine Macht wirklich war - wie begrenzt die Macht jeder Frau ist, wenn sie überlebt und sogar in der Welt erfolgreich ist, als etwas, das betrachtet werden muss.“

Sie sei schließlich gezwungen gewesen, „einigen grausamen Wirklichkeiten darüber ins Auge zu sehen, was ich für wichtig hielt, was Liebe war, was ich für besonders hielt, und mich der Realität meiner Beziehung zu meinem Körper zu stellen“.

Ihr Bild habe ihre Mutter mittlerweile auf ihren Wunsch hin abgenommen, so Emily Ratajkowski. Dennoch habe sie den Hintergrund ihrer Bitte falsch interpretiert, gibt die 30-Jährige, die selbst Mama eines Söhnchens ist, zu. „Es entspricht dir nicht mehr“, habe sie ihr gesagt. „Du bist jetzt noch viel schöner als hier drauf.“ 

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(Bild: kmm)



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