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KW 9 – die wichtigsten Neuerscheinungen der Woche

Musik
06.03.2021 06:00

Musik als Lebenselixier - besonders für das Wochenende, wo man hoffentlich auch Zeit dafür hat. Wir haben für euch wieder die besten Alben und Veröffentlichungen der Woche zusammengesammelt. Quer durch alle Genres ist hier garantiert für jeden was dabei. Viel Spaß dabei!

(Bild: kmm)

A Day To Remember - You’re Welcome
Wow, fünf Jahre sind mittlerweile ins Land gezogen, seit die US-amerikanischen Metalcore-Vorreiter A Day To Remember von sich hören ließen. Dem ging ein kräftiger Gerichtsstreit mit dem ex-Label Victory Records und eine daraus resultierende Kreativpause voraus. Jetzt brennen die Burschen aber wieder und folgen durchaus dem gängigen Zeitgeist. Klare Genre-Brecher gibt’s nur mehr selten, der Punkrock, Rap-Referenzen und längst auch wieder ins Aus gedrängte EDM-Versatzstücke dürfen sein. Am besten klingt die Florida-Truppe aber immer noch, wenn man dem Punkrock Platz lässt („Brick Wall“, „Bloodsucker“), die dicke Hose markiert („Last Chance To Dance“) oder auch mal auf Surfer macht („F.Y.M.“). „You’re Welcome“ ist ein ziemlich großspuriger Titel, aber auch ein durchaus feines Album, das Lust auf mehr macht. Ein bisschen weniger experimentieren wäre aber auch okay. Welcome back! 7/10 Kronen

Acid Mammoth - Caravan
Musikconnaisseure wissen es ja eh sowieso - es kann strenggenommen nicht genug Black Sabbath geben. Und wenn das Original in Pension ist, dann labt man sich halt so gut wie möglich an den Kopien. Die Griechen von Acid Mammoth sind jedenfalls via Babyflascherl mit Tony Iommis Riffs ernährt worden, anders lassen sich schleppende Doom-/Stoner-/Hard-Rock-Walzen wie „Berserker“ oder „Ivory Towers“ nicht erklären. Beim Titeltrack will man mit elf Minuten dann aber doch ein bisschen zu sehr hypnotisieren und allgemein krankt das schleichende Rock-Subgenre - so wie hier - gerne daran, ein bisschen an der eigenen Langatmigkeit zu ersticken. „Caravan“ macht der Zielgruppe aber dennoch Spaß. Frühlingsgefühle kriegt man damit aber keine. 6/10 Kronen

Adult Mom - Driver
Es gibt Soccer Mommy und es gibt Adult Mom. Zweitere waren einst ein durchaus adäquates Soloprojekt von Stevie Knipe, doch die immer wieder mal auftauchenden Freundinnen Olivia Battell und Allegra Eidinger haben sich längst als Fixkonstanten reingespielt. „Driver“ ist nun das erste wirklich hochoffizielle Bandalbum und zeigt sofort neue Klangfacetten. Zwischen all den schönen 90s-Indie-Melodiebögen, die auch eine durchschnittliche „Dawson’s Creek“-Folge stützen könnten, gibt es auch leichte Alt-Country-Anleihen und mehr Mut zum Breitenpop zu entdecken. „Driver“ klingt in den zarten Momenten wie ein wohlgeliebtes Interieur, in den selten vorkommenden härteren Momenten wie ein bewusstes Statement für die Queer-Community. Anspieltipps: „Berlin“, „Breathing“ und „Adam“. US-Indiepop der feinen Sorte. 7,5/10 Kronen

Arab Strap - As Days Get Dark
In einer Welt, in der Freuden und positive Botschaften immer verschwindender werden, macht ein wirklich profundes Comeback umso mehr Spaß. Das legendäre schottische Indie-Duo Arab Strap hat sich schon 2016, nach mehr als zehn Jahren Pause, wieder zusammengefunden und legt nach gut 16 Jahren tatsächlich ein neues Studioalbum in die Regale. Schon der Opener „The Turning Of Our Bones“ greift mit seiner Post-Punk-Ästhetik direkt in die alten Zeiten zurück, doch Songs wie das heimelige „Tears On Tour“ oder das auf britische 80s Gitarren aufgebaute „Here Comes Comus!“ zeigen Aidan Moffat und Malcolm Middleton zeitgemäß und bunt. „As Days Get Dark“ geht am Ende irgendwo zwischen Leonard Cohen, den Tindersticks, David Bowie und Mogwai. Für den Mainstream zu verkopft, für Freunde düsterer und nachdenklicher Klänge aber ein musikalisches El Dorado. Was für eine Perle, was für ein Comeback! 8,5/10 Kronen

Baest - Necro Sapiens
Um die Dänen von Baest hat sich in den letzten Jahren ein regelrechter Hype im Death-Metal-Sektor entwickelt und selbst bei genauerem Hinhören will sich mir einfach nicht erschließen, weshalb? „Necro Sapiens“, mittlerweile das dritte Werk der Nordländer, ist handwerklich freilich über alle Zweifel erhaben, aber die fetten Riffs kennen wir so schon von Bolt Thrower, das grunztiefe Geshoute von Bloodbath, die technischen Einsprengsel von Morbid Angel und das Midtempo-Gehacke von Benedecition. Freilich wollen Baest das Rad nicht neu erfinden, was aber an der Truppe hier so viel besser sein sollte als an anderen, mit wesentlich weniger Aufmerksamkeit bedachten Krachkapellen, das bleibt die große Frage. Naja, einfach einmal „Genesis“ oder das wirklich geile „Meathook Massacre“ rasseln lassen. Zum Anprosten und Mitgrölen reicht’s ja allemal. 6/10 Kronen

Barbarossa - Love Here Listen
Im maritimen Südosten England haben sich James Marthé aka Barbarossa und Produzent Ghost Culture coronagerecht zusammengetan, um den bereits bestehenden Kompositionen des neuen Albums „Love Here Listen“ ein paar Vintage-Synthesizer beizustellen, um einen besonders warmen Klang zu evozieren. Diese späte Veränderung hat dem mittlerweile sechsten Studioalbum des Briten tatsächlich das letzte Aizerl Schönheit verschafft, wodurch das Album eine wundervolle Perle zwischen Singer/Songwriter-Gestik, Pop-Gestus und analog wirkender Elektronik ist. Die inhaltlich in sich gekehrten Tracks haben nichts mehr mit der Nacktheit der akustischen Kompositionen von früher zu tun - das sich Barbarossa klanglich viel breiter gefunden hat, bekommt ihm und seinen Songs sehr gut. Ein wunderschönes Frühlingsalbum mit optimistischer Grundnote. 7,5/10 Kronen

Alex Bleeker - Heaven On The Faultline
Ganz schön viel los im Hause Bleeker. Nicht nur dass der Amerikaner in Kürze mit seiner Indie-Rock-Kapelle Real Estate wieder in Erscheinung tritt (ihr werdet hier sicher darüber informiert), veröffentlicht er nach geschlagenen zehn Jahren auch seine dritte Soloplatte. „Heaven On The Faultline“ ist alles andere als ein Pandemiewerk, sondern eine Collage aus Ideen, Fragmenten und Songs, die sich über viele Jahre zusammengefasst haben. Einen Song wie „D Plus“ etwa hat er schon zur Trump-Inauguration 2016 geschrieben, aufgrund der inhaltlichen Beklemmung, die sich durch das ganze Album zieht, aber zeitlos in die Gegenwart übertragen können. Besonders gelungen - die trotz der intensiven Texte locker zur Schau gestellte Surf-Rockigkeit. Ein versöhnliches Werk. 7/10 Kronen

Bleib Modern - Afraid To Leave
Elegische, durchwegs schwere Klänge erfreuen sich momentan größter Beliebtheit. Das Post-Punk-Revival der legendären 80er-Jahre trägt schon länger Früchte, aber erst durch die international markanten Bands aus Großbritannien stößt man auch hierzulande auf durchaus existente Perlen. Etwa das deutsche Kollektiv von Bleib Modern, das sich auf „Afraid To Leave“ so sinnlich und schwermütig durch eine Mischung aus Post-Punk, Cold-Wave und Shoegaze walzt, dass es meist eine tragikomische Freude ist. Hier gibt es noch mehr Depeche Mode und weniger Punk mit dem einzig spürbaren, aber leider sehr hervorstechenden Nachteil, dass es auf Langstrecke stark an Innovationsreichtum mangelt. Ein bisschen mehr Abwechslung täte den an sich starken Tracks sehr gut. 6/10 Kronen

Brand Of Sacrifice - Lifeblood
Totgesagte leben länger. Das gilt mitunter auch für so gut wie sämtliche Vertreter des Deathcore, die sich immer noch gut halten und eine erkleckliche Fanschart hinter sich zu versammeln wissen. Brand Of Sacrifice zeigen auf ihrem neuen Werk „Lifeblood“ gleich diesen „Unity-Gedanken“ und holen sich Freunde und Wegbegleiter von befreundeten Bands wie I Prevail, Emmure, Traitors oder Shadow Of Intent dazu. Dazu noch disco-eske, an EDM angelehnte Elektronik mit ein paar dunkleren Industrial-Versatzstücken und fertig ist das derbe Geholze, das sich konzeptionell - wie die Vorgänger - auf Manga-Comics spezialisiert. Eine sehr spezielle Chose für eine sehr spezielle Zielgruppe. Das dauerhafte Maschinengeweherrattern enerviert irgendwann doch gewaltig. 6/10 Kronen

Byrdi - Byrjing
Nordische Folklore erfreut sich hierzulande höchster Beliebtheit, das ist längst kein Geheimnis mehr. Anfangs durch die erfolgreiche Streaming-Serie „Vikings“, zuletzt schafften es gar die Norweger von Wardruna auf Platz eins der Albumcharts. In derart lichte Höhen werden Byrdi mit ihrem neuen Album „Byrjing“ wohl nicht fliegen, kundiger Stoff für die Zielgruppe ist dieses Werk aber allemal. Auf dem dritten Werk versuchen Percussionist Kjetil Braaten und Co. merklich den Fahrtwind für sich nutzen zu können, ohne die eigenen Ideale zu verraten. Wer naturbelassene, mystische und zutiefst ursprüngliche Musik mit unterschiedlichen Instrumenten und sehr viel Atmosphäre zu schätzen weiß, der ist hier goldrichtig. „Byrjing“ ist jedenfalls Byrdis bisheriges Highlight. 7/10 Kronen

Chase Atlantic - Beauty In Death
Der deutsche Elektroniker und Produzent Roosevelt hat es uns letztens im Interview noch einmal verdeutlicht: die Trap-Beats haben ihren großen Trend hinter sich und wurden mittlerweile bis zum Exzess ausgereizt. Das merkt man am Beispiel Chase Atlantic ganz gut - das aus Australien stammende Trio versucht auf seinem Drittwerk „Beauty In Death“ einmal mehr smoothen R&B mit Trap-Beats, Hip-Hop-Einsprengsel und einer schweren Emo-Schlagseite zum Erfolg zu führen. Im Endeffekt kopiert man die meiste Zeit aber zu offensichtlich von The 1975 und kann sich zu selten entscheiden, ob man nun stur in der eigenen Schiene bleibt oder doch mal etwas probiert. Die Songs wirken zuweilen uninspiriert und leidenschaftslos heruntergepredigt. Damit gelingt kein Sprung in die erste Emo-Liga… 4,5/10 Kronen

Chevelle - Niratias
Manche Bands haben tatsächlich eine prophetische Wirkung, die sich nicht rational erklären lässt. Als die US-Rocker Chevelle schon 2019 die Single „Self Destructor“ schrieben und dabei Wissenschaftsbefürworter und -gegner beleuchteten, war die Corona-Pandemie noch nicht einmal ein theoretisches Thema. Ansonsten hat sich in den fast fünf Jahren seit der letzten Full-Length wenig getan, außer dass Bassist Dean Bernardini vor zwei Jahren aus persönlichen Gründen das Weite suchte. Die Loeffler-Brüder machen auf „Niratias“ einmal mehr breitbeinigen Alternative-Rock mit Post- und Nu-Metal-Referenzen, wie er vor 20 Jahren salonfähig war. In Europa gelang der Durchbruch damit nie wirklich, heute firmiert man auch in den USA eher unter ferner liefen. Die Tracks sind allesamt solide und flott, aber auch schwer aus der Zeit gefallen. Für einen Support-Slot einer großen Band sollte es aber noch locker reichen. 6,5/10 Kronen

Demon Hunter - Songs Of Death And Resurrection
Im gängigen Metalcore-/Modern-Metal-Sektor gelten Demon Hunter aus Seattle in den USA als Institution - hierzulande wissen nur Hardcore-Fans über die Chartstürmer Bescheid, die sich ganz und gar Jesus und der Gotteskunde verschrieben haben. Zur Gegenwart haben Frontmann Ryan Clark und Co. mit „Songs Of Death And Resurrection“ nun alles auf die Akustikkarte gesetzt und präsentieren sich bewusst im Stripped-Down-Gewand. Dazu hat man bekannte Songs aus den letzten fast 20 Jahren entschlackt versammelt und mit „Praise The Void“ als zusätzliches Verkaufsargument noch eine neue Nummer draufgepackt. Das klingt natürlich zumeist etwas käsig und brühwarm, aber Clarks Stimme macht sehr viel vom übertriebenen Kitsch wett. Nicht nur für Fans. Ohne Bewertung

Blu DeTiger - How Did We Get Here? EP
Hier hört man definitiv einen der modernen, zukünftigen Popstars. Blu DeTiger macht Bedroom-Pop, allerdings kantiger und offensiver als Billie Eilish. Mit der Königin des Subgrenes muss man sie natürlich nicht vergleichen, aber die bereits bekannte Singles „Figure It Out“ und „Vintage“ erzählen schon davon, dass sich die junge Vollblutbassistin eher mit den Rolling Stones als mit Katy Perry identifiziert. Auf ihrer EP „How Did We Get Here?“ versucht sie die hohen Vorschusslorbeeren zu erfüllen und legt auch wirklich adäquat vor. Wie bei jungen Popstars üblich fehlen die Berührungsängste zu anderen Genres zum Glück völlig und zwischen Disco, Pop und eine Rock’n’Roll-Attitüde passt anno 2021 kein Blatt Papier mehr. Da kommt noch viel auf uns zu! Ohne Bewertung

DMA’s - Live At Brixton
Über die wieder gestiegene Bedeutung von Livealben braucht man nicht mehr zu diskutieren - gerade in Zeiten einer nicht enden wollenden Pandemie legt man diese Werke umso lieber auf, um sich vom Gefühl einer fast vergessenen Konzertnormalität abholen zu lassen. Diesen Hype nutzen Bands natürlich für sich - etwa die Briten DMA’s, die nach ihrem etwas sehr kommerziell ausgefallenen letzten Studioalbum via „Live At Brixton“ auch wieder in ihre Vergangenheit blicken lassen. Auch wenn gerade die frühen Songs teilweise Oasis-Blaupausen sind, ist die Rückschau natürlich wehmütig-nostalgisch. In der randvoll ausverkauften Londoner O2 Academy Brixton spielten die Burschen nämlich am 5. März 2020. Wenig spät war nichts mehr, wie es einmal war. Ein schönes und bittersüßes Zeitdokument. Ohne Bewertung

Downers & Milk - Songs Of Fear And Flight
Von Eile oder übertriebener Geschwindigkeit halten Maxim Eczyk und Michael Varga nicht viel. Mit ihrem Projekt Downers & Milk konzentrieren sich die beiden Wiener auf spannungsgeladenen Kammerpop mit Noir-Chic und sehr viel dunkler Atmosphäre - ganz so, als würde man sich an einem eiskalten Winter-Coronaabend im schwach beheizten Keller einschließen, um sich mit musikalischer Begleitung durch das karge Dasein zu jammern. Die große Geste, die in den folkloristischen Kompositionen immer wieder aufblitzt, versteckt das Duo aber schnell hinter einer stoischen Ruhe, die den aufgeschreckten Alltagspuls sofort angenehm senkt. Auch wenn die Stimme wie in „Borrowed Years“ schon gefährlich nahe am tonalen Overacting vorbeischrammt, ist „Songs Of Fear And Flight“ eine heimische Perle, die sich vor internationalen Größen wie Calexico oder XIXA nicht verstecken muss. 7,5/10 Kronen

Drake - Scary Hours 2 EP
Drei Jahre nach dem ersten Teil legt Deluxe-Rapper Drake nun spontan eine neue 3-Track-EP nach. Das Highlight auf „Scary Hours 2“ ist gleich der Opener „What’s Next“, eine kurzweilige Mischung aus einem tighten Trap-Beat, Nintendo-Sounds und aggressivem Rap, der in dieser Vehemenz wahrscheinlich nicht zu erwarten war. „Wants And Nees“ ist ein Egostreichler mit Lil Baby und das abschließende „Lemon Pepper Freestyle“ ist ein wirklich fetter Battle mit Rick Ross, bei dem sich die beiden Größen nichts schenken und ihre Skills souverän feilbieten. Ein Superhit wie „God’s Plan“ ist zwar nicht zu finden, als Appetizer für das heiß ersehnte Studioalbum „Certified Lover Boy“ weißt dieses kurze Vergnügen jedenfalls voll zu überzeugen. Nice one! Ohne Bewertung

Dreamshade - A Pale Blue Dot
Den Fahrtwind des ersten Erfolgs haben Dreamshade nicht unbedingt mitgenommen, denn das letzten Album der Schweizer liegt schon eine halbe Dekade zurück. Im Endeffekt hat man sich in der Zwischenzeit nicht unbedingt mit Innovation bekleckert, denn die Mixtur aus Modern Metal und zeitlosem Metalcore regiert auch auf „A Pale Blue Dot“. Das klingt meist etwas zu gesüßt, manchmal aber auch ein bisschen handzahm und kitschig. Für die großen Härteeinlagen und mutigen Ausritte sind Dreamshade nicht unbedingt bekannt und spätestens zur Albummitte beginnt man sich unweigerlich zu langweilen. Genrefreunde werden trotz allem ihr Seelenheil finden, doch „A Pale Blue Dot“ ist mir im Endeffekt zu beliebig und käsig ausgefallen. 4,5/10 Kronen

Elizabeth & The Catapult - Sincerely, E
In Zeiten, wo trotz der Pandemie fast alle Künstler steif und fest behaupten, sie würden alles, nur kein Coronaalbum machen, ist es fast tröstlich, wenn jemand offen zu seinem Coronaalbum steht. So wie Elizabeth & The Catapult, die mit „Sincerely, E“ nichts weniger als in ihr Wohnzimmer lädt und die Tücken der Kommunikationslosigkeit und des erzwungenen Daheimbleibens in zwölf sanfte Singer/Songwriter-Stücke gegossen hat, die so angenehm unaufgeregt und authentisch sind wie die Zeit eben auch ist, in der wir uns alle befinden. Sie durchlebt darin ihre Schreibblockade, das Wiederfinden der Kreativität und die Vor- und Nachteile der pandemischen Lage. Nichts Neues freilich, aber so beherzt und liebevoll in Szene gesetzt, dass man den Songs automatisch verfällt. Ein wunderbar entschlacktes, bewusst introspektives Album, das absichtlich als Zeitdokument dasteht. Well done! 7,5/10 Kronen

Exanimis - Marionnettiste
2015 versammelte sich eine Bande Musikstudenten im französischen Nancy, um ihr theoretisch erworbenes Wissen mit den praktischen Fertigkeiten und ihrer untrüglichen Liebe für Metal zu vermischen. Heraus kam eine Band namens Exanimis, die sich irgendwo zwischen Death Metal, Power Metal, Progressive Metal und orchestraler Liebe für symphonische Kabinettstücke einordnen lässt. „Marionnettiste“ nennt sich nun die Geburt aus all diesen Einflüssen und ist im Prinzip eine erweiterte, noch wenig bekannte Version der Italiener von Fleshgod Apocalypse samt einer Spur Dimmu-Borgir-Pomp. Das ist technisch natürlich über alle Zweifel erhaben, aber auch so klinisch und perfekt, dass die in der Musik so wichtigen Ecken und Kanten quasi völlig fehlen. Das hat freilich seine Fans - nicht aber in dieser Kolumne. 5,5/10 Kronen

Fruit Bats - The Pet Parade
Die „Schönheit und Absurdität“ der Existenz möchte Eric D. Johnson auf dem achten Fruit Bats-Album abbilden und natürlich gelingt dem famosen Songwriter dieses Vorhaben wieder ziemlich problemlos. Den secheseinhalbminütigen mit Drone-Elementen versetzten Opener muss man als alter Fan erst einmal schadlos überstehen, bis man langsam seine Genialität erkennt. Erst mit Fortdauer des Albums kehrt Johnson in gewohnte Spuren zurück und verzaubert mit melancholischem Indie-Folk, der sich wie ein alter Freund zu einem an den Tisch setzt, um ein tiefsinniges Gespräch zu führen. Man hat mit Fortdauer des Albums das Gefühl, dass den Fruit Bats die erzwungene Pandemie-Notbremse durchaus guttut. „The Pet Parde“ ist ein schönes Album, wie es auch an der Westcoast in den 60ern hätte entstehen können. 7,5/10 Kronen

Ron Gallo - Peacemeal
Der in New Jersey beheimatete Ron Gallo hat sich selbst schon immer gerne herausgefordert und in den letzten Jahren mit Alben zwischen Punkrock-Wut, Garage-Rock-Anarchie und einer untrüglichen Fuck-You-Attitüde für Aufsehen gesorgt. Den veränderten Lebensumständen ist es mitunter zu verdanken, dass sein neues Album „Peacemeal“ gewaltig aus dem bisherigen Klangkanon ausschert. Pop, Lo-Fi-Sounds, Jazz-Referenzen und Old-School-Hip-Hop vermengt er mit seinen gar nicht mehr so schrammeligen Gitarren zu einem einzigartigen Gebräu, das sich auch textlich sehr persönlich niederschlägt. Da geht es u.a. um den Mangel an menschlicher Nähe („Wunday (Crazy After Dark))“, um Beziehungsprobleme („A Plate In My Honor“) oder um die so populäre Absagekultur („Cancelled“). Ein zeitgeistiges Werk, das aber etwas zu stark zwischen den Klangwelten springt. Die Richtung stimmt aber. 6/10 Kronen

Gloriettenstürmer - 808 Herzschmerz
Den Zusatz „Schönbrunner“ haben die Gloriettenstürmer vor ihrem Debütalbum abgelegt, ansonsten ist alles noch so Programm, wie man es seit wenigen Jahren von den Wienern kennt: hier wird Schlager mit modernen Beats, österreichischem Lokalkolorit und Pop-Chic so vermischt, dass auch Bewohner zwischen der Neubau- und Zollergasse ihre Freude daran haben. „New Wave Chanson“ nennen die Jungs das selbst, „808 Herzschmerz“ könnte aber freilich auch im ZDF-Fernsehgarten laufen und hätten trotz aller hervorleuchtender Produktions- und Electromoderne durchaus ihre Berechtigung im Vorprogramm von Vanessa Mai. Frequency oder Donauinselfest passen natürlich auch, das ist heute ja alles nicht mehr so genau. Und mit Ohrwürmern wie „Machtlos“ oder „Asphalt“ auch berechtigt. Nicer Sound. 7/10 Kronen

Jay Gonzalez - Back To The Hive
Die kultigen Drive-By Truckers waren mit gleich zwei Studioalben sehr fleißig, doch deren Mitglied Jay Gonzalez legt gleich noch einen drauf - und überrascht Fans der Band, die mit seinem Solowerk bislang noch nicht sonderlich vertraut waren. „Back To The Hive“ hat nämlich nichts mit dem dreckigen Wüstensound seines Hauptarbeitgebers zu tun, sondern versprüht eine harmlos-poppige Leichtigkeit, die man von den Beatles und frühen Beach Boys kennt. Kein Wunder, dass Gonzalez Stimme und Songwriting des großen Paul McCartney als Vorbild nennt, denn in diese Schiene rutscht er selbst mit feinen Songs wie „I Wanna Hold You“, „Need You Round“ oder „You Make It Hard (To Be Unhappy)“, die schon im Titel vermitteln, dass er das Glas lieber halbvoll sieht. Solche Alben sind definitiv für den Frühling gemacht und der klopft ja schon kräftig an. Sehr schön. 7/10 Kronen

Tom Grennan - Evering Road
Manche Geschichten sind eigentlich zu schön, um wahr zu sein. Etwa jene von Tom Grennan, der durchaus erfolgreicher Jugendfußballer bei Aston Villa und Co. war, dann aber entlassen wurde, sich betrank und an ebenjenem Abend mit einem The Kooks-Cover beim Karaoke überzeugte und sich schließlich der Musik zuwandte. Ein paar Jahre später veröffentlicht er sein Debütwerk „Lighting Matches“ und erobert die britischen Charts. Na bumm! Mit drei Jahren Abstand und einem pandemiebedingten Live-Stillstand erscheint nun endlich der Nachfolger „Evering Road“ und kann das Hit-Level des Vorgängers überraschend mühelos halten. Der Titel bezieht sich übrigens auf die Adresse, wo Grennan mit seiner Ex wohnte. Coming-Of-Age galore - aber gut gemacht. 7,5/10 Kronen

Mason Hill - Against The Wall
Die Anfänge von Mason Hill gehen tatsächlich bis ins Jahr 2008 zurück und dennoch halten wir jetzt gerade einmal das Debütalbum in den Händen. Sänger Scott Taylor und Gitarrist James Bird brauchten schon fünf Jahre um eine Band zu finden, bis zum Debüt zogen dann nochmal acht ins Land - na bist du! Aber „Against The Wall“ entschädigt dafür durchaus, denn die in ihrer Heimat Schottland schon sehr bekannten Rocker legen uns ein massentaugliches Alternative-Rock-Werk vor, das Fans zwischen Nickelback und den Foo Fighters mit Sicherheit locker die Kehle runterrutscht. Hymnenhaftigkeit und Hemdsärmeligkeit sind hier gleichermaßen gegeben und Songs wie „No Regret“, „Who We Are“ oder „Out Of Reach“ tönen ordentlich breitbeinig aus den Boxen. Ecken und Kanten sind hier aber Fehlanzeige, aber das will die Zielgruppe sowieso nicht. 6,5/10 Kronen

Mr. Hurley und die Pulveraffen - Seemansgrab
Bands wie Feuerschwanz oder die hier vorliegenden Mr. Hurley und die Pulveraffen planen mit ihren Veröffentlichungen immer ganz besonders perfide Angriffe auf die fragilen Geschmacksnerven. Sie schunkeln und poltern mit gefüllten Met-Krügen in der Polonaise durch die Spelunke und lassen dabei Augenklappen und barbusige Maiden nicht aus dem Blickfeld. Das „Seemannsgrab“ ist ein weiteres vertontes Exzerpt des in vielen Kreisen so populären Comedy-Metal, das für schlichte Gemüter wie das El Dorado aller Klangwelten wirkt. Wie immer bleibt auch bei diesen Mitstampfern nur die Frage - liebt man oder hasst man das Dargebotene? Denn egal kann das keinem sein. Ich bleibe beim Hass. 1/10 Kronen

Insane Clown Posse - Yum Yum Bedlam
Vor knapp einem Monat war wieder „Juggalo-Day“ - diesen Trend setzte vor mehr als 20 Jahren das Detroiter Horror-Rapcore-Duo Insane Clown Posse in die Welt und es feiert noch heute durchaus große Popularität. Doch Hand aufs Herz - mit Ausnahme von ein paar schmackhaften Singles Ende der 90er-Jahre war die Truppe musikalisch mehr als überflüssig. Das grenzdebil benannte „Yum Yum Bedlam“ macht da keine Ausnahme. Billige 90s-Beats, übler Sprechgesang mit obskur-schlechter Stimmleistung und dünnflüssige Samples und Instrumentals, die in ihrer Qualität an ein Drive-By-Shooting in L.A. 1993 erinnern. Nein danke, der Zug ist wirklich längst abgefahren. 1/10 Kronen

Iron Man - Hail To The Riff
In der amerikanischen Doom-Szene gab es viele Künstler, die niemals die Popularität erreichten wie andere. Wo etwa Pentagram oder Trouble alle Lorbeeren für sich einheimsten musste eine Band wie Iron Man stets um jeden einzelnen Fan kämpfen. Frontmann Alfred Morris III. verstarb zudem vor drei Jahren im Alter von nur 60 Jahren. Als Tribut an den Sänger wird mit „Hail To The Riff“ nun ein Livedokument veröffentlicht, das die starken, aber niemals wirklich durchdringenden Songs des Maryland-Kollektivs noch einmal posthum in den Vordergrund stellen soll. Aufgenommen wurden die Songs 2014 beim italienischen „Castle Of Doom“-Festival und dass man deutlich hört, dass hier eben keine Massen vorhanden sind, macht die Sache ganz sympathisch. Würdiges Zeitdokument. Ohne Bewertung

Jungstötter - Massifs Of Me EP
Wer Fabian Altstötter einst bei seiner früheren Band Sizarr auf der Bühne sah wusste zwar, welch Talent in dem jungen Mann schlummert, konnte aber kaum ahnen, dass aus ihm einmal eine Art „Heiland“ des träumerischen, atmosphärischen deutschen Indie-Pop werden würde. Mit seinem Debütalbum „Love Is“ begeisterte er vor zwei Jahren Kritiker und Fans und brachte eine neue, wenn auch melancholisch-graue, Farbe in den Pophimmel. Auf Album Nummer zwei müssen wir noch länger warten, aber mit den vier sanften Pianotracks auf „Massifs Of Me“ lässt sich eine gute EP-Zwischenmahlzeit fertigen. Zwei neue Songs und zwei Akustikversionen des Debüts als Zeitüberbrückung in der nicht enden wollenden Pandemie. Das passt! Ohne Bewertung

Maja Kristina - Maja Kristina EP
Schweden und Popmusik - das ist wirklich ein „match made in heaven“, wie man aus Vergangenheit und Gegenwart sehr gut weiß. Noch nicht im breitflächigen Rampenlicht gelandet, aber auf dem besten Weg dazu ist etwa Maja Kristina, die vor drei Jahren dank ihrer ersten Single „No Fake Love“ schon Millionen Streams abfing. Daraus folgte ein Vertrag mit dem Major Republic Records, weitere Singles und nun die Debüt-EP „Maja Kristina“, wo sie sich auf sechs Songs nun auch international vorstellen möchte. Die väterlichen Einflüsse von den Beatles bis zu The Who haben ihr Branchenprofis aber leider ausgetrieben, denn Songs wie „Walls“, „Self Love Therapy“ oder „The Idea Of Me“ sind perfekte Mainstreampop-Nummern. Ehrlich, authentisch, selbstkritisch - aber auch sehr glattpoliert und kantenlos. Beobachten wir sie weiterhin genau. Ohne Bewertung

Zara Larsson - Poster Girl
Der März ist ein guter Monat, um aus den Querelen des Alltags flüchten zu können. Letztes Jahr, als Corona und Lockdown eins noch frisch waren, taten wir das mit dem grandiosen Album „Future Nostalgia“ von Dua Lipa. Heuer, Corona wütet noch immer und wir steuern auf Lockdown drei oder vier (?) zu, entführt uns die Schwedin Zara Larsson in die Welt des Eskapismus. Die 23-Jährige ist - Trend muss sein - natürlich auch in den 80er-Jahren gefangen, lässt die Madonna-Einflüsse aber nicht so deutlich hervorblitzen wie Lipa. Stimmlich geht sie auf „Love Me Land“ oder dem Titeltrack an die Grenzen, das von Marshmello produzierte „WOW“ ist ein moderner Pop-Kracher und „Look What You’ve Done“ vermischt Disco-Glitzer mit Melancholie und Emotion. Larsson ist wahrlich ein „Poster Girl“ und begeistert mit einem sehr feinen Popalbum. 7,5/10 Kronen

Charlotte Lawrence - Charlotte EP
Langsam müssen sich die älteren Semester unter uns regelmäßig damit auseinandersetzen, dass in den 00er-Jahren geborene Popstars die Charts erobern. An Billie Eilish reicht Charlotte Lawrence noch nicht heran, doch die 20-Jährige ist mit ihrer zweiten EP am besten Weg dazu. „Charlotte“ ist aber freilich kein eklektischer Bedroom-Pop, sondern verlässt sich viel lieber auf bekannte Songstrukturen, wie man sie auch bei Miley Cyrus findet. Die Songs über Depressionen und mentale Probleme sind für diese Generation nicht neu, aber natürlich immer noch wichtig und richtig. Die Dark-Pop-Ausrichtung funktioniert vor allem in Songs wie „Slow Motion“, „Sin x Secret“ und „Why Do You Love Me“ sehr gut. Da kann bitte gerne mehr kommen - und wird auch. Ohne Bewertung

PeterLicht - Beton und Ibuprofen
Meinrad Jungblut aka PeterLicht ist zeit seines Künstlerlebens ein profunder Beobachter des Alltags und seiner grauenhaften Ausformungen. In den Bereich des Alltäglichen rückt er freilich auch mit seinem brandneuen Album „Beton und Ibuprofen“, wo er sich, so kann man das wohl zusammenfassend sagen, mit so gut wie allen Dingen außerhalb der Corona-Pandemie befasst, die bei uns nicht so ganz rund laufen. In meist fröhlich beschwingten Indie-Pop-Gassenhauern lässt er bei Songtiteln wie „Die Technik wird uns retten“, „…e-scooter deine Liebe“ oder „Beton ist schweres Thema“ wenig Raum für Zweideutigkeiten. Das ihm das doch immer wieder gelingt, liegt vor allem am gewitzten Sprachstil und seiner Liebe zum markanten Sarkasmus. Deutscher Indie-Pop mit Herz und Hirn. 7/10 Kronen

Jimbo Mathus & Andrew Bird - These 13
Mit den Squirrel Nut Zippers haben Jimbo Mathus und Andrew Bird in grauer Vorzeit zusammengespielt und trotz stets aufrecht erhaltener Freundschaft haben sich die beiden Vollblutmusiker kreativ voneinander entfernt. 2018 begannen die beiden aber plötzlich wieder Songfragmente und Ideen auszutauschen, die schlussendlich zu „These 13“ wurden. Anfang 2019 und Anfang 2020 hat man in jeweils zwei Sessions das Album eingespielt - den Gesang auf den gegenüberliegenden Seiten eines RCA 44-Mikrofons. So intim fällt schlussendlich auch das Werk selbst aus, das sich zwischen Hillbilly-Country, Waschbären-Chic, zeitlosem Gospel, Rock’n’Roll und hemdsärmeligen Blues weder entscheiden kann, noch will. Wer seinen US-Sound bodenständig und urig will, der muss dieses freundschaftliche Zusammenfinden nach mehr als zwei Dekaden unbedingt auschecken. 6,5/10 Kronen

Mork - Katedralen
Auch wenn andere Staaten im Bereich des innovationsreichen Black Metal die Second-Wave-Ursuppe Norwegen längst überholt hat, geht man halt doch immer gerne zurück zum Original. Das dachten sich auch Mork, die wir vor einigen Wochen schon mit der EP „Pesta“ vorgestellt haben. „Katedralen“ bietet die skandinavische Schwarzwurzelei auf voller Länge. Das Mastermind und Alleinunterhalter Thomas Eriksen Darkthrone-Kultfigur Nocturno Culto („Svartmalt“) und Kampfar-Frontmann Dolk („Fodt Til A Herske“) als Gastsänger eingeladen hat passt, denn der Fistraiser/Rock’n’Roll-Anteil ist auf dem Werk sehr hoch. In den progressiven Momenten könnte man auch noch Enslaved vermuten, doch die oberste Prämisse scheint neben Atmosphäre Abwechslung zu sein und das ist schon mal mehr, als man sonst von dort gewohnt ist. Mut gewinnt - und das Album ist ein echter Grower. 7,5/10 Kronen

Nightfall - At Night We Prey
Mit einem neuen Studioalbum von Nightfall war nach acht Jahren nun wirklich nicht zu rechnen, aber Mastermind Efthimis Karadimas sollte man eben nie abschreiben. Der Grieche mit seinen meist multinationalen Mitstreitern hat sein Lebensprojekt schon öfters vor dem drohenden Exitus bewahrt und auch 2020 eine neue Mannschaft gefunden (zwei von drei Neuen waren schon mal da), um das durchaus amtliche „At Night We Prey“ einzuholzen. Zum 30-Jahre-Jubiläum der Band lässt sich der Chef nicht lumpen und kredenzt einmal mehr zähflüssigen Death Metal mit Doom-Einlagen und sehr viel südländischer Atmosphäre, wie man sich auch gerne mal bei Moonspell hört. Zu Unleashed fehlt die Durchschlagskraft, für Amon Amarth ist man zu vielseitig, aber ansonsten ist die Verortung in diesen Gegenden durchaus adäquat. Schönes Comeback, aber kein Meisterwerk. 7/10 Kronen

Billy Nomates - Emergency Telephone EP
Billy Nomates ist momentan einer der heißesten Sterne am britischen und erweitert auch europäischen Post-Punk-Himmel. Nach ihrem gefeierten Debütalbum gab es den mindestens gleich prickelnden Gastauftritt bei den famosen Sleaford Mods und im noch jungen Jahr 2021 legt sie nun auch noch die EP „Emergency Telephone“ nach - aber man hat ja Zeit in diesen Tagen. Feministische und den widerwärtigen Sexismus anprangernde Texte wie „Heels“ oder „Emergency Telephone“ vermischt sie geschickt mit flotten Beats und einer durchaus positiven Klangstimmung, die gerne auf den Dancefloor laden würde. Gesellschaftskritik geht eben auch ohne Brechstange - und dahingehend ist Billy wahrlich eine große Meisterin ihres Faches. Bitte mehr! Ohne Bewertung

POSTDATA - Twin Flames
Mit Wintersleep schrieb Paul Murphy seit den frühen 00er-Jahren kanadische Indierock-Geschichte, POSTDATA ist sein nicht minder wichtiges Projekt, in dem es um die klanglich feinere und vor allem ruhigere Klinge geht. In nur neun Songs und etwas mehr als 30 Minuten hadert in fein ziselierten Indie-Songs mit sehr viel Old-School-Pop-Appeal gerne mit sich und seinem Wesen, verpackt diese Selbstzweifel aber in ein wundervolles Soundkorsett, das sich irgendwo zwischen Arcade Fire und Paul Simon befindet. „Twin Flames“ ist eigentlich ein Folk-Album, nur eben modern und durchaus mit sanfter Elektronik versetzt und in Songs wie „Inside Out“, „Yours“ oder „Kissing“ kann man sich vorbehaltlos fallen lassen. Schade, dass POSTDATA hierzulande noch so unbekannt sind. 7,5/10 Kronen

Pustilence - The Birth Of The Beginning Before The Inception Of The End EP
Der Titel dieser brettharten EP lässt schon vermuten, dass die hier wütenden Australier nicht unbedingt über das primitive Death-Metal-Oberthema Blut und Beuschel referieren, sondern ihr inhaltliches Heil lieber in chaoskosmischen, philosophisch-physischen Interreferenzen verorten. Soll so sein, denn abseits der astronomischen Geschichtsstunde stimmt auch die Musik und das ist im Endeffekt immer noch das wichtigste. Der kurze, nur 15-minütige Hassbatzen vereint so gut wie alles an Old-School-Death-Metal, was Genrejünger seit den späten 80er-Jahre daran schätzen und lieben. Ganz viel Cannibal Corpse, immer noch viel Suffocation und dazu noch etwas Technik á la Morbid Angel - das kann man schon mal so machen. Geiles Brett! Ohne Bewertung

Reaper - The Atonality Of Flesh
Oh ja, das schnalzt! Das schwedische Zwei-Mann-Duo Reaper legt mit „The Atonality Of Flesh“ sein zweites Album nach und wieder einmal kann man bedenkenlos und spontan zugreifen, wenn es um Iron Bonehead Records geht. Das bewusst knackige Album kombiniert so ziemlich alles, was treue Lederjackenträger mit den richtigen Patches an ihrem Metal schätzen. Nordische Kühle, tonnenweise 80er-Jahre-Thrash-Riffs, eine räudige Nifelheim-Atmosphäre, den völlig lebensverneinenden Gestus alter Bathory-Alben und partiell eingesetzte Melodielinien, wie sie ihrer viehischen Rasanz normalerweise von Necrophobic exerziert werden. Dazu noch Songtitel wie - festhalten! - „The Sweetness Of The Wound“, „Me, You And The Juices Of Death“ oder „Piss, Bile And Violence“. Was braucht man mehr? Abwechslung vielleicht. Aber möglicherweise auch egal. 7,5/10 Kronen

Brisa Roché & Fred Fortuny - Freeze Where U R
Für die gebürtige Kalifornierin und Vollblutkünstlerin Brisa Roché war Paris quasi vorgezeichnet. Nirgends passte sie besser rein als in die europäische Metropole der Liebe, wo sie sich über die Jahre von ihren Jazzwurzeln emanzipieren und sich in so unterschiedlichen Genres wie Dark Pop, Neofolk oder Post-Punk austoben konnte. Mit Filmkomponist Fred Fortuny fand sie jetzt das „Perfect Match“, denn dem schwebte ein uramerikanisches Popalbum im Stile der 60er-Jahre vor und Roché schrieb ihm Texte aus unterschiedlichen Lebensbereichen einer Frau auf den Leib, um sie auch profund einzusingen. Diese Zeitlosigkeit wabert angenehm unaufgeregt aus den Boxen und vermittelt eine gewisse Zeitlosigkeit, die nur selten („Freeze Where U R“) durchbrochen wird. Schön! 7/10 Kronen

SOM - Awake EP
Wenn sich Musiker aus Bands wie Caspian, Junius, Constants und Adai zusammenfinden kann man sich schon ungefähr ausrechnen, wohin die Reise geht. Hinter SOM steckt eine elektronische aufgeladene Palette musikalischer Emotionen, die sich nur schwer in ein Korsett schnüren lassen. Komplett in der Quarantäne eingespielt und aufgenommen ertönt „Awake“ durch interessante Songs und ebenso interessante Remixes meist sphärisch und paralysierend, ohne aber zu fordernd oder obskur zu wirken. „Awake“ ist leider etwas kurz geraten, lässt aber schon einmal andeuten, wo die Reise hingeht. Als Soundtrack für einen Film wie „Interstellar“ würden diese Soundpreziosen allemal dienen. Guter Stoff. Ohne Bewertung

The Spill Canvas - Conduit
Es ist offenbar wirklich die Woche der großen Comebacks, denn auch The Spill Canvas haben seit fast zehn Jahren nichts mehr von sich hören lassen. Eingerostet sind die Emo-Rocker aus South Dakota gottseidank nicht, denn „Conduit“ ist ein schönes und gleichermaßen fanbefriedigendes Album, das die Stärken der Vergangenheit mit einer modernen Schlagseite zu verbinden weiß, ohne zu prätentiös zu wirken. Verschrobene Einflüsse der Marke At The Drive-In oder Coheed & Cambria sind partiell zu sehen, in Songs wie „Darkside“ oder „Calendars“ lässt man aber lieber elektronische verstärkte Hymnenhaftigkeit durchscheinen. Das macht auch nichts und steht den gealterten Amerikanern gut zu Gesicht. Ein schönes, aber auch sehr unaufgeregtes Werk. 6,5/10 Kronen

Sporae Autem Yuggoth - The Plague Of The Aeons
Veränderungen können manchmal durchaus sinnvoll sein. Die hier vorliegende Fünferbande aus Chile hat es noch vor wenigen Jahren unter dem Banner Ruins Of Agony versucht und dabei leidlich beliebigen Melodic Death Metal aus den Instrumenten gewürgt. Nachdem da wenig weiterging kam die Läuterung und der prompte Stilwechsel ins Okkult-Orthodoxe. Nun heißt das Gespann plötzlich Sporae Autem Yuggoth und zelebriert auf dem ersten Rundling „The Plague Of The Aeons“ astreinen Doom/Death mit H.P. Lovecraft-Theatralik. Das passiert zwar nicht unbedingt mit großen Innovationen oder überbordendem Ideenreichtum, aber doch so, dass man als geneigter Fan nicht auf die Skip-Taste drückt. Warten wir auf weitere Ergüsse. 6,5/10 Kronen

Taake/Helheim - Henholdsvis Split
Norwegen pur für alle Freunde der unentwegten Schwarzwurzelei. Die Black-Metal-Traditionalisten von Taake haben schon letztes Jahr auf zwei Split-Veröffentlichungen mit Whoredom Rife und Deathcult gesetzt - jetzt legt Frontpsycho Hoest noch eine dritte nach und wirft dabei zwei brandneue Songs ins Rund, die er mit Texten des norwegischen Schriftstellers Arne Garborg ausstaffierte. Bildungsauftrag gelungen! Vor allem „Ein Baat I Foss“ überzeugt mit der typischen punkigen Attitüde und treibender Melancholie. Die kultigen Helheim covern einmal Emperor und einmal eben Taake und das mit größtmöglichem Respekt und eigenem Touch. Eine mehr als gelungene Gemengelage - auch über starre Genre-Grenzen hinaus. Ohne Bewertung

Teenage Fanclub - Endless Arcade
Was waren das noch für Zeiten, als Liam Gallagher Teenage Fanclub Mitte der 90er-Jahre als „zweitbeste Band der Welt nach Oasis“ bezeichnete. Die Schotten haben sich mit ihrem feinen Indie-Pop vor allem in Großbritannien in die Herzen der Fans gespielt und 2016 gelang, nach einigen kommerziell sehr dünnen Jahren, mit dem Top-10-Album „Here“ ein unerwartetes „Comeback“. Mit gehöriger Wartezeit dazwischen erscheint nun „Endless Arcade“ und weiß einmal mehr mit einer Mischung aus Gefühl, Emotion und nostalgischen Gitarren zu überzeugen. Die größten Highlights sind aber die ruhigeren, nicht ganz so optimistischen Tracks wie „The Sun Won’t Shine On Me“ oder „Future“. Tröstlich und aus der Zeit gefallen - ein Paradies für Nostalgiker. 7/10 Kronen

Terror - Trapped In A World
Vorneweg - dies ist kein neues Studioalbum! Terror samt Frontpsycho Scott Vogel lassen sich mit neuem Material noch etwas Zeit, aber „Trapped In A World“ vereint Filetstücke aus dem „Heiligen Gral“ langjähriger Terror-Fans. Es handelt sich in den kurzen, aber ungemein gewaltigen 24 Minuten um live eingespielte Neuaufnahmen von Songs der beiden ersten Studioalben „Lowest Of The Low“ (2003) und „One With The Underdogs“ (2004). Mehr Energie, Brutalität und Kraft sollten Vogel und Co. im Laufe ihrer Karriere nicht mehr erreichen und so ist diese Neuaufnahme zwar in ihrer Sinnhaftigkeit zu hinterfragen, hält uns aber noch einmal vor Augen, dass diese Truppe vor knapp 20 Jahren die härteste Hardcore-Band der Welt war. „Better Off Without You“, „Less Than Zero“, „Keep Your Mouth Shut“ - bam! Ohne Bewertung

Thron - Pilgrim
Dass die Deutschen das unvergessene Vermächtnis der legendären Dissection gerne pflegen, das weiß man spätestens seit deren Quasi-Coverband Thulcandra. Während man dort aber den Fokus auf die hohe Melodieseligkeit legt, versuchen es die Baden-Württemberger Thron mit der Aggression. Auf „Pilgrim“ holzt das Quintett mit messerscharfen und klirrend-kalten Gitarrenriffs durchs Gebälk, lässt den Blastbeat rhythmisch Vorrang und selbst das Gekeife des Frontmannes scheint direkt aus Schweden zu stammen. Dort, wo sich Necrophobic oder auch Sacramentum wohlfühlen, da finden auch Thron ihr Seelenheil. Die Eigenständigkeit ist dabei nicht so wichtig, dafür stimmen Songwriting und Authentizität. Musik von Fans für Fans. Könnte wesentlich schlimmer sein. 7,5/10 Kronen

Tigers Jaw - I Won’t Care How You Remember Me
Als sich die beiden Band-Masterminds Brianna Collins und Ben Walsh 2013 vom Rest der Band trennten, ließen sie auch ihre sie berühmt machende Emo-Vergangenheit hinter sich. Ob das so eine gute Idee war wird heute noch diskutiert, zumal das neue Werk „I Won’t Care How You Remember Me“ nicht nur mit einem balladesken Akustiksong beginnt, sondern auch mit Fortdauer nur selten wirklich Fahrt aufnimmt. Die Pop-Melodien stehen deutlich im Vordergrund, doch die zuletzt noch zahlreich vorhandenen Schrammelgitarren und das kantige Songwriting ist noch nicht mal mehr im Ansatz zu erkennen. Für den Sell-Out-Vorwurf sind Tigers Jaw noch immer zu Indie, aber der alten Fanbase fordert man mittlerweile schon sehr viel ab. Definitiv ein Spalter-Album - man darf gespannt sein. 6/10 Kronen

Sam Vance-Law - NDW EP
Wenn man ganz tief in seine Wahlheimat versinkt und die zufällig Berlin bzw. Deutschland heißt, dann wird man früher oder später mit offenen Ohren auf die Musik treffen, die für diese Heimat steht. Der aus Kanada stammende Songwriter Sam Vance-Law ist offenbar tief in die Neue Deutsche Welle eingetaucht und war davon so begeistert, dass er nun sogar eine 4-Track-EP veröffentlicht. „Eisbär“ von Grauzone hat schon im Vorfeld begeistert, aber das Bärchen und die Milchbubis-Cover „Ich will nicht älter werden“ zeigt gut, dass er sich auch würdig in der zweiten Genre-Reihe bewegt. Ina Deter und das unvermeidliche „Major Tom“ runden die kurzweilige Gaude ab. Nach dem tragischen Tod von Gabi Delgado vor knapp einem Jahr wäre aber auch eine DAF-Verbeugung schön gewesen. Ohne Bewertung

Visionist - A Call To Arms
Hinter dem Begriff Visionist steckt Louis Carnell und der Name ist bekanntlich Programm. Seine Ambient-Soundsphären, die sich jeglicher weltlichen Herangehensweise zu entziehen scheinen und zwischen extraterrestrischen Soundkaskaden, Kirchenglocken und 70er-Analogelektronikzugängen mäandern, finden auch auf „A Call To Arms“ einen Raum zur Entfaltung, der sicher nicht jedermann zugänglich sein wird. Im Prinzip mischt Carnell auf seinem Drittwerk die klanglichen Dekonstruktionen seines Debüts „Safe“ mit dem krachigen Industrial-Post-Punk von „Value“ und kreiert eine nebelige Atmosphäre, die bei Konzentration und Rezeption in Dunkelheit durchaus verängstigen mag. Ein Visionär eben, dieser Carnell. 7/10 Kronen

Jane Weaver - Flock
Wenn sich jemand im Business als eigenständig bezeichnen darf, dann ist das mit Sicherheit Jane Weaver. Die Britin changiert seit etwa 20 Jahren, vom Mainstream sträflich unbemerkt, zwischen Psych-Pop, Akustik, Electronica und abgedrehtem Folk-Rock, der sich nicht vor dem Übertreten der Grenze fürchtet. Auf ihrem neuesten Werk „Flock“ wirkt sie in gewisser Weise zugänglicher und klanglich versöhnlicher als teilweise in der Vergangenheit, doch für Verschrobenheit und Experimentierfreude ist natürlich immer genug Platz. Jane Weaver klingt immer noch so, als würden sich Björk, Oasis, Tangerine Dream, die Beatles und Hawkwind auf einer großen Party zum Jammen treffen. Und das sind ja keinesfalls schlechte Referenzen. 7/10 Kronen

The Wedding Present - Locked Down & Stripped Back
David Gedge und seine The Wedding Present sind zweifellos stets unter ihrem Wert geschlagen worden. Seit mehr als 35 Jahren prägen sie die britische Indie-Rock-Szene, konnten außer respektablem Lokalkolorit-Ruhm aber niemals den Sprung in den Mainstream schaffen, der längst verdient gewesen wäre. Gedge versucht als Nicht-Schwerverdiener auch das Beste aus der Lage zu machen, die das Touren und Geldverdienen verhindert. „Locked Down & Stripped Back“ ist eine zwölf Song starke Werkschau von zuhause eingespielten, hervorragenden und berührenden Songs aus der reichhaltigen Diskografie samt zwei neuen Nummern („We Should Be Together“, „You’re Just A Habit That I’m Trying To Break“), die sich perfekt in den Kanon einfügen. Eine Indie-Perle zum Träumen und Schwelgen. Ohne Bewertung

Witherfall - Curse Of Autumn
Dem Power Metal haftet nicht ganz zu Unrecht ein eher zweifelhafter Ruf an. Das liegt vor allem daran, dass die wirklich fetten Zeiten des Genres lange vorbei sind und sich Geschichten über Weltkriege, Drachen und Burgen samt Kitsch oder großspuriger Schlagerästhetik den Begriff zu eigen gemacht haben. Wie es anders geht beweisen zum mittlerweile dritten Mal die Kalifornier von Witherfall, die auf „Curse Of Autumn“ ganz den wirklich Stärken des Genres huldigen: kraftvolle Riffs, ein untrüglicher Progressive-Touch, instrumentale Top-Leistungen (Neu-Drummer Marco Minnemann) und mit Joseph Michael ist auch ein ausdrucksstarker, versatiler Sänger an Bord. Es geht ja doch, wenn man will. Eine wirklich gute, druckvolle Scheibe. 7,5/10 Kronen

Wolfheart - Skull Soldiers EP
Vor knapp einem Jahr veröffentlichten die finnischen Workaholics Wolfheart mit „Wolves Of Karelia“ ihre letzte Studioplatte. Und weil man seither nicht viel tun konnte, spann die Truppe um Tuomas Saukkonen einfach das inhaltliche Konzept rund um den Winterkrieg der finnischen Armee gegen die Sowjetunion 1939 weiter und legen eine EP nach. „Skull Soldiers“ schließt nicht nur inhaltlich, sondern auch musikalisch ideal an das bisherige Treiben und bietet in zwei recht flotten neuen Tracks einen schönen Querschnitt durch die Freuden des polternden Melodic Death Metal. Mit den Clean-Vocals der Akustikversion von „Aeon Of Cold“ muss man hingegen erst einmal klarkommen und die Liveversion von „Reaper“ wurde ursprünglich online aufgeführt und lässt es somit an etwas Atmosphäre vermissen. Zwiespältige Sache. Ohne Bewertung

Wolf King - The Path Of Wrath
Die Bay Area in den USA kennt man musikhistorisch vor allem als Epizentrum des Thrash-Metal-Sounds, doch in San Francisco hat auch die junge Generation genug zu sagen. Wolf King sind ein abartiger Bastard aus allen möglichen Härtner-Genres, die auch auf ihrem Zweitwerk „The Path Of Wrath“ (wie passend betitelt) keine Lust auf Abstriche haben. Sehr viel Hardcore, eine kräftige Prise Black Metal, feiste Thrash-Metal-Riffs und Ausritte in den Death Metal sind hier allesamt vorhanden. Songs wie „Messenger Of Death“ oder „Triumpf Of The Slain“ poltern ohne Unterlass und ähneln in ihrer rigiden Vorgehensweise noch am ehesten den manischen Stilverweigerern von Converge. An deren Genialität kommen sie zwar nicht heran, aber um die Zukunft des Extreme Metal braucht man sich keinesfalls sorgen. 7,5/10 Kronen

Wolvennest - Temple
In der Welt der Räucherstäbchen und Kapuzen nehmen Wolvennest seit ihrer Gründung 2015 eine besondere Stellung ein. Das begründet sich vor allem darauf, dass die Belgier mit ihrem Debütalbum „Void“ und der 2019 nachgelegten EP „Vortex“ im Bereich des experimentellen, okkulten und orthodoxen Doom Metal mit Black-Metal-Atmosphäre eine Art Sonderstellung in einer ohnehin nicht mit großen Künstlern überfluteten Szene eingenommen haben. Auf dem fast 80-minütigen „Temple“ verheben sich die Brüsseler aber dann doch etwas, denn wenn man die Längen und Redundanzen wegrechnet hätte es auch die halbe Spielzeit locker getan. Die überlangen Songs lassen sich viel Zeit zur Entfaltung, verirren sich dann aber oft in Beliebigkeit. Der Dark Rock funktioniert in der richtigen Gemütsverfassung natürlich immer noch perfekt, aber wenn sich Wolvennest an den eigenen Maßstäben messen wollen, dann ist das erstmals ein leichter Rückschritt. 7/10 Kronen

Zaratus - In The Days Of Whore
Man kennt das als Musikfan, wenn man sich eine neue Band zu Gemüte führt und sofort weiß, aus welchem Land sie ist. Die jungen Griechen von Zaratus etwa können ihre Heimat klanglich nicht abstreifen - ob sie wollen oder nicht. Auf ihrem etwas martialisch benannten aber geschichtlich profunden Debütwerk „In The Days Of Whore“ ist die Schlagseite zu den Top-Sellern von Rotting Christ größer als vielleicht gewünscht, doch am Ende gehen Songs wie der Titeltrack oder „Chaos And Blood“ doch etwas härter und kompromissloser über die Ziellinie als jene der „großen Brüder“. Eine gewisse Nähe zu schwedischen Melodic-Death/Blackern kann das Duo auch nicht von der Hand weisen. Solides, feines Teil, dem es aber völlig an Eigenständigkeit fehlt. Schade drum. 6,5/10 Kronen

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