99. Band auf Deutsch

Lucky Luke zieht gegen härtesten Feind: Rassismus!

Medien
30.10.2020 15:55

„Black lives matter!“ Lucky Luke ist zurück und trifft im 99. auf Deutsch soeben erschienenen Band „Fackeln im Baumwollfeld“ der kultigen Comic-Reihe auf einen harten neuen Feind: Rassismus. Denn zum ersten Mal in seiner fast 75-jährigen Geschichte hat der Mann, der schneller zieht als sein Schatten, mit Bass Reeves eine schwarze Hauptfigur an seiner Seite. Das Timing ist dabei aber bloßer Zufall, die Geschichte rund um Rassentrennung und Sklaverei war schon lange vor dem brutalen Tod des Afroamerikaners George Floyd und dem Aufflammen der darauffolgenden Rassismus-Proteste entstanden, wie der preisgekrönte „Lucky Luke“-Autor Jul im krone.at-Gespräch betont.

(Bild: kmm)

Seit fast 75 Jahren sorgt Lucky Luke als einsamer Cowboy mit rotem Halstuch, der seinen Revolver schneller zieht als sein Schatten, gemeinsam mit seinem treuen Pferd Jolly Jumper und dem tollpatschigen Hund Rantanplan für Recht und Ordnung im Wilden Westen. Seit seiner Geburt hat „der Mann, der schneller zieht als sein eigener Schatten“ über 120 Abenteuer in Amerika, Kanada, Mexiko und sogar Frankreich erlebt. In seinen Abenteuern war der einsame Cowboy Zeuge vieler bedeutender historischer Ereignisse - vom Bau der ersten Eisenbahnverbindung zwischen Ost- und Westküste der USA bis hin zur Konstruktion der Freiheitsstatue -, lernte historische Persönlichkeiten kennen, und traf immer wieder auf andere Gruppen der amerikanischen Gesellschaft, seien es die Italiener, Iren oder etwa die Chinesen.

Lucky Luke trifft auf den Ku-Klux-Klan
Was aber bislang fehlte, wie Autor Jul im Gespräch mit der „Krone“ einräumt, sind die Schwarzen. Und eine Reise in den Süden der USA fehlte Lucky Luke ohnehin, der zwar in einem früheren Band den Mississippi hinauffuhr, sonst aber nie dort war. So kam es, dass sich der preisgekrönte französische Autor und Karikaturist zusammen mit Zeichner Achdé jetzt in „Fackeln im Baumwollfeld“ erstmals der Geschichte der Sklaven in den Südstaaten annimmt. Sie schicken Lucky Luke nach Louisiana - eine Gegend, wo man zwangsläufig auf das Thema der Sklaverei stoße, sagt Jul. Lucky Luke erbt plötzlich und unerwartet eine große Baumwollplantage und wird selbst zu einem reichen weißen Grundbesitzer, was natürlich so gar nicht seinem normalen Charakter entspricht. Weil der Cowboy mit dem unbestechlichen Sinn für Gerechtigkeit daraufhin den schwarzen Arbeitern das Land übereignen will, macht er unliebsame Bekanntschaft mit dem Ku-Klux-Klan. Unerwartete Unterstützung bekommt er von seinen ewigen Widersachern, den Daltons - und Bass Reeves.

Bass Reeves ist die erste schwarze Hauptfigur in einem „Lucky Luke“-Band und basiert auf einem historischen Helden: Reeves gilt als einer der ersten Vize-Sheriffs afrikanischer Abstammung in den USA. Er wurde 1838 als Nachkomme von Sklaven in Texas geboren und verhaftete im Laufe seines Lebens mehr als 3000 Kriminelle. Von der amerikanischen Geschichtsschreibung quasi ausradiert, „ist er aber nach und nach in Vergessenheit geraten“, merkt Autor Jul, der in jungen Jahren passenderweise Geschichtelehrer werden wollte, an. Als Historiker hat der Franzose jedenfalls keine Scheu vor aufwendiger Recherche, wie er bereits mit seinem Einstand als Erzähler in der „Lucky Luke“-Welt unter Beweis stellte. In „Das gelobte Land“ standen erstmals die jüdischen Einwanderer im Mittelpunkt.

Balanceakt zwischen Humor und tragischer Geschichte
Wobei es für die Macher angesichts des ernsten Themas und den damit verbundenen Grausamkeiten wirklich nicht einfach war, für „Fackeln im Baumwollfeld“ den gewohnt lockeren Witz, der jedes „Lucky Luke“-Album auszeichnet, beizubehalten. Jul: „Für mich gab es in diesem Album eine doppelte Herausforderung, nämlich auf historisch korrekte Weise eine tragische Geschichte zu erzählen, und daraus trotzdem eine lustige, witzige Abenteuerstory zu machen. Und zwar so, dass sich alles ganz natürlich zusammenfügt, weder auf Kosten der einen, noch der anderen Seite.“ Die Absicht war, „eine gemeinschaftsstiftende Geschichte zum Thema Rassismus zu erzählen und Figuren mit schwarzer Hautfarbe in den Mittelpunkt einer Comic-Reihe zu stellen, die zu den wichtigsten ihrer Art zählt und von einem sehr breiten Publikum aus Jung und Alt gelesen wird“.

Ihr Ziel haben die Macher mit dem 99. Band auf jeden Fall erreicht: ein gewohnt witziges Comic-Abenteuer, das angesichts des ernsten Themas und dem begleitenden Feuerwerk an Referenzen und Anspielungen auch die Erwachsenen wieder als Leser für den einsamen Cowboy begeistern kann. Schönes Beispiel für eine der vielen Bezüge auf die moderne Welt: Zwei schwarze Kinder mit den Namen Oprah und Barack. Das Mädchen will Journalistin werden, der Bub Präsident der Vereinigten Staaten.

So ist Lucky Luke für Jul mehr als nur ein Revolverheld, sondern eine „universelle Figur“, die am „Anbruch der modernen Welt“ einen Blick auf die Moderne gewährt. Der Cowboy weiß mit seinem Streben nach Freiheit und Gerechtigkeit die Werte des rechten und linken politischen Spektrums zu vereinen, ist Jul von der anhaltend starken Ausstrahlung der fast 75 Jahre alten Comic-Figur von Schöpfer Morris überzeugt. Was die Fans sich in weiteren Abenteuern erwarten können? Vielleicht auch die in Vergessenheit geratene Geschichte der deutschen Einwanderer Amerikas, wie sich der „Lucky Luke“-Autor entlocken lässt.

Nach dem Erfolg von „Ein Cowboy in Paris“ ist „Fackeln im Baumwollfeld“ das dritte Lucky Luke-Album von Jul und Achdé. Das neue 99. Western-Abenteuer ist ab sofort als Softcover im Handel, online im Egmont-Shop und am 5. November als Hardcover in der Egmont Comic Collection erhältlich.

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