Wasserwerfer, Panzer

Großdemos: 8 Stunden Ausnahmezustand in Chemnitz

Ausland
02.09.2018 09:45

8000 rechte Demonstranten, etwa 3000 viele Linksgerichtete bei der Gegendemonstration - und dazwischen 2000 Polizisten, die mit Wasserwerfern und auch Panzern auffuhren. Im deutschen Chemnitz herrschte am Samstag angesichts der Großdemonstrationen nach dem gewaltsamen Tod des 35-jährigen Deutsch-Kubaners Daniel H. acht Stunden lang Ausnahmezustand.

10.000 Demonstranten waren im Vorfeld erwartet worden, mit „deutlich mehr als 11.000“ waren es noch mehr geworden - und sie waren gekommen, ihre Ansichten lautstark - und wenn es sein muss mit Körpereinsatz - kundzutun. Die sächsische Polizei war gerüstet: Mit der Hilfe von Kollegen aus Baden-Württemberg, Bayern, Brandenburg, Bremen, Hessen, Mecklenburg-Vorpommern, Niedersachsen, Rheinland-Pfalz, Sachsen-Anhalt und der Bundespolizei, darunter berittenen Polizisten, waren 2000 Beamte im Einsatz.

Wasserwerfer und Panzer fuhren auf, um den Demonstranten zu zeigen, dass Auseinandersetzungen sofort im Keim erstickt würden. Stundenlang herrschte in der Stadt Ausnahmezustand, gegen 22 Uhr konnten erste Polizeieinheiten wieder abziehen. Die Bilanz 18 Verletzte - darunter drei Polizisten - und 37 Straftaten.

Rangeleien mit der Polizei, Körperverletzungen, Widerstand gegen Beamte
Bei den Straftaten handelt es sich den Angaben zufolge um Sachbeschädigungen, Körperverletzungen, Widerstand gegen Vollstreckungsbeamte und das Verwenden von Kennzeichen verfassungswidriger Organisationen. 
Rangeleien mit der Polizei lieferten sich auch Teilnehmer aus einer Gruppe von 300 Personen, die versucht hatten, zu einer Versammlung der AfD vorzudringen. Die Beamten sicherten wegen des Verdachts des Landfriedensbruchs die Personalien der Betroffenen.

Afghane von Vermummten angegriffen, Nazi-Attacke auf SPD-Gruppe
Abseits der Großdemos wurde ein junger Afghane von vier Vermummten angegriffen und leicht verletzt. Die Polizei prüft, ob es sich bei den Tätern möglicherweise um ehemalige Versammlungsteilnehmer handeln könnte. Zudem wurde der „Bild“ zufolge ein Kamerateam des MDR angegriffen, als es von einem Balkon aus die Menge filmen wollte. Eine entsprechende Bitte sei mit Gewalt beantwortet worden: Ein Reporter wurde dem Sender zufolge eine Treppe hinuntergestoßen, eine Kamera zerstört.

Der SPD-Bundestagsabgeordnete Sören Bartol berichtete zudem, dass seine Gruppe von Nazis angegriffen worden sei. Die Polizei habe die Lage aber schnell unter Kontrolle gehabt. Größeres Chaos wie bei den Demonstrationen, die seit vergangenem Sonntag stattgefunden hatten, blieb aber aus.

Chemnitz kommt nach tödlicher Messerattacke nicht zur Ruhe
Seit dem gewaltsamen Tod des 35-jährigen Daniel H. in Chemnitz und dem Bekanntwerden des Behördenversagens beim mutmaßlichen Täter, einem 22-jährigen Iraker, der schon längst hätte abgeschoben werden sollen, kommt die Stadt nicht zur Ruhe. Während rechte Gruppierungen auf die Straße zu gehen, um der „Ausländer raus!“-Forderung Nachdruck zu verleihen, versuchen linke Verbände mit „Herz statt Hetze“ gegenzusteuern.

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