Grippe-Extrawurst
D: Politiker und Beamte bekommen Baxter-Impfstoff
Anders als das Präparat von GlaxoSmithKline, das ab dieser Woche in 50 Millionen Dosen für die deutsche Bevölkerung ausgegeben wird, enthält der Baxter-Impfstoff keinen Wirkverstärker ("Adjuvans") und wird deshalb den für die Aufrechterhaltung der öffentlichen Ordnung zuständigen Staatsdienern gespritzt.
Besonders pikant: Auch die Mitarbeiter des für die Impfstoffzulassung zuständigen Paul-Ehrlich-Instituts, das vergangene Woche wiederholt seine Entscheidung verteidigt hat, der Bevölkerung die GSK-Vakzine zu beschaffen, werde mit dem Verstärker-losen Impfstoff behandelt. Die deutsche Bundeswehr soll ebenfalls nur den Baxter-Impfstoff erhalten.
"Behörden sind auf Pharmakonzerne hereingefallen"
Für den Vorsitzenden der Arzneimittelkommission der deutschen Ärzteschaft, Wolf-Dieter Ludwig, ist das "ein Skandal", der den Menschen kaum zu vermitteln sei. "Wir sind unglücklich über diese Impfkampagne", sagte Ludwig. Sie werfe zahlreiche Probleme auf, ihr Nutzen sei ungewiss: "Die Gesundheitsbehörden sind auf eine Kampagne der Pharmakonzerne hereingefallen, die mit einer vermeintlichen Bedrohung schlichtweg Geld verdienen wollten."
Weil der GSK-Impfstoff nicht an Schwangeren getestet wurde, muss auch für sie kurzfristig nicht-adjuvantierter Impfstoff besorgt werden. Der zuständige Staatssekretär im Bundesgesundheitsministerium, Klaus Theo Schröder, sagte dem "Spiegel": "Es laufen derzeit Gespräche mit Herstellern sowie den Gesundheitsministerien in Frankreich und den USA, mit dem Ziel, für Schwangere auch nicht-adjuvantierten Impfstoff zu beschaffen."
Gefährliches "Zeug" für Kinder?
Offene Rebellion herrscht laut "Spiegel" unter deutschen Allgemeinmedizinern und Kinderärzten. Der Präsident der Deutschen Gesellschaft für Allgemeinmedizin und Familienmedizin, Michael Kochen, rät den deutschen Hausärzten von der Impfung ab.
"Das Schadensrisiko überwiegt den Nutzen", sagte der Göttinger Professor. Wolfram Hartmann, Präsident des Berufsverbands der Kinder- und Jugendärzte, wirft der Bundesregierung "wissenschaftliche Falschaussagen" vor. Wie bei Schwangeren, so gelte auch für Kinder unter drei Jahren: "Der Impfstoff ist an ihnen noch überhaupt nicht getestet, deshalb ist das Risiko einfach zu groß, ihn jetzt bedenkenlos einzusetzen."
Kinder hätten ein Immunsystem, das zu Überreaktionen neige. Genau die aber könnten durch Wirkverstärker ausgelöst werden. Zusätzlich sei dem GSK-Impfstoff auch noch ein quecksilberhaltiger Konservierungsstoff beigefügt. "Das Zeug hat man aus heutigen Impfstoffen für Kleinkinder bewusst herausgehalten", so Hartmann.
Austro-Impfstoff durch mehr Viren ohne Adjuvanzien
In der EU sind drei Impfstoffe gegen die Schweinegrippe oder Neue Grippe (H1N1) zugelassen: Focetria, Pandemrix und Celvapan, den Österreich bestellt hat. Focetria und Pandemrix enthalten verstärkende Zusatzstoffe, sogenannte Adjuvanzien. Allerdings kommt Celvapan nur deshalb ohne die umstrittenen Verstärker aus, weil es eine größere Konzentration an inaktivierten Neue-Grippe-Viren enthält als die beiden anderen Impfstoffe.
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