Lästige Blutsauger

Nach Hochwasser droht unangenehme Gelsenplage

Wissenschaft
19.05.2014 11:13
Eigentlich gab es heuer bislang ungewöhnlich wenige Gelsen. Doch das könnte sich durch die aktuellen Niederschläge und Überschwemmungen rasch ändern, denn in etwa zwei Wochen würden in den entstandenen Tümpeln massenhaft "Überschwemmungsgelsen" heranwachsen, warnt Gelsen-Experte Peter Hufnagl von der Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit (AGES) in Wien.

Als "Überschwemmungsgelsen" bezeichnet man jene Arten, die ihre Brut in Hochwassergebieten auslegen, wo die Gelege lange Zeit auf Wasser warten können. Nach Überschwemmungen entwickeln sich dann "explosionsartig" ausgewachsene Gelsen. Das könnte nun in jenen Gegenden passieren, wo Gebiete unter Wasser stehen. "Beseitigt man diese Wasserflächen aber innerhalb von zwei Wochen, kann man die Gelsenplage relativ gut reduzieren", sagte er.

Bislang Gelsen nur vereinzelt gesichtet
Von den normalerweise viel häufigeren, sogenannten "Haus-Gelsen" wie der Gemeinen Stechmücke blieb man in Österreich heuer bisher weitgehend verschont, berichtet Hufnagl, der am Institut für klinische Mikrobiologie und Hygiene der AGES forscht. Sie schwirrten wegen der niedrigen Temperaturen erst vereinzelte in Oberösterreich, Niederösterreich und Wien herum, so der Wissenschaftler.

Um das Vorkommen der Insekten zu beobachten, sammeln die Forscher der AGES jährlich Tausende Gelsen an verschiedenen Standorten, etwa entlang der Donau, March, Mur und Drau sowie am Neusiedler See und den Seen Westösterreichs. Sie fangen sie mit Fallen, bei denen CO2 oder andere Lockstoffe die Gelsen anziehen und ein Ventilator sie in ein Netz saugt, oder händisch, erklärt Hufnagl. Dann werden die Stechmücken klassifiziert und mit molekularbiologischen Methoden nach Krankheitserregen von Mensch und Tier untersucht.

West-Nil-Virus erreicht auch Österreich
Im Zuge dieses österreichweiten "Gelsenmonitorings" habe man das West-Nil-Virus, einen Krankheitserreger, der bis vor Kurzem nur in Afrika, Teilen Asiens und Südeuropa vorkam, vereinzelt auch schon in Österreich nachgewiesen, so Hufnagl. Das Programm wurde 2011 unter anderem deshalb gestartet, weil davor immer wieder verendete Vögeln mit dem Virus gefunden wurden, erklärt er.

Noch im selben Jahr fand man das West-Nil-Virus bei einer Gemeinen Stechmücke in Niederösterreich und 2012 in Burgenland beim Neusiedlersee, berichtete die AGES. Die Gefahr, in Österreich mit dem West-Nil-Virus angesteckt zu werden, sei zwar immer noch sehr gering, doch eine weitere Ausbreitung des Erregers wäre möglich.

Eine Infektion beim Menschen verläuft in den meisten Fällen (80 Prozent) ohne Krankheitszeichen, der Rest der Betroffenen leidet an grippeähnlichen Symptome wie Schwindel, Erbrechen und Lymphknotenschwellungen. Selten (bei weniger als einem Prozent) können Hirn und Hirnhaut entzündet sein, solche Fälle verlaufen manchmal tödlich, wie 2013 bei 25 Menschen in Serbien.

Neue invasive Arten teilweise auch tagaktiv
Es gibt in Österreich aber nicht nur neue Erreger in einheimischen Gelsen, sondern man habe auch bisher hier nicht vorkommende Stechmücken gefunden, etwa den "Japanischen Felstümpel Moskito", der sich bereits im Südosten des Landes etabliert hat, und die "Asiatische Tigermücke", so Hufnagl. "Die neuen, invasiven Gelsenarten sind teilweise tagaktiv und werden unsere einheimischen, abend- und nachtaktiven Arten in unangenehmer Weise ergänzen", meint er.

Eingeschleppt werden sie etwa als Larven auf Transportwegen mit Pflanzen und in alten Reifen oder durch den weltweiten Tourismus als erwachsene Stechmücken in Autos, Bussen und Zügen, erklärt Hufnagl. Durch die wegen der Klimaentwicklung milderen Winter könnten auch wärmeliebende Arten aus dem Süden hierzulande überleben.

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