Student (18) tot

Venezuela: Panzerwagen überfährt Demonstranten

Ausland
04.05.2017 10:40

Im linkspopulistisch regierten Venezuela brodelt es gewaltig: Bei den Protesten gegen Staatschef Nicolas Maduro ist jetzt ein 18-jähriger Demonstrant ums Leben gekommen - der mittlerweile 32. Protest-Tote seit Anfang April. Mehrere Menschen wurden zudem von Panzerwagen überfahren und teils schwer verletzt. Ungewiss ist indessen das Schicksal des inhaftierten Oppositionsführers Leopoldo Lopez. Sein Gesundheitszustand ist angeblich sehr schlecht, doch weiß nicht einmal seine Ehefrau, die frühere Kitesurf-Landesmeisterin Lilian Tintori, wo der 46-Jährige derzeit inhaftiert ist.

Wie die Staatsanwaltschaft mitteilte, starb der 18-Jährige Demonstrant bei Zusammenstößen mit Sicherheitskräften im Osten der Hauptstadt Caracas. Wie der Bürgermeister der Stadtbezirks Baruta, Gerardo Bylde, mitteilte, starb der junge Mann an einer schweren Nackenverletzung und Herzversagen. Die Zahl der Toten seit Beginn der Protestwelle gegen Maduro Anfang April stieg damit auf 32.

In Caracas hatten sich am Mittwoch erneut Tausende Gegner des Staatschefs zu einem "Mega-Protest" versammelt, um gegen die von Maduro angestrebte neue Verfassung zu demonstrieren. Als die Demonstranten in die Innenstadt ziehen wollten, wo Maduro gerade eine Rede vor Tausenden Anhängern hielt, wurden sie von der Polizei gestoppt.

Nationalgarde überfährt Demonstranten
Die Polizei setzte Tränengas, Wasserwerfer und Gummigeschosse ein. Mehrere Demonstranten wurden von Fahrzeugen der Nationalgarde, darunter ein in Brand gesteckter Panzerwagen, überfahren.

Demonstranten warfen Brandsätze und Steine und zündeten Barrikaden an. Bei den Zusammenstößen geriet mindestens ein Demonstrant in Brand, wie Korrespondenten der Nachrichtenagentur AFP berichteten. Viele weitere Menschen wurden demnach verletzt, unter ihnen auch zwei Abgeordnete der Opposition.

Gewaltsame Proteste gegen Maduro seit Anfang April
In Venezuela gehen seit Anfang April Tag für Tag Demonstranten - Unterstützer und Gegner der Regierung - auf die Straßen und liefern sich gewaltsame Auseinandersetzungen mit den Sicherheitskräften.

Die Opposition kämpft für vorgezogene Parlamentswahlen und eine Volksabstimmung über die Absetzung des Staatschefs, dessen Mandat regulär im Jänner 2019 endet. Die Regierungsgegner machen Maduro vor allem für die schwere Wirtschaftskrise in dem ölreichen südamerikanischen Land verantwortlich.

Sorge um inhaftierten Oppositionsführer Lopez
Rätselraten herrscht um den inhaftierten Oppositionsführer Leopoldo Lopez: Er soll sich seit Ausbruch der Unruhen in Isolationshaft befinden. Nach zahlreichen Gerüchten um einen dramatisch verschlechterten Gesundheitszustand begab sich seine Frau Lilian Tintori zu einem Militärkrankenhaus, in das er angeblich eingeliefert worden sei.

Tintori teilte allerdings wenig später mit, ihr sei gesagt worden, Lopez sei nicht in dem Spital. "Wir wollen die Wahrheit wissen", sagte die Mutter von zwei Kindern. Sie forderte nach Wochen der Ungewissheit ein Lebenszeichen und Klarheit. Der Vizechef der regierenden Sozialisten, Diosdado Cabello, sagte: "Sie haben Leopoldo nichts getan, sie erfinden eine Show." Er vermutet dahinter Versuche, in der aufgeheizten Situation die Anhänger der Opposition zusätzlich anzustacheln.

Der Chef der Partei Voluntad Popular ("Volkswille") verbüßt wegen angeblicher Anstachelung zur Gewalt bei regierungskritischen Protesten eine fast 14-jährige Haftstrafe - 2014 waren insgesamt 43 Menschen bei Protesten gegen Maduro gestorben. Das Urteil wurde scharf kritisiert. Sein Frau kämpft weltweit für seine Freilassung, bis zu Papst Franziskus. Die frühere Kitesurf-Meisterin Venezuelas ist eines der Gesichter der Protestbewegung.

Im Februar hatte sich US-Präsident Donald Trump mit Tintori getroffen und die Freilassung gefordert. Am nächsten Tag bestätigte der Oberste Gerichtshof in Caracas die lange Haftstrafe für den Oppositionspolitiker.

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