Ziemlich (schw)edel

Volvo S90: Details über das Luxus-Wikingerschiff

Motor
06.12.2015 16:08
Mit dem Gardemaß von fast fünf Metern, außergewöhnlichem Design und diversen technischen Finessen meldet sich Volvo in der oberen Mittelklasse zurück. Der Einstiegspreis in die Edel-Limousine S90 soll unter dem des Vorgängers liegen.
(Bild: kmm)

Wenn ein treuer Volvo-Kunde bei seinem Händler nach einer großen Limousine fragte, erntete er in den letzten Jahren nur Schulterzucken. Sicher, da gab es doch eine gefühlte Ewigkeit lang das Mauerblümchen S80. Der allerdings war in die Jahre gekommen, stammte von einem Ford Mondeo ab und machte bei allen technischen Qualitäten nicht wirklich etwas her. Kein ernstzunehmender Rivale also für einen BMW 5er, eine E-Klasse von Mercedes oder einen A6 von Audi. Dem Volvo-Fan, der heute mit dem gleichen Ansinnen ins Autohaus kommt, kann geholfen werden: Der Volvo S90 ist in Sicht, endlich wieder ein richtiges elegantes Dickschiff aus Schwedenstahl, das mit 4,96 Meter sogar das deutsche Erfolgstrio überragt.

Volvo-Präsident Håkan Samuelsson genoss sichtlich seine Rolle als Geburtshelfer bei der Weltpremiere in Göteborg. Der 54-jährige sprach von milliardenschweren Investitionen in den letzten fünf Jahren, mit denen die Marke Volvo wiederbelebt wurde und sagte: "Damit haben wir ihr die Rolle verschafft, die ihr gebührt." Als Beispiel für den Anspruch, wieder im Konzert der Premiummarken mitspielen zu können, nannte er die Fülle an Assistenzsystemen. Samuelsson: "Bei der Hinführung zum autonomen Fahren nimmt der S90 eine führende Stellung im Markt ein." Ein Satz, den seine süddeutschen Kollegen sicher so nicht stehen lassen wollen.

Thors Hammer leuchtet
Zunächst aber überrascht der selbstbewusste Auftritt, die schiere Größe. Im Vergleich zum S80 wuchsen Radstand und Länge um gut 15 Zentimeter. Der deutsche Chefdesigner Thomas Ingenlath durfte auf einem sprichwörtlichen weißen Blatt Papier loszeichnen, musste sich nur an die großzügigen Vorgaben der neuen Volvo-Architektur mit Namen SPA halten. "Wir wollten etwas grundlegend Neues in dieses eher konservative Segment bringen." Der breit gezogene Kühlergrill mit seinen 34 nach innen gewölbten Streben tauchte erstmals 2013 bei der Studie eines Volvo-Coupés auf, wurde ebenso exakt übernommen wie die Gestaltung der LED-Tagfahrlichter in Form eines liegenden Hammers. Die Seitenpartie trägt nur eine durchgehende Linie, ist ansonsten so glatt wie die Haut eines Delphins. "Wir haben uns dabei an den Seitenwänden einer Luxusjacht orientiert", erklärt Ingenlath. "Je teurer, desto glatter".

Im Widerspruch zur eleganten Schlichtheit steht jedoch das Heck, das zur Hälfte von den Rückleuchten umrahmt wird. Es trägt je nach Blickwinkel verwirrende Konturen und Falze. "Die Rückansichten der heutigen Premiummarken sind verwechselbar geworden. Beim Volvo S90 muss man nicht raten, welches Modell da vor einem herfährt", sagt der Chefkreative.

Daraus spricht das neue Selbstbewusstsein der schwedischen Marke, das sich bei der Gestaltung des Innenraums fortsetzt. "Wir haben ein neues Niveau erreicht, ein luxuriöses Umfeld mit einem Maximum an Komfort und Kontrolle", summiert Thomas Ingenlath. Auf Kunststoff wurde nahezu völlig verzichtet, dafür Leder, Echtholz, Chrom und Applikationen aus Aluminium oder Carbon so weit das Auge reicht. Alles ist rund um die zentrale Bedieneinheit im Zentrum angeordnet, deren Besonderheit der senkrecht stehende Monitor für das Navigationssystem ist.

Typisch schwedische Assistenzsysteme
Wenn es um die Technik geht, kommt ein weiterer Spitzenmanager mit deutschem Pass ins Spiel. "Mit dem Volvo S90 machen wir bei der Fahrdynamik, der Performance und der Fahrkultur einen großen Schritt vorwärts. Wir haben das Volvo-Fahrerlebnis von Grund auf neu gestaltet", sagt Entwicklungschef Peter Mertens. Er verweist auf ein Fahrwerk, das "zu den Klassenbesten gehört", auf die "perfekte Mischung aus Komfort und Sportlichkeit" und auf das breite Angebot an Assistenzsystemen, die einen weiteren Schritt auf dem Weg zum autonomen Fahren darstellen. So hält der weiterentwickelte "Pilot Assist" den S90 mit dezenten Lenkeingriffen bis 130 km/h in der Spur, ohne sich dabei an einem vorausfahrenden Auto orientieren zu müssen.

Zudem haben die Schweden das System Volvo City Safety um eine neue Funktion erweitert: Der S90 erkennt bei Tag und Nacht große Tiere wie Elche, Rentiere, Pferde oder Kühe und reduziert die Gefahr von Kollisionen durch Warnanzeigen und Bremseingriffe oder verhindert einen Aufprall ganz. Ein wichtiges Thema vor allem in Skandinavien. Immer noch kommen jedes Jahr viele Insassen durch Begegnungen mit plötzlich auftauchenden Elchen zu Schaden.

Nur vier Zylinder, aber bis zu 407 PS
Unter der Haube baut Volvo wie schon beim XC90 auf Bescheidenheit, zumindest was Hubraum und Zylinderzahl betrifft. Die neue Strategie, nur einen Grundmotor mit verschiedenen Leistungsstufen (von 190 PS bis 320 PS) anzubieten, gilt auch für das Flaggschiff. Der Zweiliter-Vierzylinder als Diesel oder Benziner liefert neben guten Fahrleistungen auch recht niedrige Verbräuche, braucht weniger Platz im Motorraum und hat Gewichtsvorteile. Spitzenmodell wird wie auch im SUV der Hybrid mit Plug-in-Technik. Das Duo aus Benziner und Elektromotor, die jeweils eine Achse bedienen, leistet gemeinsam 407 PS und hat eine rein elektrische Reichweite von gut 50 Kilometer. Die Batterie kann an der Steckdose aufgeladen werden.

Der S90 kommt im Sommer auch zu uns. Die genauen Preise sind noch nicht bekannt, sollen aber bei nicht viel mehr als 40.000 Euro starten. Damit wäre der Einstieg in die neue Volvo-Luxuswelt sogar günstiger zu haben als beim Ruheständler S80.

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(Bild: kmm)



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