Die Krimiautorin Doris Gercke ist tot. Die Erfinderin der einstigen ZDF-Ermittlerin „Bella Block“ starb im Alter von 88 Jahren am 25. Juli in Hamburg, wie der Argument Verlag mit Sitz in der Hansestadt am Montagabend unter Berufung auf die Familie mitteilte.
Die 1937 in Greifswald geborene Gercke hatte auf Umwegen literarische Karriere gemacht. Nach einer Verwaltungslehre und Jahren als Hausfrau und Mutter legte sie mit 40 Jahren ein Begabtenabitur ab und studierte Jura. Gleich ihr erster Roman „Weinschröter, du musst hängen“ wurde 1988 ein Riesenerfolg und 1993 mit Hannelore Hoger als Bella Block für das Fernsehen verfilmt. Hoger, die im Dezember 2024 starb, verkörperte die unkonventionelle Kommissarin bis zum Ende der ZDF-Reihe 2018.
Die oft streitbare Gercke verkaufte später die Rechte an der Ermittler-Figur der Filmreihe, blieb jedoch mit der Darstellerin Hoger befreundet. In ihrem Debüt-Buch schilderte die Autorin eine Atmosphäre von Trostlosigkeit, alltäglicher Gewalt und Sexismus.
Gercke war auch politisch engagiert
Die unterhaltsamen Mittel des Kriminalromans dienten ihr auch in weiteren Bänden zu dichten, teilweise ironisch gebrochenen Milieuschilderungen – etwa in den Block-Fällen „Moskau, meine Liebe“ (1989), „Kinderkorn“ (1991), „Schweigen oder Sterben“ (2007) und „Zwischen Nacht und Tag“ (2012). Ursprünglich ließ sie sich nach eigenen Angaben dabei von Romanen Raymond Chandlers und des schwedischen Autorenpaars Maj Sjöwall und Per Wahlöö inspirieren.
Ich bin bei der unteren Schicht, aus der ich ja komme, und bei den Frauen.
Doris Gercke anlässlich eines Interviews zu ihrem 80er
Gercke schrieb außerdem – zunächst unter dem Pseudonym Marie-Jo Morell – Milena-Prohaska-Krimis („Wo es weh tut“, 2016) um eine vorgeblich emanzipierte Antiheldin auf Selbstsuche. Auch Kinder- und Jugendbücher sowie Lyrik gehören zum Werk der Schriftstellerin.
Viele Jahre fühlte sich Gercke mit der Frauen- und der Friedensbewegung sowie dem Kampf gegen den Neofaschismus verbunden. Als junge Frau war sie der DKP beigetreten. Regelmäßig nahm sie an Ostermärschen und Demonstrationen teil. „Ich bin bei der unteren Schicht, aus der ich ja komme, und bei den Frauen“, hatte Gercke zu ihrem 80. Geburtstag im dpa-Interview gesagt.
Willkommen in unserer Community! Eingehende Beiträge werden geprüft und anschließend veröffentlicht. Bitte achten Sie auf Einhaltung unserer Netiquette und AGB. Für ausführliche Diskussionen steht Ihnen ebenso das krone.at-Forum zur Verfügung. Hier können Sie das Community-Team via unserer Melde- und Abhilfestelle kontaktieren.
User-Beiträge geben nicht notwendigerweise die Meinung des Betreibers/der Redaktion bzw. von Krone Multimedia (KMM) wieder. In diesem Sinne distanziert sich die Redaktion/der Betreiber von den Inhalten in diesem Diskussionsforum. KMM behält sich insbesondere vor, gegen geltendes Recht verstoßende, den guten Sitten oder der Netiquette widersprechende bzw. dem Ansehen von KMM zuwiderlaufende Beiträge zu löschen, diesbezüglichen Schadenersatz gegenüber dem betreffenden User geltend zu machen, die Nutzer-Daten zu Zwecken der Rechtsverfolgung zu verwenden und strafrechtlich relevante Beiträge zur Anzeige zu bringen (siehe auch AGB). Hier können Sie das Community-Team via unserer Melde- und Abhilfestelle kontaktieren.