Krieg gegen den Iran

Trump spricht plötzlich von einem Regimewechsel

Außenpolitik
23.06.2025 06:38

Die USA hatten angekündigt, dass es bei ihrem Kriegseintritt im Nahen Osten ausschließlich um die Vernichtung des iranischen Nuklearprogramms gehen würde. US-Präsident Donald Trump widerspricht dieser Version nun erstmals. Der Republikaner kokettiert mit einem Machtwechsel in Teheran.

„Es ist nicht politisch korrekt, den Begriff ,Regime Change‘ zu verwenden“, schrieb der Republikaner auf Truth Social. „Aber wenn die derzeitige iranische Führung nicht in der Lage ist, den Iran wieder großartig zu machen, warum sollte es dann nicht einen Regimewechsel geben??? MIGA!!!“

Mit dem Kürzel aus vier Buchstaben spielte Trump auf seinen Slogan „Make America Great Again“ („MAGA“) an – hier bezogen auf den Iran. Die USA rechtfertigen ihre Angriffe auf die iranischen Atomanlagen mit der Gefahr einer nuklearen Bewaffnung Teherans. US-Außenminister Marco Rubio hatte in einem Interview des Senders CBS erneut betont, die Angriffe hätten nicht das Ziel gehabt, die iranische Führung zu stürzen. Ähnlich hatten sich Verteidigungsminister Pete Hegseth und Vizepräsident JD Vance geäußert.

Die US-Streitkräfte hatten im Iran mit bunkerbrechenden Bomben die tief in einem Berg gelegene Uran-Anreicherungsanlage Fordo und die Atomanlage in Natans attackiert. Zudem wurden nach Angaben des US-Militärs die Atomanlagen in Isfahan von einem U-Boot mit Marschflugkörpern beschossen. Die USA hätten der stark gesicherten Anlage Fordo „sehr schweren Schaden“ zugefügt, sagte Israels Regierungschef Benjamin Netanjahu laut der „Times of Israel„. Einzelheiten zum genauen Ausmaß der Schäden nannte er jedoch nicht.

Sind Atomanlagen wirklich zerstört?
Wie groß die erzielten Schäden an den Atomanlagen seien, werde geprüft, betonte US-Generalstabschef Dan Caine. Der oberste Militär der USA widersprach damit indirekt Präsident Donald Trump, der kurz nach den Angriffen von einer völligen Zerstörung gesprochen hatte.

Auf seiner Plattform Truth Social verteidigte Trump seine Wortwahl. Wie Satellitenbilder zeigten, seien alle Atomanlagen im Iran „monumental“ beschädigt worden. Die Formulierung der vollständigen Zerstörung sei zutreffend, behauptete Trump.

„Zu diesem Zeitpunkt ist niemand – auch nicht die IAEA – in der Lage, unterirdische Schäden an Fordo zu bewerten“, sagte dagegen der Chef der Internationalen Atomenergieagentur IAEA, Rafael Grossi, bei einer Dringlichkeitssitzung des UN-Sicherheitsrats. An der Anlage seien Krater zu sehen. In Isfahan seien anscheinend Tunneleingänge, die zur Lagerung von angereichertem Material benutzt worden seien, getroffen worden. In Natans sei eine Kraftstoffanreicherungsanlage getroffen worden. Laut dem Iran gebe es außerhalb der drei Anlagen keinerlei Strahlungsanstieg, berichtete Grossi.

Wird der Iran Vergeltung üben?
Der Iran drohte den USA mit Konsequenzen. Zu möglichen Gegenschlägen des Irans könnten weitere Luftangriffe auf Israel, Attacken auf US-Truppen im Nahen Osten, Terroranschläge in den USA sowie eine Schließung der Schifffahrtsstraße von Hormus gehören. US-Außenminister Rubio warnte Teheran davor, die für Öltransporte aus dem Persischen Golf wichtige Seeroute zu blockieren. Zugleich gab sich Washington aber weiter gesprächsbereit gegenüber der Führung in Teheran.

Krater bei der Anlage in Fordo
Krater bei der Anlage in Fordo(Bild: AFP/-, Krone KREATIV)

Ob der Iran Vergeltung üben wird, bleibt abzuwarten. Fraglich ist jedoch, ob die Islamische Republik nach den massiven Raketenangriffen auf Israel und der Zerstörungen vieler seiner Abschussrampen und Raketenlager durch die israelische Luftwaffe überhaupt noch zu größeren Angriffen in der Lage ist. „Aber wir wissen, dass der Iran über andere Fähigkeiten verfügt“, zitierte das „Wall Street Journal“ Michael Singh vom Washington Institute for Near East Policy. Dazu gehörten die Cyberkriegsführung und verbündete Terrorgruppen.

Das US-Außenministerium rief amerikanische Staatsbürger denn auch weltweit zu besonderer Vorsicht auf. Es bestehe sowohl im Inland als auch im Ausland ein erhöhtes Risiko, heißt es auf der Website der Behörde. Reisende wurden aufgefordert, sich vor Auslandsaufenthalten über aktuelle Reisehinweise und mögliche Sicherheitswarnungen zu informieren.

Kritik aus Nordkorea
Irans Verbündete in Moskau und Peking haben sich bis jetzt nicht konkret zum US-Schlag geäußert, sie schickten lediglich Nordkorea vor, um den Kriegseintritt „aufs Schärfste“ zu verurteilen. Die US-Angriffe stellten „einen schweren Verstoß gegen die UNO-Charta und die Achtung der Souveränität dar“, zitierte die staatliche nordkoreanische Nachrichtenagentur KCNA am Montag einen Sprecher des nordkoreanischen Außenministeriums.

Irans Außenminister Abbas Araqchi will nach eigenen Aussagen am Montag in Moskau zu Gesprächen mit Kremlchef Wladimir Putin zusammenkommen. Moskau und Teheran hatten in diesem Jahr eine strategische Partnerschaft beschlossen. Sie enthält aber keine Klausel über einen militärischen Beistand.

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