„Heikle Wirkung“
Schweizer Amt hielt brisante E-Auto-Studie zurück
Eine Studie im Auftrag des Schweizer Bundesamts für Energie (BFE) kommt zu einem klaren Ergebnis: In rund 90 Prozent der Fälle ist der Umstieg vom Verbrenner auf ein Elektroauto aus Klimasicht sinnvoll. Doch statt die Ergebnisse zu veröffentlichen, entschied sich das Amt zunächst dafür, sie unter Verschluss zu halten. Erst auf Druck von Journalistinnen und Journalisten wurde die Studie jetzt öffentlich gemacht.
Wie das Schweizer Onlinemagazin „Republik“ und das Recherchekollektiv „WAV“ berichten, wurde die Untersuchung vom renommierten Zürcher Forschungsbüro Infras durchgeführt.
Sie kommt zu dem Schluss: „Hochgerechnet auf die gesamte Schweizer Personenwagenflotte würde sich aus Klimasicht bei rund 90 Prozent der Verbrenner der Ersatz durch ein Elektroauto der gleichen Fahrzeugklasse lohnen.“ Nur in wenigen Fällen – etwa bei sehr wenig genutzten oder bereits sehr effizienten Fahrzeugen – sei der Nutzen unklar.
Studie gibt sehr klare Antwort
Diese Ergebnisse lagen dem BFE laut eigenen Angaben bereits im Herbst 2024 vor, wie das Amt dem „Spiegel“ auf Anfrage bestätigte. Eine Veröffentlichung unterblieb jedoch. Die Begründung: Die Fragestellung habe sich während der Projektlaufzeit verändert. Zudem seien die getroffenen Annahmen „vage und deshalb schwierig nachzuvollziehen“, zitierte das BFE gegenüber dem „Spiegel“.
Laut Republik und WAV sei das jedoch eine Schutzbehauptung. Die Studie gebe sehr wohl eine klare Antwort – zugunsten des E-Autos. Auch die zwischenzeitliche technische Weiterentwicklung von Elektrofahrzeugen stütze das Studienergebnis zusätzlich.
Forschungsergebnisse erst nach Druck veröffentlicht
E-Mails, die die Redaktionen mit Verweis auf das Öffentlichkeitsgesetz einforderten, deuten auf andere Motive hin: Eine Mitarbeiterin des Amts schrieb laut Republik, die Studie könne als „elitär“ empfunden werden – etwa nach dem Motto: „Schafft eure alten Autos ab und kauft neue E-Autos“. Ein Projektverantwortlicher nannte das Thema in einer Mail „möglicherweise heikel“.
Häufig wird argumentiert, dass es besser sei, einen bestehenden Verbrenner weiterzubetreiben, statt ihn durch ein Elektroauto zu ersetzen. Dies wird oft damit begründet, dass das bestehende Fahrzeug bereits gebaut ist und somit die Herstellungsemissionen des Elektroautos eingespart werden können. Diese Behauptung ist aus Klimasicht meistens falsch.
Aus der Schlussfolgerung der Studie der Energie Schweiz
Nach der Veröffentlichung des Artikels stellten die Journalistinnen und Journalisten die komplette Studie online. Daraufhin entschied sich auch das BFE, das Papier öffentlich zugänglich zu machen. Auf seiner Website ist der Bericht nun für alle einsehbar.
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