Litomyšl: In Friedrich Smetanas Geburtsort in Tschechien bespielt das jährliche Musikfestival dank neuer Bühne wieder den prächtigen Arkadenhof des Renaissanceschlosses.
„Smetana muss hier sein“, sagt Jakub Hrůša. Soeben hat der weltweit gefragte Dirigent das „Smetana Festival“ im ostböhmischen Litomyšl eröffnet – zugleich den „Neuen Saal“ eingeweiht. So wird die beeindruckende neue Bühnenkonstruktion genannt, die den Innenhof des Schlosses von Litomyšl für ein paar Wochen wieder zur Bühne und zum Konzertsaal macht. Wetterfest dank 60 Tonnen schweren Dachs, das sich auch lautlos öffnen lässt, um in den Sternenhimmel zu schauen.
Oder auch, damit eine entzückte Amsel sich mit dem zauberzarten Geigenton von Vilde Frang duettieren kann, die zur Eröffnung als Solistin in Beethovens Violinkonzert himmlisch und souverän aufspielte. Jakub Hrůša und die festlich gestimmte Tschechische Philharmonie waren ihr die idealen Partner. Gurrende Tauben turtelten danach zu Prokofieffs „Romeo und Julia“-Musik.
Der Sohn des Braumeisters wurde Nationalkomponist
Auch das passte bestens dazu, wurde das Ballett doch 1938im 90 Autokilometer entfernten Brünn uraufgeführt. Und Smetana? Der ebnete zu Beginn mit seinem „Marsch für das Shakespeare-Fest“ den Weg. „Nicht sein bestes Stück“, so Hrůša, aber natürlich für den Ort perfekt. Denn wenige Meter vom Arkadenhof entfernt erblickte Friedrich Smetana, Tschechiens großer Nationalkomponist, 1824 das Licht der Welt.
Sein Vater braute das Bier für die Waldsteins. Die hatten das Schloss 1758 den Trauttmansdorffs abgekauft, die es von den Pernsteins übernommen hatten. Vratislav von Pernstein, der in Wien gemeinsam mit dem späteren Kaiser Maximilian II. erzogen wurde, ließ es 1568-1581errichten. Angeblich um seiner Frau, einer Spanierin, ein Stück Süden nach Böhmen zu holen. Es zählt zu den prächtigsten Renaissancebauten des Landes und wurde1999 zum Weltkulturerbe erklärt.
Seit 1946 werden hier Smetanas Werke und die tschechische Musik insgesamt gepflegt. Vor allem open air im Schlosshof. Gerade zu Smetanas 200. Geburtstag im Vorjahr, wo der Kraftakt gelang, alle seine acht Opern aufzuführen, stand der Hof allerdings wegen Renovierung nicht zur Verfügung.
Honeggers „Le roi David“ als ergreifende Rarität
Für die heurige Saison (bis 6. 7.) konnte man innerhalb eines knappen Jahres den „Neuen Saal“ entwickeln und errichten. Sängerstars wie Gerald Finley und Corinne Winters, Pianist Pierre-Laurent Aimard werden gastieren, Václav Luks, der zukünftig mit seinem Collegium 1704 für Alte-Musik-Klänge sorgen soll, gastiert mit Mozarts „Figaro“,weiters spielt man Puccinis „Manon Lescaut“ und Rares wie Fibichs „Šárka“.
Seltenes begeisterte auch am zweiten Abend: König David schlug in Arthur Honeggers gleichnamigem Oratorium ganz exzellent die Harfe. Lukáš Vasilek leitete dabei seinen bald auf der Bregenzer Festspielbühne stehenden Philharmonischen Chor Prag.
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