Mit „Nie da“ gelang MAJAN 2019 der Durchbruch. Es folgten Kollabos mit Szenegrößen und sein Debütalbum „Skits“. Nach einer kreativen Pause kehrt er nun mit „Wenn nichts von nichts kommt, woher komme ich dann?“ zurück – Sitcom inklusive. Wir sprachen mit dem Ausnahmetalent über Funkstille, Tourpläne und was es mit dem Titel seines neuen Albums auf sich hat ...
Vom Jazz-Schlagzeuger zum gefeierten Solokünstler: Marian Heim alias MAJAN gelang 2019 mit „Nie da“ der Durchbruch – seither ist er aus der deutschen Hip-Hop-Szene nicht mehr wegzudenken. Seine Texte sind ehrlich, lebensnah – manchmal auch angenehm wirr. Nach einer bewussten kreativen Auszeit meldet sich der 25-jährige Rapper aus Schorndorf nun mit seinem zweiten Album zurück: „Wenn nichts von nichts kommt, woher komme ich dann?“.
Die neue Platte erschien am 30. Mai – begleitet von einer selbst produzierten Sitcom, in der MAJAN seine Songs visuell und erzählerisch erweitert. Auch eine Tour folgt im Spätsommer, im Zuge dessen er auch in Wien haltmachen wird. Musikalisch bewegt sich das Album zwischen ruhigen Tönen mit echten Instrumenten und lauten, wilden Passagen mit organischem Sound – immer wieder durchzogen von einem Hauch Verspieltheit. Auch spannende Features, etwa mit Reggae-Rapper Trettmann, finden sich darauf.
Persönliche Selbsttherapie
Eigentlich zeigt sich das Ausnahmetalent diesmal auch so offen wie nie: In einem Gespräch mit einem deutschen Medium sprach er vor Kurzem über seine ADHS-Diagnose – und auch in seiner neuen Musik lässt er tief blicken. Wir haben uns die Tracks angehört und ihn im Interview gefragt, wie er selbst das Album beschreiben würde. „Es ist ein tiefes, nachdenkliches Album – aber gleichzeitig auch sehr warm. Ich erzähle viel über das Erwachsenwerden, über Unsicherheiten und innere Konflikte, die viele Menschen in sich tragen.“
Ob er genau deshalb eine kreative Auszeit brauchte, um all das verarbeiten zu können? „Ich wollte mir für das neue Album mehr Zeit nehmen. Nicht immer nur phasenweise daran arbeiten, sondern tiefer eintauchen. Ich habe in der Zeit viel reflektiert und dabei auch einiges über mich gelernt. Meine Musik ist sehr persönlich, ich verarbeite viel darin. Es war ein bisschen wie eine Selbsttherapie.“
Das spürt man schon im Titel: „Wenn nichts von nichts kommt, woher komme ich dann?“ – ein Satz, der nachklingt, neugierig macht und ein wenig rätselhaft bleibt. Man fragt sich automatisch, wie er denn auf diesen komplizierten, fast schon philosophischen Titel kommt? „Das war ursprünglich eine Zeile aus einem Song. Den Song habe ich verworfen, aber diese Zeile ist geblieben.“
Eine Antwort, die nicht überrascht – denn der Titel klingt tatsächlich wie ein nicht fertiger Song, zugleich aber auch wie ein poetisches Statement. „Da steckt viel drin: die Frage nach Herkunft, Identität, Leistung. „Ich struggle oft mit dem Gedanken: Reicht das, was ich mache? Bin ich genug? Genau das spiegelt sich auch in den Liedern wider.“
Druck und Selbstzweifel
Ein zentrales Thema des Albums ist auch der Druck, der viele Künstler nach ersten Erfolgen einholt – und die damit verbundenen Selbstzweifel. Auch MAJAN war sich der Schattenseiten der Musikindustrie von Anfang an bewusst. Er hat stets versucht, dem Vergleichsdruck und der ständigen Bewertung zu entkommen – mal mit mehr, mal mit weniger Erfolg.
„Es ist ein großer Kampf, das irgendwie auszublenden. Vor allem, wenn man anfällig ist für Selbstzweifel“, sagt er. „Ich glaube, man muss sich im Klaren darüber sein, dass man nicht nur der Mensch ist, der in der Musik sichtbar wird. Es gibt viele andere Seiten an einem, die genauso wichtig sind – und die es genauso verdient haben, geliebt zu werden.“
Klingt nach viel Erzählstoff – und genau deshalb hat der „Nie Da“-Interpret sein neues Album auch visuell erweitert: Parallel zur Musik produzierte er eine eigene Sitcom, in der jede Single von einer eigenen Episode begleitet wird. „Ich wollte einfach visuell eine Erzählung geben – ganz ohne Vorlage. Ich dachte, nur so kann man den ‘MAJAN-Kosmos‘ wirklich verstehen“, erklärt er.
Die Kurzfilme dauern jeweils zwischen fünf und zehn Minuten, erzählen kleine Geschichten, die teilweise humorvoll und einfach authentisch sind – bevor sie schließlich in den jeweiligen Song übergehen. „Ich spiele mich selbst – umgeben von einer absurden Welt. Ein bisschen wie die ,Truman Show‘“, so der Rapper. Auch prominente Musiker wie Trettmann, Kelvyn Colt oder Mark Forster sind in den Episoden zu sehen.
Besonders die Zusammenarbeit mit Trettmann bedeutet MAJAN viel: „Mit ihm den Song ‘100.000‘ zu machen, war ein großer Traum von mir. Ich höre ihn seit Jahren – er hat einfach unglaublich viel in der Musiklandschaft bewegt.“
Arena Open Air
Die längere Pause scheint Wirkung gezeigt zu haben: Auf dem Album finden sich Songs, die zum Nachdenken anregen und stilistisch vielseitiger kaum sein könnten. Etwa „Erfolg ist kein Glück“, in dem es – wie der Titel schon andeutet – um die Schattenseiten des Erfolgs geht, oder „Orbit“, einer der sanfteren, nach innen gerichteten Tracks. Das Album vereint unterschiedliche Klangwelten und zeigt einen reiferen, reflektierteren MAJAN.
Doch damit nicht genug: Im Spätsommer geht der Rapper auch auf Tour. Auftakt ist am 6. September in der Arena Wien – dem bislang größten Konzert seiner Karriere in der österreichischen Hauptstadt. Tickets gibts unter www.oeticket.com. Was die Fans dort erwartet? „Ein großes Feuerwerk an Musik“, verspricht er. „Ich freue mich sehr darauf, euch die verschiedenen Genres und Songtypen live zu zeigen. Wien ist eine wunderschöne Stadt – und die Stimmung ist immer mega.“
Und wenn wir ihn am Ende fragen, wo er sich in fünf Jahren sieht, bleibt der Überflieger bescheiden: „Ich habe kein konkretes Ziel. Ich will einfach so weitermachen wie bisher und Spaß haben. Dann habe ich alles richtig gemacht.“
Und das hat er auch. Denn „wenn nichts von nichts kommt, woher kommt er dann?“ - vielleicht genau von da, wo echte Musik entsteht: aus Gefühl, Erfahrung und Ehrlichkeit.
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