Sie ist der virale Überflieger auf Spotify und Co.: Mit ihrem Hit „Elly From The Block“ mischt die Wiener Rap-Newcomerin Elly die Szene auf. Im „Krone“-Talk erzählt sie von ihren Anfängen in Castingshows, ihrem Durchbruch, warum Deutschland in Sachen Musik mutiger ist – und weshalb Frauen im Rap noch immer einen schweren Stand haben.
Im grauen Jogger und Hoodie empfängt uns Eleonora Vardanian in einem Wiener Studio im 3. Bezirk. Doch wer ist denn eigentlich die pfiffige 26-Jährige mit den hübschen Locken? „Ich bin Elly aus Wien und mache schon mein ganzes Leben lang Musik, ich habe im Kinderchor begonnen, war dann in der Musikschule und bin dann an diverse Wettbewerbe gestoßen.“
Richtig bekannt wurde sie durch eine besondere Show: den Eurovision Song Contest. Dort nahm sie am Österreich-Vorentscheid teil und schaffte es 2016 mit ihrer ersten Single (damals noch auf Englisch) „I’ll Be Around“ bis ins Finale. Den Platz für den großen Auftritt beim Song Contest schnappte ihr dann aber Mitstreiterin Zoë Straub weg. Heute, Jahre später, landet Elly mit ihrem neuen Cover-Hit „Elly From The Block“ einen viralen Erfolg. Gemeinsam mit dem Wiener Produzenten Florian Moro alias Flouzy und im Rahmen der Talentschmiede Rap La Rue entstand der Song, der aus Spotify und Co. kaum mehr wegzudenken ist.
Rap La Rue, wer oder was ist das eigentlich?
Das Independent-Format, das hauptsächlich auf YouTube ausgestrahlt wird, stammt aus Deutschland und bietet jungen Talenten im gesamten deutschsprachigen Raum eine Bühne. Elly gehört mittlerweile zu den stärksten Teilnehmerinnen – und steht dank ihres Songs und ihrer Vielseitigkeit als einzige Wienerin im Finale. „Der Song ist wirklich in letzter Sekunde entstanden, und viele haben mir damals abgeraten, ihn zu bringen. Das war alles total chaotisch – die Geschichte meines Lebens. Ich wusste bis zum Schluss nicht, ob das jetzt eine Katastrophe wird oder richtig gut“, erzählt die Musikerin lachend.
Dass er gut ist, wurde längst bewiesen – immerhin wurde das Lied in kürzester Zeit mehr als 500.000 Mal gestreamt. Für eine Newcomerin ist das ein echter Erfolg und zeigt, wie sehr Elly mit ihrem Sound den Nerv der Zeit trifft. „Mein roter Faden ist eigentlich Latin-Rap, weil ich ein Genre besetzen will, das hier noch niemand wirklich macht“, erklärt die Musikerin. „Klar, viele haben ein bisschen Latino-Flair in ihrer Musik, aber ich will wirklich einen durchgehenden roten Faden – mit südamerikanischen Einflüssen, besonderen Drums und Rhythmen. Das passt auch perfekt zu meinen armenischen Wurzeln: Dort gibt es ebenfalls viele Trommeln und diese typische Percussion.“
Fragt man die Rap La Rue-Teilnehmerin, wie sie ihren Stil in einem Satz beschreiben würde, kommt die Antwort wie aus der Pistole geschossen: „Latin-Rap und sauber gereimt.“
Frauen in einem männerdominierten Genre
Als das Gespräch auf das Thema Frauen im Rap kommt – immerhin muss sich Elly bei der Talentschmiede gegen viele männliche Kollegen behaupten – reagiert sie sofort lebhaft: „Ja, ja, und wie! Die Community bei Rap La Rue ist zu 90 Prozent männlich, nur 10 Prozent sind Frauen – und davon sind wahrscheinlich viele einfach die Freundinnen, die die Jungs anfeuern.“
Es sei nach wie vor eine männerdominierte Szene, erzählt sie: „Wenn eine Frau krasser ist und dabei noch einen Minirock trägt, muss sie sich doppelt beweisen. Und wenn du in einem Raum voller Männer bist und eigentlich besser bist als sie, wirst du trotzdem nicht ernst genommen – und kommst erst am Schluss zu Wort. Frauen werden einfach immer zuerst belächelt. Das ist leider so in Wien, Deutschland, überall auf der Welt.“
Das heißt: Egal, wohin man zieht – als Frau hat man es in der Musikbranche ihrer Meinung nach überall schwer. Auf die Frage, ob sie sich trotzdem vorstellen könnte, nach Deutschland zu ziehen – schließlich haben viele ihrer Wiener Musikerkollegen wie RAF Camora, Mathea oder Svaba Ortak dort längst ihre Basis -, antwortet Elly ehrlich: „Naja, Deutschland ist in Sachen Musik einfach mutiger. Österreich ist nicht so tolerant, wenn es um neue Sachen geht. Ich würde aber trotzdem niemals wegziehen – ich habe hier angefangen, und meine Familie ist hier. Auch wenn ich momentan in Deutschland aktiver bin, würde ich mir wünschen, dass ich auch in Österreich so gefeiert werde. Vielleicht überzeuge ich ja den einen oder anderen doch noch mit meinem Stil.“
Bis jetzt konnte sie sowohl im Studio als auch auf der Bühne überzeugen, denn die „Elly From The Block“-Interpretin hat bereits eine kleine Deutschland-Tour hinter sich. Der nächste große Auftritt folgt im Juli beim Frauenfeld Festival in der Schweiz, wo sie sich die Bühne mit nationalen und internationalen Musikern wie 50 Cent, Justin Timberlake, Luciano, RAF Camora, Nimo und Co teilt.
Die Wienerin mit armenischen Wurzeln hat sich schon eine beachtliche Fanbase aufgebaut – und spürt deren Energie bei ihren Shows ganz direkt. „In München war’s komplett irre“, erinnert sich Elly. „Die Leute haben die komplette Setlist mitgesungen – sogar die Adlibs. Ich bin nach der Show raus und plötzlich laufen über hundert Leute auf mich zu. Ich hab fast einen Schock bekommen!“ Doch statt Panik überwog am Ende die Freude: „Das war so ein Moment, in dem ich gemerkt hab: Okay, die fühlen das wirklich. Das war schon krass.“
Auf die Frage, wo sie denn am liebsten noch auftreten würde – schließlich wird der Festivalsommer heiß und die Acts sind bereit, auf der Bühne ein Feuer zu zünden -, muss Elly nicht lange überlegen: „Rolling Loud und Splash wären mega. Aber am liebsten natürlich auch beim Frequency.“
Bei diesem Thema lächelt sie, und wir haken nach: „Ist denn da was dran? Können wir dich beim Frequency Festival vielleicht mal auf der Bühne sehen?“ Es bleibt kurz still – gefolgt von einem Augenzwinkern. „Wer weiß … stay tuned.“
Wir sind also gespannt, wie es für die Wiener Newcomerin weitergeht. Bis dahin lassen wir uns von „Elly From The Block“ begleiten – der Song, der längst nicht mehr nur ein Geheimtipp ist ...
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