Fatale Nebenwirkung

Malaria-Impfstoff macht Erreger noch aggressiver

Wissenschaft
31.07.2012 23:00
Impfungen gegen die tödliche Infektionskrankheit Malaria können diese möglicherweise noch gefährlicher machen. Der Grund: Eine in vielen Impfstoffkandidaten enthaltene Substanz fördert offenbar die Bildung noch aggressiverer Erreger. Darauf deutet jedenfalls ein Versuch von US- und australischen Forscher mit Mäusen hin.

Steckten sich ungeimpfte Mäuse bei geimpften Artgenossen mit dem Malaria-Erreger Plasmodium chabaudi an, erkrankten sie deutlich schwerer, als es beim ursprünglichen Parasitenstamm der Fall gewesen wäre. Der Kontakt mit dem Wirkstoff beseitige zwar einen Großteil der Parasiten, lasse aber die gefährlicheren überleben.

Eine Impfung mit dieser Substanz fördere offenbar Genveränderungen beim Erreger, die ihn aggressiver machten, berichten die Forscher im Fachmagazin "PLoS Biology". Möglicherweise sei dieser Effekt nicht auf Malaria beschränkt, sondern existiere auch bei anderen Infektionskrankheiten.

Wirkstoff AMA-1 als Schwachstelle?
Weltweit werden derzeit mehrere Wirkstoffe gegen Malaria in klinischen Studien getestet. Mindestens zehn davon enthalten die jetzt im Mäuseversuch geprüfte Substanz namens AMA-1, stellten Victoria Barclay von der Pennsylvania State University und ihre Kollegen fest. Diese regt das Immunsystem dazu an, Antikörper zu bilden, die den Malaria-Parasiten daran hindern, in die roten Blutkörperchen einzudringen.

Wenn ein solcher Impfstoff nicht alle Parasiten abtöte, hätten diese eine Chance, sich weiterzuentwickeln, warnen die Wissenschaftler. Mücken könnten diese Erreger dann von geimpften auf nicht geimpfte Menschen übertragen, was ein "Leck" genannt wird. Ihre Experimente mit Mäusen hätten nun gezeigt, dass solche Lecks beim Wirkstoff AMA-1 fatale Folgen haben könnten.

Forscher mahnen zur Vorsicht
"Unsere Ergebnisse zeigen, dass wir wachsam sein müssen", sagt Studienleiter Andrew Read von der Pennsylvania State University. Noch wisse man zwar nicht, ob die Impfung mit AMA-1 auch beim Menschen solche Folgen haben könne, es sei aber nicht auszuschließen.

Die Forscher raten daher, alle größeren Tests von Malaria-Impfstoffen beim Menschen künftig gezielt auf solche Veränderungen des Erregers zu überwachen. "Es ist sonst gut möglich, dass sich aggressivere Stämme des Malaria-Erregers entwickeln werden, sobald ein Impfstoff zugelassen und breit eingesetzt wird", warnt Read.

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